Tatort Umwelt

Text: Peter Baumgartner

Im Rahmen des Landjugend-Projektes „Tat.Ort Jugend“, haben Jugendliche aus Tiffen 2022 versucht, Krähen das Müllsammeln beizubringen. „Krah klaub auf“, haben sie das Projekt einfallsreich genannt und angeblich hat es gar nicht so schlecht funktioniert. Doch leider erreichte das Projekt nur Platz 12 und fand so nicht die erwünschte Marktreife. In St. Veit hätte es enorm helfen können, denn da gibt es zwar 100te Krähen die tagtäglich Unmengen Müll sammeln. Sie legen es aber nicht dort ab, wo sie sollten, sondern verteilen es untrainiert in den Glan-Auen und im Wasserschongebiet. Deshalb auch der politische O-Ton im Kärntner Landtag: Mikroplastik ist überall.

Vielleicht konnte sich die Jugend-Idee auch deshalb nicht durchsetzen, weil Müll in Wald und Flur nur zum Problem gemacht wird, damit Politiker und „Sponsoren“ mediale Aufmerksamkeit bekommen und mit dem erhobenen Zeigefinger – frei nach Lehrer Lämpel, „Also lautet ein Beschluss: Dass der Mensch was lernen muss…“, durch die Lande ziehen können.  Die Medien rapportieren jedenfalls artig und alle haben die Frühlingsaufgabe wieder erfüllt. Weiter in der Tagesordnung.

Der Müll ist noch immer da und die Krähen sind auch noch immer da. Aber institutionelle Umweltgefährdung ist immer „keine Gefahr für die Umwelt“ und „unter dem Grenzwert“.
Quelle: Peter Baumgartner/4.2.2024

ÖVP-Landesrat Gruber „appelliert eindringlich“, die Straße ist kein Mülleimer. Es braucht mehr Bewusstsein in der Bevölkerung und ein „Umdenken“. Genau, umdenken habe ich schon gelernt. Als ich 2022 auf eine „industrielle“ Vermüllung in den Glan-Auen aufmerksam gemacht habe, hat mich der ÖVP Stadtrat und Umweltreferent Walter Brunner aufgeklärt – mit erhobenem Zeigefinger. Die von mir fotografierten Bilder zeigen Bioabfall. Dass dies mit Verstand geschah, dafür war der ÖVP-Lehrer Lämpel da. Nun war dieser brave Lehrer, vom Tobak leider kein Verehrer… Aber ich habe brav gelernt – institutionelle Umweltverschmutzung ist bio, individuelle Umweltverschmutzung braucht eine Bewusstseinsbildung.

Nicht allein in Rechensachen …
Soll der Mensch sich Mühe machen …
Sondern auch der Weisheit Lehren …
Muss man mit Vergnügen hören.

Köpferl im Sand

„Biomüll“ im Wasserschongebiet (4.2.24 / St. Veit an der Glan). Kein Problem, sagt der „Umweltstadtrat“. Wie werden erst aktiv, wenn es kritisch wird.
Quelle: Peter Baumgartner

Life is plastic, it’s (nicht besonders) fantastic „sangen“ die Kärntner Abgeordneten im Landtag – ohne Barbie Girl. Es stand eine Debatte zur Regierungsvorlage über Mikroplastik in Kärntner Gewässern auf der Tagesordnung. Relativ unwichtig für Kärntner Verhältnisse. Deshalb – „Regierungsvertreter „sand kane mehr do“, stellte ein Redner selbsterklärend fest und kam umgehend zum Schluss: Kein Handlungsbedarf. Mikroplastik ist sowieso „Bestandteil des täglichen Lebens“, resigniert ein anderer Redner, der zumindest an seinem Fachwissen teilhaben lässt: „Mikroplastik kommt über den Boden in die Gewässer“. Der ÖVP-Redner sieht dennoch optimistisch überwiegend Trinkwasserqualität und beklagt, dass eine Umweltorganisation 2023 das Gegenteil behauptet hat. Das kann gar nicht stimmen. Weil, es gab Gästestornierungen rund um den beprobten Wörthersee und allein deshalb ist die Vertrauenswürdigkeit des Berichtes zweifelhaft. Und was sagt die Opposition? Sie glänzte mit den Regierungsvertretern durch ihre Abwesenheit. Vielleicht waren sie gemeinsam auf ein Bier. Man weiß es nicht. Die „Abstimmung“ verlief jedenfalls harmonisch: „Bericht wird einstimmig angenommen und zur Kenntnis genommen.“ Die Landtagssitzung endete, wie sie begonnen hat – mit einem passenden Liedchen. Diesmal von Arik Brauer: „Waun da wind wahd, do steckt da (Abgeordnete) sein Köpferl in Saund.“ Ich versuche es auch mit einem Liedchen und singe mit Johann Strauß „Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist.“

Versichern beruhigt?

Text: Peter Baumgartner

Der äußerst erfolgreiche Uniqa Branchenprimus Andreas Brandstetter fordert unabhängig von seinen steigenden Dividenden, eine „Art Pflichtversicherung“ um das, was sein Kärntner Kollege Tschemernjak liebevoll „NatKat“ nennt, abdecken zu können.

Die Forderung ist nicht neu und „100 Prozent Vollkasko“ für Katastrophenopfer wird in Kärnten sogar schon von allen Parteien „angedacht“. Die Idee ist, dass das wachsende Risiko durch Naturkatastrophen, solidarisch abgefedert werden soll. Gerne wird dabei die Schweiz als leuchtendes Vorbild herangezogen. Allerdings vergleicht man hier Äpfel mit Erdäpfeln. Die Elementarschadenversicherung in der Schweiz passiert nämlich auf echter Solidarität, einer sorgfältigen Raumplanung und einer Minimierung der landesweiten Umweltrisiken. Dazu gehört, das mögliche Ausmaß von Naturkatastrophen durch entsprechende Maßnahmen konsequent zu begrenzen und das wirtschaftliche Schadenpotenzial auf ein Minimum zu reduzieren. Das sind Grundvoraussetzungen für eine solidarische Verantwortung, die in Österreich und insbesondere in Kärnten, gänzlich fehlen und sogar ins Gegenteil verkehrt werden. Eine Pflichtversicherung gegen „NatKat“ in Österreich, würde demnach genau in das aktuell mehrfach praktizierte Finanzierungsmodell durch Zwangsgebühren passen. Idealerweise auch gleich in der Verfassung einzementiert. Alle sollen zahlen, dann braucht man nichts zu machen und nichts zu ändern. Einfach immer die „Gebühr“ bei Bedarf anpassen. Bei Uniqa ist sogar „grobe Fahrlässigkeit inklusive“. Die Gewinne werden weiter privatisiert und die Kosten sozialisiert. 

Kärntner Harmonie

Text: Peter Baumgartner

Quelle: Peter Baumgartner

Krone Redakteur Felix Justich berichtet von einem, wie er meint, Kärntner Unikum (4.3.2024). Überall auf der ganzen Welt wird zwischen Politik und Sozialpartner gestritten – nur nicht in Kärnten, so Justich. Ob Arbeiter-, Landwirtschafts- oder Wirtschaftskammer, ob Industriellenverein oder Gewerkschafter, alle haben sie untereinander und mit der Politik eine „gute Gesprächsbasis“. „Schuld“ daran ist der Landeshauptmann, wird versichert. Ohne den Peter würde es den „Waffenstillstand“ nicht geben, zitiert der Redakteur. Begleitet wird der Text von einem harmonischen Bild des Landespressedienstes und vom Fotograf Peter Just, der auch Autor im M.U.T. Magazin ist.
Ein Magazin vom Wirtschaftsbund Kärnten, wo wiederum ein gewisser Sebastian Schuschnig – im Brotberuf Wirtschaftslandesrat von Kärnten, Landesgruppenobmann Stellvertreter ist. Als bezahlte Werbung ist der Beitrag jedoch nicht gekennzeichnet. Ist ja auch egal. Es geht ja um Harmonie. Was an Information im Beitrag fehlt ist, dass die Wirtschaft in Kärnten nicht nur eigene Regierungssitzungen, sondern sogar ein eigenes Büro in der Landesregierung hat. Der „Kärntner Wirtschaftsombutsstelle“ werden von der Landesregierung per Gesetz die „erforderlichen personellen, sachlichen und finanziellen Mitteln zur Verfügung gestellt“. Praktischerweise sind im Gremium neben Wirtschaft, Industrie und Arbeiterkammer auch hochrangige Beamte vertreten, damit kurze Entscheidungswege geebnet werden können. Der erste Vorsitzende dieser Regierungsvorfeldorganisation, WK-Präsident Franz Pacher, sah sich als „Katalysator zwischen Wirtschaft und Verwaltung“. Dabei geht es aber nicht um Abgasminderung bei den harmonischen Sitzungen, sondern allgemein um die auflösende Wirkung der Beamtenstruktur und um einen nachgeschalteten „Reform-Turbo“. Jetzt wird vielleicht so mancher Bürgerinitiative ein Licht aufgehen. Das ist aber noch längst nicht das ganze „Unikum“, von dem der Krone-Redakteur nicht berichtet. Da gibt es noch den „Wirtschaftspolitischen Beirat“ auf politischer Ebene und noch ein paar andere Kuschelecken, wo sich Sozialpartner und Politik liebevoll gegenseitig lausen. Man könnte das was Justich als Unikat bezeichnet, auch Mauschelei nennen. Das würde zumindest erklären, warum Kärnten wirtschaftlich und gesellschaftlich da ist, wo es ist, aber nicht sein sollte. Doch wie immer, der Standort bestimmt den Standpunkt. Apropos, „Standort“ ist übrigens der wahre Grund für die harmonische Partnerschaft zwischen Politik und Sozialpartner. Der Landeshauptmann, die Landesregierung ist nur (biologische) Verpackung und die Kronen Zeitung Kolporteur.

Offene Türen und Tore

Text: Peter Baumgartner

Gemessen am Umsatz, ist das Einbruchsgeschäft in Kärnten führend. Womit eindrucksvoll bewiesen ist, dass auch nicht Kammermitglieder gute Geschäfte machen können.
Bild: Peter Baumgartner

In letzter Zeit häufen sich die Einbrüche in Kärnten. Die Faktenlage wurde bisher stets genau ermittelt. Es waren immer „bislang unbekannte Täter“ – keine Täterinnen – am Werk, die „kilometerweit angereist sind“. Der Zutritt erfolgte mit ziemlicher Sicherheit immer gewaltsam, wobei das Einbruchswerkzeug auch „bislang unbekannt“ blieb. Aber der Zweck des Einbruchs war verlässlich immer von Diebstahl geleitet. Was die Schadenshöhe betrifft, so kann mit Garantie gesagt werden, diese konnte nie festgestellt werden. Ganz wichtig ist noch anzumerken, auch das haben die schwierigen Ermittlungen ergeben, die Täter (keine Täterin) waren alle nachtaktiv. Und die Täter arbeiten meist am Wochenende. Das macht die weiteren Ermittlungen auch so schwierig. Wir bei der Polizei sind eher tagaktiv und am Wochenende lieber zu Hause. Aber, und das sei zur Beruhigung der Bevölkerung gesagt, eingebrochen wurde bisher immer nur bei ortsansässigen Personen die praktisch selber schuld sind, weil sie kein teures Sicherheitssystem haben. Flüchtlingsheime sind hingegen praktisch nie von Einbrüchen betroffen und Kindergärten äußerst selten. Auch Pfarrhäuser sind in der Einbruchsstatistik unterrepräsentiert. Daraus lässt sich schließen, dass Einbrecher eher gläubig sind. Die Kärntner Polizeigewerkschaft wendet sich an die International Association Breaking and Entering (IABE) mit einem dringenden Aufruf. Man habe vollstes Verständnis für das „Business“ der IABE-Mitglieder. Insbesondere gläubige Mitglieder aus wirtschaftlich schwachen Regionen, können darauf vertrauen, in Kärnten „offene Türen einrennen“ zu dürfen. Aber, und an dieser Stelle richtet die Gewerkschaft einen eindringlichen Appell an die Vernunft der IABE-Mitglieder, man erwartet sich doch eine gewisse Mithilfe bei der Aufklärungsquote. Vielleicht könnte sich der eine oder andere Einbrecher freiwillig stellen, damit man uns keine Untätigkeit nachsagen kann. Vielleicht haben Sie einen pensionsberechtigten Einbrecher in ihren Reihen, der sich ohnehin in den Ruhestand begeben möchte. Allfällige Ruhestandsansprüche werden sowieso von der Waffenlobby übernommen, weil sich die unermüdliche Tätigkeit der IABE-Mitglieder, bereits sehr vorteilhaft auf den Umsatz von Schusswaffen auswirkt. Pazifistische Täter können sich an die dankbare Sicherheitsindustrie wenden. Auch die sind beim Wechsel in den Ruhestand gerne behilflich.

Lei(d)kultur

„Der Österreich Plan“ von Bundeskanzler Karl Nehammer hat den Wahlk(r)ampf eröffnet. Es geht ihm und seiner Partei um Leistung, Familie und Sicherheit. Also um gesellschaftlich wichtige Bereiche, die sie mit Erfolg in Grund und Boden gestampft haben. Jetzt will man sich in der ÖVP auch noch um die Leitkultur „kümmern“.

Die politische Dorfjugend ist komplett am Sandkasten versammelt. Wer was „gebacken“ hat und wer die höchste Burg gebaut hat, das wird sie eine Weile beschäftigen. Übrig bleiben wird ein Sumpf, der wieder trocken gelegt werden muss.

Als der deutsche Innenminister 2017 die Debatte um die Leitkultur entfachte, musste er schnell merken, das führt zu nichts. Bei der Begrüßung die Hand zu geben, mag zwar weit verbreitete Praxis sein, viele – vor allem Jugendliche, können damit nichts anfangen. Außerdem, man hat ja das Grundgesetz und damit war die Debatte beendet. Davon lässt sich Karl Nehammer jedoch nicht abschrecken. Er will die Debatte selber ausprobieren – und selber scheitern. Nehammer hat Integrationsministerin Raab mit der „Prozessfindung“ beauftragt. Ausgerechnet jene Frau, die mit Sebastian Kurz eine Integrationspolitik betrieben hat, deren „Früchte“ wir jetzt tragen. Abgesehen von den Inhalten, wie um alles in der Welt kommt eine Partei auf die Idee, der gesamten Bevölkerung eine Leitkultur verordnen zu können? Kann man „Zuhören“ verordnen? Das gelingt nicht mal im Parlament. Kann man Respekt verordnen? Muss man künftig vielleicht Abgeordnete respektieren, die sich im Parlament wie Rüpel benehmen? Kann man „christliche Werte“ in einer Gesellschaft verordnen, die nur noch an den Aktienindex glaubt und die Kirche nur für die Hochzeit und das Begräbnis braucht? Ich denke, wir haben genug damit zu tun, um die Einhaltung der gültigen Gesetze zu ringen. Wenn wir überhaupt so etwas wie eine „gemeinsame Leitkultur“ brauchen, dann suchen wir gemeinsam nach einem Nenner. Eine Parteientscheidung braucht niemand.

EXPERTENSUCHE

Text: Peter Baumgartner

Ich suche einen Experten, der der Medienpolitik erklärt, wie man nutzungsgerechte Gebührenservices im ORF errichtet. Als Laie gehe ich davon aus, dass die KI-Möglichkeiten inzwischen in der Lage sind, Nutzer von Leistungen jedweder Art zielgerichtet zu erfassen und eine entsprechend gerechte Leistungsabrechnung zu installieren. Mit diesem innovativen Zugang, der für KI-Experten wahrscheinlich zum täglichen Brot gehört, soll grundsätzlich eine steinzeitliche Zwangsgebühr, die keinerlei Leistungsgedanken verfolgt, abgeschafft werden. Wenn mein Anliegen Ihrer Agenda entspricht und Sie die Sache etwas zurückgebliebenen Medienpolitikern gut erklären können, melden Sie sich bitte umgehend. Vor eine konkreten Auftragsvergabe wollen Sie mir bitte Ihr (Erfolgs)Honorar nennen und ich weise vorsorglich darauf hin, dass ich keine Überweisungen an Steueroasen oder ohne Rechnungslegung tätige. Mit der Bitte um Ihr zeitnahes Angebot. Peter Baumgartner

Ikonische Bilder

Text: Peter Baumgartner

Man sagt, ein Bild sagt mehr als tausend Worte, weil manche Bilder Geschichten oder komplexe Sachverhalte auf einen Blick wahrnehmbar machen können. Tausend Worte würden oft nicht ausreichen, um denselben Eindruck zu vermitteln. Deshalb ist die Bildsprache ein wichtiges kommunikatives Element. Ein Element, dass Erinnerung und Assoziationen schaffen, aber auch Emotionen wecken kann. Wer hängt zum Beispiel nicht am Familienalbum? Bilder können alles sein. Mal Ikone und dank Künstlicher Intelligenz immer öfter auch Waffe. Manche Bilder, wie die aus der Werbung, vermitteln eine (schöne) Scheinwelt. Dennoch sind gerade solche Bilder oft unvergesslich und in das kollektive Gedächtnis eingebrannt. Unvergesslich, wie zum Beispiel die Bauarbeiter, die in der Mittagspause hoch über Manhattan auf der Stahltraverse sitzen. Oder der Seemann, der eine Krankenschwester am Times Square leidenschaftlich küsst. Abseits dieser mehr oder weniger wahrheitsgetreuen Bilder, die uns im Gedächtnis bleiben sollen, gibt es aber auch ganz persönliche Bilder, die auf der inneren Festplatte eingraviert sind und niemals gelöscht werden können. Jeder hat so eine persönliche „Shortlist“ von abgespeicherten Bildern und manche davon haben durchaus ein kollektives Potential. Sie sind also nicht nur für den „Eigengebrauch“ bestimmt. Man sollte diese Bilder unbedingt „medial“ transportieren. Ganz nach dem Vorbild der Profis, weil es für die Gesellschaft wichtig sein könnte. Eines meiner ikonischen Bilder habe ich vor mehr als 40 Jahren in der ehemaligen Sowjetunion „geschossen“ und im inneren Gedächtnis unauslöschlich verankert. Es war eine kleine Kirche in einer kleinen Stadt mit dörflicher Wohnstruktur. Die kleinen Häuser, viele aus Holz, einfach und nach westlichem Standard vielleicht sogar primitiv aber durchaus schmuck. Mehrheitlich hatten sie einen kleinen Garten und reihten sich entlang von unbefestigten „Straßen“ zu einer geschlossenen Wohngegend. Inmitten dieser Siedlung stand sie, die kleine Kirche – oder vielmehr das, was von ihr noch übriggeblieben war. Das (katholische) „Gotteshaus“ war nämlich brutal zerstört. Eingerissene Mauern wie tiefe Fleischwunden, gaben den Blick ins trostlose Innere frei. Reste des Kirchturmes, der wie ein abgetrennter Schädel über den Kirchplatz verstreut lag. Hole Kirchenfenster, die mich wie ausgestochene Augen leblos anblickten. So stand diese „Kirche“ unvermittelt im Kontrast zur intakten Wohnsiedlung vor mir und ließ mich nahezu erstarren. Niemals vorher oder nachher habe ich je so eine kirchliche Wunde gesehen. Seither ist das Bild für mich Sinnbild und Metapher für eine zerstörte, christliche Wertekultur, die ich so in meinem Land nicht erleben möchte. Ich weiß, es ist ein frommer Wunsch, wenn man heute sehen muss, dass selbst in Bethlehem nur noch Ochsen im Stall stehen.

Schön sind sie, die (kirchlichen) Feiertage

Text: Peter Baumgartner

Bild: Stiftskirche St. Georgen/Längsee. Quelle: Peter Baumgartner

Wie christlich ist Österreich noch, fragt sich die Kleine Zeitung in einer Bestandsaufnahme zur Katholischen Kirche in der Weihnachtszeit. Falsche Frage! Wir und mit uns die Medien sollten sich die Frage stellen, wie christlich SOLL Österreich sein. Bei allgemein sinkenden oder stagnierenden Zahlen zur Katholischen Statistik in Österreich (und in Europa), sollten wir uns mehr Gedanken darüber machen, wohin wir wollen und weniger den Status quo bejammern. Immerhin, weltweit ist die Katholische Kirche eher aufstrebend und man muss sich schon die Frage stellen, warum die Amerikaner oder Afrikaner gläubiger sind als die Europäer. Vielleicht liegt es daran – das wäre zumindest typisch österreichisch, dass man das was man hat und wovon man profitiert, ohnehin als selbstverständlich annimmt. Die Dinge ein wenig ins rechte Licht rücken und mehr Bewusstsein schaffen, könnte nützlich sein. Zum Beispiel: Wenn sich der Staat zur christlichen Wertegemeinschaft bekennt, sollte uns die Katholische Kirche budgetmäßig so viel Wert sein, wie die Verteidigungspolitik. Derzeit zahlen wir nur 55 Mio. Euro historisch erwachsene Kosten an die Kirche. Selbst die Förderung des Boulevardjournalismus ist uns mehr wert. Man könnte angesichts der wirtschaftlichen Lage auch eine Interessenszusammenführung andenken: Katholische Feiertage gelten nur für Katholiken. Der Rest steht dem Arbeitsmarkt an Feiertagen zur Verfügung. Wohlgemerkt, nichts soll als Sanktion oder Zwang verstanden werden. Alles freiwillig. Einfach nur um Wert und Nutzen in ein richtiges Verhältnis zu bringen.