Öffentlich-rechtliche Medien als Kunsthändler?

Text: Peter Baumgartner

Quelle: Peter Baumgartner

Sollen sich öffentlich-rechtliche Medien als Kunsthändler betätigen und sich in den Kunsthandel einmischen? Oder sollen sich ORF & Co auf ihre Kernaufgaben ausgewogen berichten und unabhängig informieren beschränken?

Der steirische Künstler Günter Brus ist am 10. Februar 2024 gestorben. Sein Tod war für die Medien der zweite Anlass im 85-jährigen Leben des Künstlers, ihn flächendeckend und umfassend zu würdigen. Wobei „würdigen“ im ersten Fall vielleicht das falsche Wort ist. 1968 ging es den Medien nämlich darum, ihn für seine „Ferkelei“ als Nichtstudent in der Uni zu diskreditieren, zu (ver)urteilen und über die strafrechtlichen Folgen für ihn und andere Beteiligte zu berichten. Damals, als „Wiener Aktionist“ schockierte Brus mit seinen Kollegen Otto Mühl & Co die Öffentlichkeit derart, dass er danach vor den Medien und der Inhaftierung ins Ausland flüchten musste. Manche sagen heute, er „ging ins Exil“. Sinngemäß war es wohl eher eine freiwillige und absichtliche Flucht vor der eigenen Verantwortung. Was Brus gemacht hat, zum Beispiel auf die österreichische Flagge zu scheißen, ist übrigens noch immer strafbar (§ 248 StGB) und es ist nicht bekannt, dass sich Brus jemals dafür entschuldigt hätte. Brus hat sich auch nie von einem seiner „Kakademikern“ und schon gar nicht vom Straftäter Otto Mühl distanziert. Dennoch hat ein großherziger Bundespräsident Rudolf Kirchschläger seine Haftstrafe in eine Geldstrafe umgewandelt und so konnte der „Flüchtling“ wieder in seinen gehassten Heimatstaat zurückkehren, wo er fortan nur noch geehrt und hofiert wurde. Das mediale Tam-Tam hat dem Künstler nachträglich betrachtet also nicht geschadet. Im Gegenteil. Sein „Wert“ stieg und verhalf ihm schließlich zu höchsten Ehren in Österreich und in der Steiermark sowieso.

Anders als die Anfänge der künstlerischen Laufbahn, wurde der Tod von Günter Brus tatsächlich zu einer kollektiven Huldigung. Schon am Todestag begann eine mediale Gatekeeper Maschinerie zu laufen, die ein einziges Ziel hatte, nämlich den Wert des Künstlers und seiner Werke zu steigern. An der Spitze der Reichweiten mächtige und öffentlich-rechtliche Rundfunk, der einem „großen Künstler“ nachtrauerte und mehrfach Plattform für alle „Wertschätzungen“ bot. Landsmann und Vizekanzler Kogler erinnerte an einen „großen Geist und Mensch“. Was früher Pfui war und aufgeregt hat, läuft heute unter Chiffre 68er und war nur „provokant“, „aggressiv“ und „anfangs verkannt“. Dabei wollte der Künstler selber seine Aktion nicht als Kunst, sondern als schockieren verstanden wissen. Unbeirrt sprach der Wiener Bürgermeister von einem Künstler, der mit seiner radikalen Körperkunst die Kunstwelt verändert hat. Die Grüne Kunststaatssekretärin will von Brus nur eine „künstlerische Ausnahmeerscheinungen“ wahrgenommen haben. Selbst die kommunistische Bürgermeisterin von Graz, honoriert die „wichtigen Anstöße für gesellschaftliche Veränderungen“, zu denen Brus immer beigetragen hat. Die Direktorin des Dommuseums der Erzdiözese Wien, Johanna Schwanberg, schreibt in der Furche und in der KathPress, dass „eine der konsequentesten und bahnbrechendsten Künstlerpersönlichkeit“ gestorben ist. Man stelle sich vor, was passieren würde, wenn heute ein Zuwanderer im Vorlesungssaal auf die österreichische Flagge scheißt…

Wie bei allen umstrittenen Künstlern, spätestens mit dem Tod, oft schon viel früher, beginnt die „Wertsteigerung“, die von manchen auch als Rehabilitierung wahrgenommen wird. Erst in seltenen, tief gehenden Diskussionen geht es um die Frage, ob man Künstler losgelöst von ihrem Werk sehen kann/soll. Natürlich, sagen die, die von der Kunst profitieren (wollen) und die Fans sowieso. Man beruft sich auf Pragmatismus und aufgeklärte Gesellschaft. Betroffene sehen das allerdings anders und fordern Verantwortung ein – auch von denen, die nach dem Tod eines umstrittenen Künstlers von dessen Arbeit profitieren. Opfern geht es um Transparenz und darum, dass ihr Leiden, ihre Demütigung, ihr Missbrauch, ihr Rechtsempfinden, nicht vergessen oder gar vertuscht wird. „Aus den Augen, aus dem Sinn“ ist für Leidtragende keine Option. Beide Positionen sind schwer in Einklang zu bringen. Ganz egal, um welche Kunstrichtung es sich handelt. Eine Intervention der Opfer hat aber möglicherweise wertmindernde Folgen. Darf zum Beispiel das Aktbild eines minderjährigen Opfers überhaupt „verkauft“ werden? Natürlich wird man diese Frage auch in einem historischen Kontext sehen müssen, aber lebende Opfer kann man wohl kaum ungeniert allein als Kunstwerk betrachten. Und es ist äußerst fraglich, ob sich der „Markt“ allein auf seine Position als „Vermarkter“ zurücklehnen darf. Künstler, egal aus welchem Bereich sie kommen/kamen, von Wagner über Michael Jackson, Handke, Woody Allen, Otto Mühl – oder Günter Brus, sie alle und mit ihnen ihre „Besitzer“ haben eine Verantwortung übernommen und die heißt „Idol“. Menschen neigen dazu, sich an ihrem Idol zu orientieren, ihnen nachzueifern, sie zu kopieren, oder gar nach ihrem Vorbild zu leben. Damit ist für Idole eine große Verantwortung verbunden. Francis Bacon warnt vor der Gefahr, dass Trugbilder die Menschen an adäquaten Erkenntnissen und insbesondere am selbständigen Denken hindern können. Beispiele dafür gibt es genug.

Der verurteilte Künstler Teichtmeister hat wie Günter Brus seine mediale Verurteilung erfahren. Wird er wie Brus auch wieder in den kulturellen Olymp aufsteigen?
Quelle: Peter Baumgartner

Eine wesentliche Rolle in der Frage, wie mit „kontaminierten“ Künstlern umgegangen werden soll, kommt den Medien zu und hier betrifft es wiederum insbesondere die öffentlich-rechtlichen Medien mit ihrer Breitenwirkung unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Verflechtungen. Als typisches Beispiel mag der „Fall Teichtmeister“ gelten, dessen umstrittenes Urteil dazu geführt hat, dass der ORF einen „Bann“ über den Ex-Burgschauspieler ausgesprochen hat. In der Diskussion über den Fall ging es aber bereits nur um zwei Fragen: Ist Teichtmeister für immer schuldig, oder gibt es einen Weg zurück ins normale Leben? Es gibt aber noch eine dritte Frage, eine entscheidende und viel wichtigere Frage und das ist der offene Umgang mit einer Verurteilung, die Übernahme der Verantwortung und kein „Schwamm drüber“ nach einer Abkühlphase. Erst daraus kann sich eine Präventivwirkung entwickeln, die letztlich zu einem „nie wieder“ beitragen kann. Teichtmeister hat, im Gegensatz zu Brus, die volle Verantwortung für seine Straftat übernommen. Im Gegensatz zu Günter Brus, der völlig rehabilitiert ist, nahm der ORF „mit sofortiger Wirkung von Herstellung und Ausstrahlung von Produktionen mit Florian Teichtmeister Abstand“. Das ist zunächst gut und Gebot der Stunde. Die Frage ist, wie lange wird die mediale Abstinenz anhalten und was folgt danach? Wird man Teichtmeister wie Brus nach seinem letzten Tag auch nur noch als großen Künstler/Idol, der er zweifelsohne für viele ist, würdigen und mit Preisen überhäufen? Die Vermutung liegt nahe, dass spätestens dann, aber wahrscheinlich schon viel früher, der „Werterhalt“ und die „Vermarktungschancen“ insbesondere für den ORF im Vordergrund stehen werden. Hubert Thurnhofer, Galerist und Präsidentschaftskandidat, meint, es ist keine Kunst ein Bild zu malen, aber es ist Kunst, ein Bild zu verkaufen. Da ist ein echter Gatekeeper tatsächlich von unschätzbarem Wert.

Offene Türen und Tore

Text: Peter Baumgartner

Gemessen am Umsatz, ist das Einbruchsgeschäft in Kärnten führend. Womit eindrucksvoll bewiesen ist, dass auch nicht Kammermitglieder gute Geschäfte machen können.
Bild: Peter Baumgartner

In letzter Zeit häufen sich die Einbrüche in Kärnten. Die Faktenlage wurde bisher stets genau ermittelt. Es waren immer „bislang unbekannte Täter“ – keine Täterinnen – am Werk, die „kilometerweit angereist sind“. Der Zutritt erfolgte mit ziemlicher Sicherheit immer gewaltsam, wobei das Einbruchswerkzeug auch „bislang unbekannt“ blieb. Aber der Zweck des Einbruchs war verlässlich immer von Diebstahl geleitet. Was die Schadenshöhe betrifft, so kann mit Garantie gesagt werden, diese konnte nie festgestellt werden. Ganz wichtig ist noch anzumerken, auch das haben die schwierigen Ermittlungen ergeben, die Täter (keine Täterin) waren alle nachtaktiv. Und die Täter arbeiten meist am Wochenende. Das macht die weiteren Ermittlungen auch so schwierig. Wir bei der Polizei sind eher tagaktiv und am Wochenende lieber zu Hause. Aber, und das sei zur Beruhigung der Bevölkerung gesagt, eingebrochen wurde bisher immer nur bei ortsansässigen Personen die praktisch selber schuld sind, weil sie kein teures Sicherheitssystem haben. Flüchtlingsheime sind hingegen praktisch nie von Einbrüchen betroffen und Kindergärten äußerst selten. Auch Pfarrhäuser sind in der Einbruchsstatistik unterrepräsentiert. Daraus lässt sich schließen, dass Einbrecher eher gläubig sind. Die Kärntner Polizeigewerkschaft wendet sich an die International Association Breaking and Entering (IABE) mit einem dringenden Aufruf. Man habe vollstes Verständnis für das „Business“ der IABE-Mitglieder. Insbesondere gläubige Mitglieder aus wirtschaftlich schwachen Regionen, können darauf vertrauen, in Kärnten „offene Türen einrennen“ zu dürfen. Aber, und an dieser Stelle richtet die Gewerkschaft einen eindringlichen Appell an die Vernunft der IABE-Mitglieder, man erwartet sich doch eine gewisse Mithilfe bei der Aufklärungsquote. Vielleicht könnte sich der eine oder andere Einbrecher freiwillig stellen, damit man uns keine Untätigkeit nachsagen kann. Vielleicht haben Sie einen pensionsberechtigten Einbrecher in ihren Reihen, der sich ohnehin in den Ruhestand begeben möchte. Allfällige Ruhestandsansprüche werden sowieso von der Waffenlobby übernommen, weil sich die unermüdliche Tätigkeit der IABE-Mitglieder, bereits sehr vorteilhaft auf den Umsatz von Schusswaffen auswirkt. Pazifistische Täter können sich an die dankbare Sicherheitsindustrie wenden. Auch die sind beim Wechsel in den Ruhestand gerne behilflich.

Vom Hof auf den Tisch

Text: Peter Baumgartner

Zum Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (Schnittlauchabkommen) reiste EU-Präsidentin Ursula von der Leyen im Dezember 2023 höchstpersönlich mit einer große Delegation nach Kenia, um mit Präsident William Ruto über den grünen Rasen zu schlendern.
Bild: Dati Bendo

„Farm to Fork“(F2F) lautet eine EU-Strategie, durch die Lebensmittel in Europa gesünder, als das jetzt der Fall ist, werden sollen. Das ist auch dringend notwendig, denn momentan lautet die Devise eher „Vom Hof ab ins Labor“(F2lab). Und das hat seine guten Gründe.

Die F2F-Strategie könnte derzeit lebensgefährlich sein. 60 – 70 Prozent der Böden in der EU sind nicht gesund, lautet die offizielle Diagnose. Deshalb will die EU bis 2050 wieder eine vollständige Bodengesundheit herbeiführen. Etwa durch die Halbierung des Pestizid Einsatzes schon bis 2030. Aber das ist noch eine Vision, die schon an der Sensibilisierung für das Thema scheitert und ein längst überfälliges Bodenüberwachungsgesetz verhindert. Europa ist nicht auf dem Weg, seine Bodenressourcen zu schützen (SOER 2020). Im Gegenteil. Die selbst gesteckten Verpflichtungen werden nicht eingehalten. „Das Fehlen einer geeigneten EU-Bodengesetzgebung trägt zur Bodenverschlechterung in Europa bei.“ Die Versäumnisse sind allerdings elefantös und schier unlösbar. Schätzungen zufolge sind in der EU fast 3 Mio. Flächen potenziell kontaminiert und davon müssen beinahe 390.000 saniert werden. Einige Flächen können wir auch in Kärnten dazu „beitragen“.

Es sind viele Chemikalien auf dem Markt, von denen nur ein kleiner Teil ausführlich auf Risiken untersucht wird.

Die „visionäre“ EU-Umweltpolitik hat zumindest gezeigt, dass sich die Gemeinschaft, anders als die Nationalstaaten, Gedanken über die gesunde Lebensmittelversorgung macht. Vielleicht mit ein Grund dafür, warum die EU-Präsidentin zum Beispiel sogar mit Kenia Handelsverträge abschließt. Von dort bekommen wir jetzt massenhaft Schnittlauch, den die Österreicherinnen so lieben. Ob der gesund ist, wissen wir natürlich nicht. Vergleich haben wir auch keinen, weil es kaum österreichischen Schnittlauch gibt. Die AGES, in Österreich zuständig für die Lebensmittelsicherheit, gibt auf Anfrage bekannt, man könne keine Details nennen. Aber man schaut eh gerade bei Importen aus Drittstaaten genau hin, um die Lebensmittelsicherheit bestmöglich garantieren zu können. Aber Rückstände aus Pflanzenschutzmitteln sind aus unterschiedlichen Gründen „häufig unvermeidlich“. Tatsächlich wurden beispielsweise 2023 bei einer Pestizid-Schwerpunktaktion 30 von 826 untersuchten Proben beanstandet. Schnittlauch war nicht im Untersuchungsprogramm. Im Nationalen Pestizide Kontrollbericht für 2021 wurde insgesamt eine deutliche Steigerung der Beanstandungen festgestellt und verschiedene Produkte als gesundheitsschädlich eingestuft. Ob Schnittlauch getestet wurde, lässt sich im Bericht nicht feststellen. Die europäische Lebensmittelbehörde EFSA verfasst zusammenfassende Berichte, die kleine Einblicke auf die Unionsebene bei den Lebensmitteluntersuchungen erlaubt. So wurden beispielsweise 2021 87.863 Lebensmittelproben auf Pestizidrückstände untersucht. Schnittlauch war nicht dabei. Und wenig beruhigend – wirklich „sauber“ waren nur 58,1 % der Proben.

Nicht nur die eigenwillige Preisgestaltung, auch die flächendeckende Invasion von exotischem Schnittlauch, ist ein österreichisches Spezifikum.
Bild: Peter Baumgartner

Schnittlauch könnte man zwar auch in Österreich massenhaft produzieren, weil es hier sehr namhafte Betriebe gibt, aber die „Gemüsehändler“ beschränken sich anscheinend bei manchen Produkten lieber auf den lukrativeren Handel. Dafür findet man ganzjährig beispielsweise Hanfprodukte aus heimischem Anbau im Handel (146.000 m2 Glashaus), aber fast nur exotischen Schnittlauch. Nicht nur aus Kenia, sondern auch aus Marokko, Israel und sogar aus Indien, landet Schnittlauch bei Spar und Co. Obwohl, es gibt auch einen „Kärntner Schnittlauch“. Aber da ist auch Vorsicht geboten, weil anscheinend Molybdän und Vanadium in Lebens- und Futtermitteln hierzulande ein unlösbares Problem sind. „Die Belastung in den Lebensmitteln aus dem Krappfeld sind trotz umfangreicher Maßnahmen (nach Jahren) nicht gesunken“, berichtet LAbg. Michael Maier/ÖVP (1.2.2024). LAbg. Erwin Baumann/FPÖ beruhigt, die Belastungen sind zwar vorhanden – aber alle unter dem Grenzwert. Der SPÖ Abgeordnete Ervin Hukarevic kann der skurrilen Situation sogar etwas Positives abgewinnen: Die verursachende Privatwirtschaft hilft mit und zahlt einen (kleinen) Teil des 2 Mio. Euro teuren Monitoring Programms. Wirklich großzügig! Ziel der (von der LRG eingesetzten) Forschungsgruppe ist es, Maßnahmen zu identifizieren, welche die Emissionen noch weiter verringern könnten (LPD 28.1.2023). Leider glänzt die Opposition wie die AGES in diesem Fall mit vornehmer Zurückhaltung und so ist es vielleicht besser, doch wieder auf Schnittlauch aus Kenia zurückzugreifen.

„Kärntner Schnittlauch“ ist zwar nur ein Minderheitsangebot, aber auch da ist Vorsicht geboten. Bild: Peter Baumgartner

Anderseits plagt einen angesichts der klaglosen Lieferung aus Kenia auch ein wenig das schlechte Gewissen, weil die Caritas dort Lebensmittelgutscheine verteilen muss, damit die Menschen nicht verhungern und die IPC-Klassifikation hat Millionen Afrikaner, auch aus Kenia, in der Ernährungsunsicherheit als gestresst eingestuft haben. Gut, nicht jeder wird in Österreich beim g‘schmackigen Schnittlauchbrot zum Frühstück gleich die konträren Bilder im Kopf haben. Es gibt ja auch fruchtbare Plantagen in Kenia. Dort werden die Einheimischen allerdings von modernen Kolonialisten ausbeutet und sogar erschossen, wenn sie ein paar Teeblätter klauen. An all das – und auch an den kenianischen Präsidenten, der bereits in Den Haag vor den Richtern stand, denkt man hierzulande beim Schnittlauchbrot am Frühstückstisch oder beim Heurigen nicht.

Vergleicht man das Bild mit dem Beitragsbild, muss man extra erläutern, dass sie im gleichen Land, zur gleichen Zeit die Realität beschreiben. Bild: Caritas-International

Was man sich aber schon fragt ist, warum eine heimische Genossenschaft mit 133 Gärtnern und 40.000 Tonnen Produktionsvolumen, mit Schnittlauch aus Indien handelt und sich trotzdem Regionalität auf die Fahnen schreibt. Mit ziemlicher Verwunderung nimmt man auch zur Kenntnis, dass ein landwirtschaftlicher Verein – eigentlich ein Konzern, mit 1000 Landwirtinnen und besten Anbaugebieten „leider nur getrockneten Schnittlauch“ verkauft. Und dann ist da noch das Kompetenzzentrum für Gemüse in Österreich schlechthin. Mit 3 Mio. Kunden täglich, ist sich der Betrieb nicht zu schade, nur Verpackungsstation für Schnittlauch aus Kenia zu spielen.

Derzeit wird wieder viel über die Lebensmittelkennzeichnung diskutiert und eine Ampel, der „Nutri-Score“, soll die Konsumentinnen bei der Kaufentscheidung unterstützen. Vielleicht sollte man darüber nachdenken, ob so eine „Ampel“ auch für Lebensmittelproduzenten Sinn machen würde…

Österreichs Medienpolitik fördert mehrheitlich Auslandsmedien

Text: Peter Baumgartner

Wer nicht „dumm sterben“ will, hat es in Österreich schwer zu einer Meinungsvielfalt zu kommen.
Quelle: Peter Baumgartner

Die Medien lassen sich instrumentalisieren und verhöhnen, sagt die erfahrene Chefredakteurin Antonia Gössinger. Und sie stellt fest, dass kritische Selbstreflektion für ihre Artgenossen offenbar eine Nullnummer ist.

Die Frage ist, merken die es nicht, machen sie es absichtlich – oder ist es ihnen gar egal? Einer, der solche Medien-Instrumentalisierungen inszeniert und sich selber als Journalist bezeichnen darf, freut sich diebisch über die manipulierbare Buchstabensuppe. Mehr noch, er macht sogar ein Geschäftsmodell daraus und zeigt auf, wie die Medien-Puppen an den Fäden tanzen. In der harschen Kritik an ihrer eigenen Zunft, lässt sich Gössingers tiefe Scham herauslesen. Wie ist es möglich, dass sich ein vermeintlicher Qualitätsjournalismus so vorführen lässt? Der Arbeitgeber der Medien-Instrumentalisierung, Sebastian Kurz, wurde von den Medien sogar mit dem „Freiheitspreis der Medien“ und als „Kommunikator der Freiheit“ ausgezeichnet. Psychologisch kann man das vielleicht noch als eine Art von Stockholm-Syndrom entschuldigen. Florian Klenk, ein medialer Leuchtturm, bezeichnet seine Kollegenschaft gar als „Mikrofonständer“ und Stenografen der Regierung (Dez. 2018). Armin Turnherr, der Falter Gründer, ortet bei vielen Medien in Österreich eine Hofberichterstattung die feudale Züge hat und zutiefst kapitalistisch ist. Sichtbarer Beleg dafür mag die Vernichtung der Qualitätszeitung „Wiener Zeitung“ sein. Es gibt Journalismus zum Genieren – wieder und immer noch, stellt Chefredakteur Walter Hämmerle in seiner Diagnose fest und leider zählt „Lügenpresse“ keineswegs allein zum Vokabular von Verschwörungstheoretikern. Politologe Peter Filzmaier kritisiert, dass Medien, was bei Wahlen natürlich ziemlich fatal ist, zweifelhafte Meinungsumfragen ungeprüft übernehmen und diese selbst dann verbreiten, wenn gegen alle Regeln verstoßen wurde. Verlagschef Horst Pirker plaudert aus dem Nähkästchen und verrät, dass es in Österreich drei Arten von enger Verzahnung zwischen Medien und Politik gibt. Eine Art hat Ähnlichkeit mit einem Schutzgeldsystem. Grande Dame Anneliese Rohrer meint, „Alles, was Journalistinnen brauchen, ist Courage und Rückgrat“. Und „Die Politiker:innen sollten endlich aufhören, die Journalist:innen zu vereinnahmen, und umgekehrt sollten sich die Journalist:innen gegen eine solche Vereinnahmung zur Wehr setzen.“ Sichtbarer Beleg kommt vom Journalistinnen-Barometer: Das Verhältnis von Journalismus zur Politik hat sich für 40 % noch verschlechtert und die Selbsteinschätzung was das Berufsbild betrifft, beurteilen mehr als 71 % als negativ.

Was in Österreich um Medienförderung anstehen darf und tatsächlich üppig gefördert wird, ist reine Ressourcen Verschwendung. Schade um jeden Baum, der dafür gefällt werden musste. Quelle: Peter Baumgartner

Die Liste der Medienfachleute, die wenig Schmeichelhaftes über ihre Kolleginnen zu berichten haben, ist lang. Meist sind es Experten, die sich ihre Unabhängigkeit erarbeitet haben und deren Meinung, wenigstens zeitweise, öffentliche Anerkennung findet. Im Gegensatz zu den Schwaflern und Jammerern, haben sie sehr wohl gezeigt, dass man im Dickicht der Politik und Wirtschaft unabhängig bleiben und überleben kann. Für den Qualitätsjournalismus heißt das, ja es gibt ihn – aber man muss ihn suchen. Er ist jedenfalls nicht leicht zu finden und schon gar nicht da, wo man es erwarten würde. Es gibt aber auch Medienarbeiter, die offensichtlich mit ihrer Rolle aus unterschiedlichen Gründen unzufrieden sind und versuchen, selber Politik zu machen. Sie versuchen, wie es beispielsweise Richard David Precht und Harald Welzer in ihrem Buch beschreiben, Politiker vor sich her zu treiben. Heraus kommen Medien, die immer mächtiger werden und Medienkonsumenten wissen, wenn diese Zeitung eine Kampagne startet, rollen im Parlament die Köpfe. Das nennt sich dann „Mediokratie“ und trägt nicht etwa zur Demokratisierung bei, sondern zerstört das letzte Vertrauen in die Politik. Die Putsch-„Regierung“ und die Ministerinnen dieser Mediokratie sind namentlich bekannt und sie lebt nicht etwa von den glücklichen Abonnenten die sie so generieren, sondern fürstlich auf Kosten der Steuerzahler. Zu allem Überdruss gibt es noch eine Mischung aus allen unsäglichen Medienexperten, die man aber, um das vorwegzunehmen, nicht über einen Kamm scheren darf. Es sind jene Experten, wie eingangs erwähnt, die den Drehtür-Effekt nützen und dann ihre Kolleginnen vorführen, weil sie es können und weil sie in der komfortablen Position sind, Macht über ihre ex-Kolleginnen auszuüben. Meistens sind diese Typen, von Helmut Zilk einmal abgesehen, in ihrer neuen Rolle nicht sehr erfolgreich und auch sie tragen durch ihre „linke Tour“ nicht zu Demokratiesierung bei.

Der Kurt-Vorhofer-Preis und der Robert-Hochner-Preis soll die kritische Haltung gegenüber Machthabern auszeichnen – und wird vom VERBUND-Konzern finanziert. Ungeniert werden von den Medienvertretern große Namen ihrer Zunft vereinnahmt, der Industrie als Plattform zur Verfügung gestellt, damit diese einen medienwirksamen Auftritt bekommt. So werden verstorbene Vorbilder zum Zwecke der Selbstdarstellung „prostituiert“.
Foto: Peter Lechner/HBF

Vor wenigen Wochen wurde das neue Gesetz zur Förderung des „Qualitätsjournalismus“ beschlossen. Ob mehr Geld instrumentalisierte Medien verhindern und besseren Journalismus fördern kann? Es darf gezweifelt werden. Sonst hätte wenigsten bereits der Presserat, selber üppig gefördert, mit seiner Selbstreinigungskraft, längst regulierend eingreifen müssen. Aber ein falsches System mit noch mehr Geld zu füttern, ändert nichts am System. Das Problem liegt in der grundsätzlichen Förderpolitik. In Österreich werden falsche Entwicklungen nicht bestraft, sondern grundsätzlich selbstverständliches Verhalten belohnt. „Gibst du mir kein Geld, bin ich eben ein Lump und hau dir in die Fresse“. Das klingt – siehe Horst Pirker, nach Schutzgelderpressung. „Es geht bei der Medienförderung nicht um die Subvention einer notleidenden Branche, sondern um die Infrastruktur der Demokratie“, hat Prof. Karmasin gelehrt. Förderungen in Mikrophonständer oder in instrumentalisierte Medien, sind unter diesem Gesichtspunkt das genaue Gegenteil von Infrastrukturförderung. Einen unabhängigen Journalismus, Meinungs- und Pressefreiheit zu fordern, weil es die Verfassung so vorschreibt, macht nur dann Sinn, wenn man willens ist, diese Freiheiten auch zu leben. Die Medienförderung in Österreich erfüllt einen einzigen Zweck: Sie treibt ihre mündigen Kunden förmlich mit Gewalt in die Arme ausländischer Anbieter. Wer Pluralität und Meinungsvielfalt sucht, wird im österreichischen Medienmarkt nur bedingt fündig. Aber selbst die Suche nach ausländischen Zeitungen gestaltet sich in Österreich außerhalb vom Zentralbahnhof als schwierig. Schon in mittelgroßen Städten wird man maximal an einer Verkaufsstelle fündig. In kleinen Städten oder gar in Ortschaften, muss man mit dem regionalen Angebot das Auslangen finden. Grob geschätzt, müssen zwei Drittel der Österreicherinnen mit dem Einheitsbrei das Auslangen finden. Vielleicht ist diese Art der „Zensur“ Ausdruck einer Branchenangst die weiß, dass das Angebot die Nachfrage bestimmt.

Lei(d)kultur

„Der Österreich Plan“ von Bundeskanzler Karl Nehammer hat den Wahlk(r)ampf eröffnet. Es geht ihm und seiner Partei um Leistung, Familie und Sicherheit. Also um gesellschaftlich wichtige Bereiche, die sie mit Erfolg in Grund und Boden gestampft haben. Jetzt will man sich in der ÖVP auch noch um die Leitkultur „kümmern“.

Die politische Dorfjugend ist komplett am Sandkasten versammelt. Wer was „gebacken“ hat und wer die höchste Burg gebaut hat, das wird sie eine Weile beschäftigen. Übrig bleiben wird ein Sumpf, der wieder trocken gelegt werden muss.

Als der deutsche Innenminister 2017 die Debatte um die Leitkultur entfachte, musste er schnell merken, das führt zu nichts. Bei der Begrüßung die Hand zu geben, mag zwar weit verbreitete Praxis sein, viele – vor allem Jugendliche, können damit nichts anfangen. Außerdem, man hat ja das Grundgesetz und damit war die Debatte beendet. Davon lässt sich Karl Nehammer jedoch nicht abschrecken. Er will die Debatte selber ausprobieren – und selber scheitern. Nehammer hat Integrationsministerin Raab mit der „Prozessfindung“ beauftragt. Ausgerechnet jene Frau, die mit Sebastian Kurz eine Integrationspolitik betrieben hat, deren „Früchte“ wir jetzt tragen. Abgesehen von den Inhalten, wie um alles in der Welt kommt eine Partei auf die Idee, der gesamten Bevölkerung eine Leitkultur verordnen zu können? Kann man „Zuhören“ verordnen? Das gelingt nicht mal im Parlament. Kann man Respekt verordnen? Muss man künftig vielleicht Abgeordnete respektieren, die sich im Parlament wie Rüpel benehmen? Kann man „christliche Werte“ in einer Gesellschaft verordnen, die nur noch an den Aktienindex glaubt und die Kirche nur für die Hochzeit und das Begräbnis braucht? Ich denke, wir haben genug damit zu tun, um die Einhaltung der gültigen Gesetze zu ringen. Wenn wir überhaupt so etwas wie eine „gemeinsame Leitkultur“ brauchen, dann suchen wir gemeinsam nach einem Nenner. Eine Parteientscheidung braucht niemand.

Die Verkehrswende – bitte warten

Text: Peter Baumgartner

Eine „illusorische Forderung“ nennt Chefredakteur Fercher von der Kleinen Zeitung die Verlegung des Bahn-Güterverkehrs, weg vom Wörthersee auf eine neue, weniger bürgerfeindliche, Trasse. Braucht man nicht und ist außerdem viel zu teuer, lautet der mediale Befund im Einklang mit dem Verkehrsministerium. In Summe graben wir zwar gerade an weit mehr als 100 Kilometer Bahntunnel, aber das ist gut investiertes Geld, weil es der Verkehrsverlagerung dient. Lärmbelastung, die dadurch entsteht, ist ein Kollateralschaden. Außerdem fahren die Züge eh schon „viel leiser“. Altersbeding kann man Herrn Fercher keinen Vorwurf machen, aber es wäre Aufgabe der Medien gewesen, schon bei der Planung der „Koralpenbahn“ den Finger in die (Planungs)Wunden zu legen und dort bis zur zufriedenstellenden Lösung für die Bürger zu belassen. Spätestens mit der Bund/Land-Finanzierungsvereinbarung bestand Aufmerksamkeitspflicht in Kärnten und vom Generalverkehrsplan 2002 wurde niemand mehr überrascht. Jetzt sind mehr als 20 Jahre vergangen und wir diskutieren noch immer über eine Streckenführung, die zumindest bereits in Fertigstellung sein sollte – sieht man von der generellen Frage der Sinnhaftigkeit ab. Immerhin hat Verkehrsprofessor Knoflacher diagnostiziert, dass diese (Bahn)Großprojekte „ein krimineller Akt“ sind. Hinter den Megaprojekten steht der Wunsch nach einer Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene. Aber genau diese will sich nicht und nicht einstellen. Im Gegenteil, je mehr in die Bahn investiert wird, umso mehr steigt der Straßenverkehr. Die Bauindustrie allerdings jubiliert. Die weiß gar nicht mehr, wo sie ihre Gewinne anlegen soll – vor allem – wem kann man das schöne Geld noch anvertrauen?

In Österreich gab es 2022 66 Unfälle auf Eisenbahnkreuzungen mit 12 Toten, 14 Schwerverletzten und 11 Leichtverletzten. Aber: „Die Unfallzahlen gehen stetig zurück…“(ÖBB). Bild: Peter Baumgartner

Was die verkorkste Planung bei der Koralmbahn im Wörthersee Bereich betrifft, ist es zu einfach, heute dem Verkehrsministerium die „Schuld“ in die Schuhe zu schieben. Nachhaltig „verbockt“ hat eine rechtzeitige Planung im Sinne der Anrainer wahrscheinlich schon das einstige Dream-Team Gorbach/Dörfler, die nicht in der Lage waren, Einstimmigkeit im Kärntner Flohzirkus zu erzielen. Unzählige Anfragen und Petitionen mit unterschiedlichen Interessen taten ihr Übriges. Wahrscheinlich spielen noch heute persönliche Animositäten (Villach versus Land, Land versus Bund) mit Geschichte eine Verhinderer-Rolle. Aus gegebenem Anlass liegt die Vermutung jedoch nahe, dass Schlitzohren am Begriff „Zentralraum“ arbeiten und schon mal 110 Mio. Euro in die Hand nehmen, um den Transitverkehr durch Kärnten über die Hintertür – quasi im Schritttempo, einzuführen. Die Rede ist von der Bahnstrecke St. Veit/Glan – Villach. Hier kann sich der amtierende Landesrat Schuschnig noch ein Denkmal für seinen Wahlkreis setzen und im Interesse der Bauwirtschaft noch ein paar Anrainer vergraulen. SPÖ-Verkehrsminister Jörg Leichtfried hat schon 2017 davon gesprochen, dass sich der Verkehr auf dieser Bahnstrecke, auf Basis der Verkehrsprognose 2025+, verdoppeln wird. Die genannte Bahnstrecke weist zwar insgesamt 66 öffentliche Eisenbahnkreuzungen- und Übergänge auf. Bei den 59 unbeschrankten Übergängen muss man halt inzwischen ein wenig aufpassen. „Die häufigsten Unfallursachen sind Unachtsamkeit und Ablenkung der Straßenverkehrsteilnehmer,“ weiß die ÖBB und warnt gleichzeitig: „Trotz fehlender Warnsignale kann es passieren, dass ein Zug unangekündigt die Kreuzung durchfährt.“ Bei den enormen Investitionen, die die Bahn zu stemmen hat, ist es auch „illusorisch“, dass in absehbarer Zeit keine Todesopfer mehr zu beklagen sind.

Keine Priorität

Text: Peter Baumgartner

V.l.n.r.: GR Robert Eichwalder, Anna Egger, Stadtrat Walter Brunner, Bgm. Martin Kulmer (Quelle: Baumgartner)

Am 23. Jänner 2024 kam es am Gemeindeamt in St. Veit/Glan zu einem Gespräch zwischen Bürgern und Politikern. Dabei war das Thema Bodengesundheit vor dem Hintergrund einer Bodenstudie in der Stadt, ein zentrales Thema. Seitens der Bürger bestand der Wunsch, dass alle im Gemeinderat vertretenen Parteien am Gespräch teilnehmen. Die GRÜNE Partei war jedoch nicht anwesend. Teilgenommen hat neben Herrn Bgm. Martin Kulmer auch Herr Stadtrat Walter Brunner und Herr GR. Robert Eichwalder. Zielsetzung war seitens der Bürger, die Gemeindevertretung davon zu überzeugen, dass die Bodengesundheit in St. Veit nicht gut ist und dass Handlungsbedarf besteht. Die zuständige Abteilung der Kärntner Landesregierung ist jedoch der Meinung, es ist „keine Gefahr für die Umwelt erkennbar“ und stellte generell die Seriosität der Studie in Zweifel. Herr Bgm. Kulmer hat sich schon vor dem Gespräch in einem Beitrag in der Kleinen Zeitung dieser Meinung angeschlossen und räumt dem Anliegen der Bürgerinnen keine Priorität ein. Auch Stadtrat Brunner kann keinen unmittelbaren Handlungsbedarf erkennen. GR. Eichwalder hingegen hat sich eher der Bürgermeinung angeschlossen. Bei dem Gespräch, bei dem auch Studienautor Dipl. Ing. Kurt Scheidl vom Bodenlabor-envirolab anwesend war, ist es den Bürgerinnen nicht gelungen, Herrn Kulmer und Herrn Brunner zu überzeugen, dass tatsächlich Handlungsbedarf besteht. Folglich gibt es seitens der Gemeinde auch noch keine gemeinsame Zusage, dass die Gemeindevertretung hinter den Anliegen der Bürger steht. Allerdings hat Herr Bgm. Kulmer in Aussicht gestellt, dass sich die Gemeinde in etwa in einem halben Jahr zu den Anliegen abschließend äußern wird. In der Zwischenzeit sollen noch weitere Gespräche geführt werden. Auch wenn der Zeithorizont für die Bürgerinnen weit entfernt ist wird betont, dass man die Rückmeldung jedenfalls „daworten“ wird, inzwischen aber nicht untätig sein möchte. Die, aus der Bürgerinnen Sicht möglichen Maßnahmen, die seitens der Gemeinde getätigt werden könnten, wurden in der Gemeinde hinterlegt (Beilage).

Als nächstes wird es wahrscheinlich bald ein persönliches Gespräch in der Landesregierung mit der zuständigen Landesrätin Sarah Schaar geben. Auch dort will man mit Nachdruck für die erforderlichen Maßnahmen der Bodengesundheit werben. Zuvor müssen allerdings die Zweifel an der Studie ausgeräumt werden.

Lust auf Vorstadt

Text: Peter Baumgartner

Die Österreichischen Raumordnungskonfe­renz (ÖROK) hat 2019 eine Fachempfehlung zur Stärkung von Orts- und Stadtkernen veröffentlicht, die auf eine „Erleuchtung“ im Jahre 2011 zurückreicht. Es hat also etwas gedauert. Immerhin, dass die Attraktivität der Orts- und Stadtkerne als Wohn-, Wirtschafts- und Nahversorgungszentren schwindet und „scheinbar“ unaufhaltsam ist, wurde schon „geschnallt“. Das führte aber getreu der bisherigen Arbeitsgeschwindigkeit noch nicht zu konkreten Umlenkungen oder gar Zeitplänen, sondern zuerst nur zu „Fachempfehlungen“. Damit war der Misserfolg, den wir 2024 vielerorts noch immer sehen, vorprogrammiert: Ausgestorbene Stadtkerne und zubetonierte Vorstädte. Probleme kann man bekanntlich nicht mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind (Einstein). In Österreich versucht man es trotzdem.

Oberstes Ziel der Raumordnung NEU ist deshalb seit geraumer Zeit „Die Stärkung und Belebung der Orts- und Stadtkerne“, um den Erhalt der Lebensqualität für die Wohnbevölkerung zu sichern. In vielen Gemeinden ist das auch eine der Grundlagen für den Tourismus. Dafür braucht es, so die Experten, eine Verschränkung von Wohnen, Nahversorgung, Wirtschaft, sozialen Einrichtungen und öffentlichen Freiräumen. Nur, inzwischen hat man sich alle Mühe gegeben, um eben das nachhaltig zu zerstören. Bis jetzt hat auch niemand ernsthaft vorgeschlagen, das Shopping-Center in der Vorstadt wieder niederzureißen. Vielleicht ist ja nur der Segregationswille etwas außer Kontrolle geraten. Die Suburbanisierung eine bewusst herbeigeführte Entwicklung, die wohl von der Mehrheitsgesellschaft mehr oder weniger freiwillig getroffen wurde und somit nicht x-beliebig änderbar ist. Zumindest nicht dann, wenn man davon ausgeht, dass es keine autoritäre Suburbanisierung war und eine örtliche Raumplanung nicht nach jeder Wahl mutwillig geändert wird. Möglicherweise entsteht eine Suburbanisierung auch dadurch, dass bestimmte Betriebe exkludiert werden, damit die Kernstruktur in eine gewünschte Richtung gelenkt wird. Sichtbar wird das insbesondere dort, wo eine soziale Exklusion stattfindet. Ist der „Ruaß“ (Kohlenstaub) an die Peripherie gedrängt, kann man ungestört im Gastgarten den Caffè Latte schlürfen. Blöd wird es nur, wenn man die Zentralität so weit ausreizt, dass man am Laufsteg der Eitelkeit keinen Caffè Latte mehr bekommt.

Das Schloss Kölnhof (anno 1378) in der Vorstadt von St. Veit an der Glan, hat eine wechselvolle Geschichte und steht unter Denkmalschutz. Schon im 16. Jhdt. entwickelte sich um das Schloss, außerhalb der Stadtmauer, ein kleines Dorf. Quelle: Peter Baumgartner

Egal aus welchen Gründen auch immer der Ortskern/Stadtkern „gesäubert“ wurde, es besteht zunächst kein Grund, die Vorstadt genau deshalb als „Glasscherbenviertel“ abzuwerten – vorausgesetzt die neue Bausubstanz ist menschlich. Im Gegenteil. Schon seit dem Mittelalter heißt es, „Bürger und Bauer trennt nur eine Mauer“ (normalerweise). Außerdem, einhergehend mit der zunehmenden Luftverschmutzung, macht Stadtluft schon lange nicht mehr frei. Vielleicht wird auch genau dann, wenn die Peripherie stärker frequentiert wird sichtbar, dass gewisse Immobilien in der Vorstadt unbemerkt und „unter der Hand“ ihre Besitzverhältnisse gewechselt haben. Bei größeren Städten, wo sich der Stadtkern entvölkert, weil das Siedlungsgebiet wächst, entstehen mehr oder weniger eigenständige Kulturräume in Zwischenstädten und in Abhängigkeit von der übergeordneten Stadtpolitik, müssen sich deshalb nicht zwangsläufig Parallelgesellschaften entwickeln. Es sei denn, Immobilienentwickler haben für sich die Überbauung von „Brownfield“-Flächen entdeckt. Ein Geschäftsmodell, dass sich zunehmender Beliebtheit erfreut. Hat doch fast jedes Dorf eine „Leiche“ im Keller. Ist das nicht der Fall, könnte es sich lohnen, statt nur zu jammern und zwanghaft nach einer Innenstadtbelebung zu streben, das Gesamtbild einer Stadt zu sehen und auch für sich zu nützen. Stadtpolitik soll nicht nur für die „Innenstadt“ werben, sondern auch „Lust auf Vorstadt“ wecken. „Lust auf Vorstadt“, oder wie der US-Soziologe Robert Ezra Park sagte: „nosing around“. In der ganzen Stadt „herumschnüffeln“, könnte für Touristen und Einheimische gleichermaßen ganz neue Erfahrungen bringen. Auf diese Art stößt man vielleicht auf architektonische Diamanten, an deren Anblick man sich selbst dann erfreuen kann, wenn man selber (leider) nicht der Besitzer ist. Das Empfinden, „unser Schloss oder „unsere Burg“ muss noch keinen Besitzanspruch abbilden.

Das ursprüngliche Gebäude wurde im 18. Jhdt. zerstört und 1778 vom Hofarchitekten Johann Georg Hagenauer wiederaufgebaut. Kurze Zeit gehörte das Prachtschloss den St. Veiter Bürgern. Heute ist es Privatbesitz. Quelle: Peter Baumgartner

2020 hat Roberta Rio ihr Buch mit dem Titel „Der Topophilia Effekt“ veröffentlicht. Darin erzählt die Historikerin auf wissenschaftlicher Basis, wie Orte oder Gebäude auf uns (ein)wirken können. Durch ihre Geographie, durch ihre Architektur und sogar durch ihre Geschichte. Rio weiß die Geschichte eines Ortes zu verstehen und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Ob die vermeintliche Liebe zu einem Ort Glück, Wohlstand, Hass, Krankheit oder gar den Tod bringt, kann tatsächlich eine bewusste Entscheidung gewesen sein. Es kommt allerdings darauf an, ob man die notwendige Sensibilität hat, die Zeichen zu erkennen und bereit ist, seinen Gefühlen zu vertrauen. Eigenschaften, die bei den Menschen leider zunehmend verschüttet werden. Dabei ist es für lebenslange Entscheidungen – und die Wahl der Ansiedlung ist oft eine solche, von größter Bedeutung, das Richtige zu tun. Für die Raumordnung ist das eine besondere Herausforderung und vielleicht wird sie von ihrem Personal genau deshalb nicht beachtet. Stattdessen wird weiter verbissen um die „Innenstadt“ gekämpft und viel Geld in „Projekte“ investiert. Möglicherweise werden so „Orte zum Verlieben“ mit einem Supermarkt verpflastert und ein Wohnsilo genau dort gebaut, wo deren Bewohner sicher nie glücklich werden können. Die Lust, den Genius loci eines Ortes zu ergründen, ist für jeden Menschen – auch für Raumplaner, entscheidend. Davon steht in den Empfehlungen der ÖROK leider keine Silbe. Vielleicht gelingt es gerade in einer Zeit, in der Menschen zunehmend die Orientierung verlieren, durch eine interdisziplinäre Raumordnung Orte zu schaffen, wo alle Menschen (und auch Tiere) wenigstens nicht krank werden. Derweil gilt noch immer: „Die Reichen wohnen, wo sie wollen. Die Armen wohnen, wo sie müssen“ (Hartmut Häußermann). Statt nur auf die „Innenstadt“, sollte man sich endlich um die Gesamtsicht kümmern.

mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa

Text: Peter Baumgartner

Beichten ist angesagt! „Wir“ haben wieder große Schuld auf uns geladen.
Quelle: Peter Baumgartner

Der 17. Jänner ist im österreichischen Kirchenjahr der “Tag des Judentums”, weil sich die Christen an ihre jüdischen Wurzeln erinnern sollen. Dazu gehört auch die „kritische Auseinandersetzung mit antisemitischen Darstellungen in Kirchen“. Überhaupt, „die theologische Verachtung des Judentums und in Folge die gesellschaftliche Abwertung seiner Gläubigen schuf über Jahrhunderte hinweg jenen Nährboden, auf dem das rassistische Gedankengut des Antisemitismus wachsen konnte“ – bis heute. Daran gilt es zu denken und Buße zu tun.

„Ich bekenne, dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe; ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken“. Zu Ostern war in meiner Jugend immer Beichtzeit. Schon im Religionsunterricht davor wurde man nachdrücklich zur „Gewissenserforschung“ aufgefordert. Im Beichtstuhl galt es dann nach dem „Gelobt sei Jesus Christus“ mein „Unrecht“ zu bereuen. Ich bin mir zwar bis heute nicht sicher, ob der Priester die Zeit im Beichtstuhl nicht doch für ein Nickerchen genützt hat. Oft war er nämlich während meiner Beichte verdächtig still und bei 20-30 Kinder nacheinander… Zum Glück hat mir der Beichtvater meine Sünden dennoch immer „vergeben“. Gut, Todsünden hatte ich ohnehin nie zu bereuen und die paar „leichten“ Standardsünden… Ich hatte sie schon vorsichtshalber auf einen Schwindelzettel geschrieben, damit ich sie vor lauter Aufregung nicht vergesse. Aber ich glaube, ich habe schon im Moment des Bekenntnisses und der Reue neuerlich gesündigt. Typisch Mensch. Selbst ein Hund merkt sich, was er tun muss, um Leckerli zu bekommen. Die Erkenntnis der eigenen Unvollkommenheit hat mich zwar schon frühzeitig nicht glücklich gemacht, aber als ich bemerkt hatte, dass mein Beichtvater selber auch ein „armer Sünder“ ist (er hatte ein geheimes Kind), erkannte ich die Menschlichkeit und versuchte fortan – bis dato, wenigstens ohne schwere Sünden zu (über)leben.

Am 17. Jänner ist offensichtlich wieder generell Osterzeit/Beichtzeit für „die Kirche“, also für uns alle Christen angesagt. Man hat den Eindruck, alle Sünden der letzten 3000 Jahre stehen jetzt vor dem Jüngsten Gericht und „wir“, die Kirche, müssen jetzt Reue zeigen und um Vergebung bitten. Und ja, da hat sich allerhand angestaut. Von „lässlichen“ Sünden kann man da nicht mehr reden. Ein „Vater unser“ danach wird auch nicht ausreichen, um mit Gott ins Reine zu kommen. Aber Gott weiß bekanntlich schon, welche Sünden wir, die Kirche, begangen haben. Wahrscheinlich kennt er sie sogar besser als wir selbst. Aber egal: Wir waren letztes Jahr wieder oft pädophil, haben die Frauen missachten und vor 500 Jahren haben wir sogar die Kirchenwand in Millstatt mit einem antisemitischen Bild bemalen! Zum Erstaunen hat uns der Beichtvater als Buße nicht aufgetragen, das Pfui-Bild zu übermalen. Wir sollten nur einen Zettel dazu hängen und draufschreiben, warum das Bild so schiach gemalt wurde und wer damit beleidigen werden sollte. „So spreche ich dich los von all deinen Sünden. Gehe hin in Frieden“. Ein paar Tage nach der Buße bin ich flugs in die nächste Kirche gegangen und habe für den dort tätigen Beichtvater auch ein Pfui-Bild angefertigt.

So sind alle Kirchenvertreter in Österreich angetreten, um im Schatten des 7. Oktober 2023 „unser“ Unrecht an den Juden zu beichten. Theologe Prof. Martin Jäggle erinnert: „Jüdisches Leben ohne Angst ist ein wichtiger Indikator für die Humanität einer Gesellschaft.“ Und ich spüre wieder das Unbehagen im Beichtstuhl von damals. Ich soll etwas beichten, mein Unrecht eingestehen und um Vergebung für etwas bitten. Aber eigentlich weiß ich gar nicht, was ich angestellt habe. Gut, ich verstehe noch, dass man als Mitglied auch Mitverantwortung tragen muss. Nur, bei der Gelegenheit erlaube ich mir eben als christliches Mitglied der Gesellschaft zu ergänzen, jüdisches, palästinensisches Leben und überhaupt jedes Leben verdient, ohne Angst in einer humanitären Gesellschaft zu leben. Ich würde sogar meinen, selbst den „freiwilligen“ russischen Soldaten, die mit dem Segen einer in Österreich „staatlich anerkannten Religionsgemeinschaft“ in der Ukraine als Kanonenfutter für einen Despoten dienen, sollte man die Angst nehmen, damit unsere Nachkommen in 1000 Jahren vielleicht nicht wieder für eine Sünde um Vergebung bitten müssen.

Breiteneder will nur spielen!

Text: Peter Baumgartner

Für die SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Sandra Breiteneder ist das alles nur ein Spiel.
Und die FPÖ muss verlieren – das will sie „mit allen Mitteln“ erreichen. Aber die haben ihre Figuren schon im Ziel, wie man sieht. Quelle: Peter Baumgartner

SPÖ Bundesgeschäftsführerin Breiteneder weiß angeblich wie es geht und erteilt den politischen Mitbewerbern via ORF- „Zur Sache“ bereitwillig Nachhilfeunterricht. Sie glaubt, man muss nur die wesentlichen Fragen stellen. Zum Beispiel, was tun wir gegen die Teuerung. Zunächst zählt sie aber auf, was die Mitbewerber alles falsch machen: Es wird „nicht richtig“ in den Energiemarkt eingegriffen. Auch der Mietpreisdeckel ist „nicht richtig“. Lauter Falschspieler.

Am Spielplatz (Parteien) sitzen mittlerweile sehr junge Spieler. Das hat den Vorteil, dass sie ihre Zukunft gleich selber verspielen können. Viele hängen nämlich noch an den Lippen ihrer alten Lehrmeister und allein mit Ton wahrgenommen könnte man meinen, es ist ein und dieselbe Person, die da spricht. Schlimmer ist jedoch, dass diese unerfahrenen, indoktrinierten Küken nichts kneißen und nicht merken, dass sie in der Auslage stehen, die Pfeile abfangen und im Hinterzimmer die Silberrücken unbehelligt ihr Ding durchziehen. Breiteneder ist so ein „Armutschkerl“.

Sie hat keine Ahnung, was im Hinterzimmer beim „gemeinnützigen“ Wohnbau abläuft und wer für die Abzocke der Mieter verantwortlich ist. „Wir werden gezielt private Investitionen im sozialen Wohnbau durch flexible Investitionsmöglichkeiten fördern“, versprach Kanzler Kern bei seiner Plan-A Vorstellung im Jahre 2017 – und alle Genossen haben mit dem Euro-Blick ausdauernd applaudiert. Danach hat Wüstenrot einen „Investor“ an Bord geholt, der seinen Mietern gleich gezeigt hat, was „gemeinnützig“ heißt. Da passieren „irrtümlich Mieterhöhungen“ in parteinahen Genossenschaften. Der Rechnungshof ortet „Unregelmäßigkeiten“ bei der Wohnungsvergabe usw. Aber das sind alles „Einzelfälle“. Nicht der Rede wert.

SPÖ-BK Kern: „Wir werden den Österreicherinnen beweisen, dass wir diese Projekte abarbeiten“. Nationalratssitzung 31.1.2017   Bild: NR/Buchner

Breiteneder weiß auch nicht, dass der Energiemarkt im Eigentum der „öffentlichen Hand“ ist, deren Vertreter, ihre Genossen, sich aber hinter Geldeintreibern verstecken und die berühmten drei Affen machen. Der Konsument und der Wähler zahlt bis er nicht mehr kann. Dann kommt der „reiche Onkel“ aus der Landesregierung, hilft „über die Runden“, damit man die Einnahmen beim Energiebetreiber weiter bedienen kann. Von einer Tasche in die andere und wieder zurück. Das ist das Spiel. Kick-back würde man andernorts vermuten.

Aber Breiteneder will jedenfalls das „Match um Österreich“ bei der nächsten Wahl gewinnen und setzt bei diesem „Spiel“ alles auf die Gerechtigkeitskarte. Hat sie die Spielanleitung gelesen? Da stellen sich zwei Fragen. Gerechtigkeit für wen? Breiteneder sagt, „leistbares Leben“ für alle, ist ihr Ziel. „Leistbar“ durch Nothilfen, wie es zum Beispiel ihr Parteigenosse SPÖ-Landeshauptmann Kaiser macht, der selber Mehrheitseigentümervertreter des Energieversorgers ist? Oder ist „leistbar“ gar nur für alle (SPÖ)Investoren und „nahestehende“ Genossenschaften gemeint, die sich schnell wieder vom Acker machen würden, wenn es für sie nicht rentabel bleibt. Auch die Antwort auf die zweite Frage ist ungeklärt: Ja, das „Spiel“ wird stattfinden. Die Frage ist nur, ob sich die Kontrahenten im Parlament oder auf der Straße messen werden. Aber es ist eh nur ein „Match“.