Jahresrückblick

Text. Peter Baumgartner

Bald ist es wieder so weit. Das war…, so war…, das Jahr…, das Jahr review… ein Rückblick… Jedes Jahr die gleiche Qual! Dipl. Psychologin Victoria Bindrum schreibt, „Glücklich ist, wer vergisst, dass hier alles kacke ist“. Bindrum will damit eine Anleitung zum besseren Leben formulieren. Im Selbstversuch hat es leider nicht funktioniert. Entlehnt ist Bindrums Lösungsansatz einer typisch österreichischen Eigenschaft, die Jahrhunderte lang überliefert, letztendlich durch die Fledermaus von Johann Strauß Ewigkeitsstatus erlangt hat. „Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist!“ Besaufen und lallen im Dreivierteltakt als Breitbandmedikation wenn man bemerkt, dass sowieso alle Dreck am Stecken haben. Ein durchaus empfehlenswertes Lebensmotto, wenn man unbeschadet überleben möchte – aber es funktioniert nicht. Übrig bleibt höchstens eine kaputte Leber. Schuld sind auch die Medien, die einem beim Vergessen regelmäßig einen Strich durch die Rechnung machen. Kaum hat man eine Geschichte „ersoffen“ und beginnt sie zu vergessen, schon steht sie am nächsten Tag wieder in der Zeitung und bringt einen aus dem Dreivierteltakt. Besonders dramatisch wird die Geschichte eben um den Jahreswechsel. Nicht nur die unveränderlichen Schmerzen der letzten Tage und Wochen werden da brutal in Erinnerung gerufen. Nein, ALLE körperlichen, seelischen, finanziellen und sonstigen Qualen, werden unbarmherzig ans Licht gezerrt. Keine Chance. Nichts wird ausgelassen. Ist das menschenwürdig? Wo bleibt da Amnesty International? Medien als Folterknechte! Eine Schande. Und dafür müssen wir auch noch eine Zwangsgebühr zahlen. Wir zahlen quasi zuerst unsere Folter selber und danach auch die Behandlung. Erbarmen, liebe Foltermedien. Wenigstens zum Jahreswechsel – glücklich ist, wer vergisst…

Das Ende vom Anfang

Text. Peter Baumgartner

Schlechte Vertrauenswerte in alle staatstragenden Institutionen beherrschen die innenpolitische Debatte und hinterlassen ratlose Bürgerinnen und Bürger. Vom Bundespräsidenten über das Parlament abwärts, gefühlsmäßig wurde das Land noch nie so schlecht regiert, wie das aktuell der Fall ist. Dabei geht es gar nicht nur um die unappetitlichen Korruptions- und Pleitegeschichten. Nahezu im Stundentakt schwimmt ein stinkendes Fass aus der (Sau)Wirtschaft auf, „feuchte Wiesen“ und „Rohrbrüche“ werden sichtbar. Und dabei ist noch nicht mal von der europäischen- und weltpolitischen Lage die Rede. Kurzum, Psychotherapeut dürfte aktuell wohl die beste Berufswahl für die Zukunft sein. Wir hängen in der Luft und es ist Zeit, sich um den Neuanfang zu kümmern. Niemand muss deshalb auf den Jahreswechsel, den nächsten Tag, die nächste Wahl oder die nächste Überraschung warten. Die kleinste Struktur einer Gemeinschaft, die Gemeinde, könnte jetzt der Anfang für etwas Neues sein. Das Tor der Gesellschaft ist praktisch leer. Die verbrauchten Spieler liegen am Boden. Die beste Ausgangsposition für eine frische (Gemeinde)Mannschaft. Jeder Schuss ein Tor. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…

Von Amts wegen…

Text: Peter Baumgartner

Schlechte Nachrichten überbringen zu müssen, war in archaischen Zeiten und ist heute noch ein gefährlicher Job. Geköpfte Boten oder in Krähen verwandelte Singvögel sind zwar eher selten zu finden, aber die archaischen Zeiten sind diesbezüglich nicht vorbei. Egal ob Whistleblower, Klimaschützer oder einfach nur „lästige“ Bürger, sie alle stören den gut „geschmierten“ Lauf des Getriebes. Plagiatsjäger, Korruptionsjäger, Investigativ Journalisten, es gibt viel zu besprechen in unserer Gesellschaft. Aber man schätzt es nicht, wenn sich „Kümmerer“ einmischen und glauben, Behörden helfen zu müssen. Neuerdings wird man als Überbringer schlechter Klimabotschaften sogar schon kriminalisiert. Nein, nicht der, der das Klima schädigt ist kriminell, sondern der, der die Botschaft von der Klimaschädigung überbringt. Gut, jetzt könnte man dem entgegenhalten, es würde ja genügen, wenn man die Botschaft nur ausspricht oder niederschreibt. Man muss sich deshalb ja nicht auf die Straße kleben. Der Einwand ist berechtigt. Aber was, wenn der Adressat taub ist und nicht lesen kann? OK, man könnte solche Adressaten auch einfach „herprügeln“, wie es in gewissen Politkreisen Mode ist. Mittlerweile trifft der amtliche Zorn bereits ganz weite Kreise. Wer aufzeigt, dass Kinder zum Glückspiel verleitet werden, wird flugs in eine Krähe verwandelt. Sich von öffentlichen Zuständen betroffen zu fühlen, kann den (finanziellen)Kopf kosten. Es wird noch so weit kommen, dass man als Mittäter bestraft wird, wenn man eine Vergewaltigung anzeigt. All diese archaischen Justizformen könnten wir uns ersparen, würde die sogenannte „Amtswegigkeit“ halbwegs funktionieren. Würden die zuständigen Behörden, Ämter, Gerichte etc. ihren Job machen, bräuchte es keine „Kümmerer“. (PB)

Kopflosigkeit unter Denkmalschutz

Text: Peter Baumgartner

Denkmale hatten bereits unter Kaiser Franz Joseph I. große Bedeutung in Österreich. Inzwischen stehen hier mehr als 39.000 Objekte unter Denkmalschutz. Weil uns die Erhaltung des kulturellen Erbes besonders wichtig ist, gibt es auch schon seit 100 Jahren ein eigenes Denkmalschutzgesetz. Und jedes Jahr veranstaltet das Bundesdenkmalamt den „Tag des Denkmals“ als denkwürdiges Ereignis.

Manchmal werden dabei ganz unbekannte, unscheinbare Kostbarkeiten in das öffentliche Interesse gerückt und verdiente Persönlichkeiten um den Denkmalschutz werden jedes Jahr ausgezeichnet.

Die kopflose antike Frauengestalt aus dem Görtschitztal ist ein zeitloses Dokument einer kopflosen Politik. Quelle: Peter Baumgartner

Ein wichtiger Bereich im Denkmalschutz ist die Denkmalforschung. Oftmals liefert erst die Wissenschaft Erkenntnisse, die die Bedeutung eines Denkmals erklären können. Vielfach sind Denkmäler nämlich Zufallsfunde, deren historische Einordnung besonders schwierig ist. Eines dieser zufällig aufgefundenen Denkmäler ist die kopflose Frauengestalt vom Görtschitztal. Eine riesige, marmorne Sitzstatue ohne Kopf. Aufgefunden wurde sie erst im 19. Jahrhundert in einem örtlichen Bachbett, wo sie viele Epochen dem öffentlichen Bewusstsein verborgen blieb. Seit ihrem Fund gab die Statue der Wissenschaft Rätsel auf. Zahlreiche Mythen rankten sich um die imposante Frauengestalt, aber erst jetzt konnte eine Vermutung aufgeklärt und das historische Rätsel gelöst werden. Und dabei es gab einige Überraschungen. Die Statue, mit Sicherheit antiken Ursprungs, ist keine Gottheit und kein Schutzpatron. Die Statue wurde auch nicht enthauptet. Vielmehr hat der unbekannte Künstler/Künstlerin absichtlich keinen Kopf auf die Schultern gesetzt um damit schon eine frühzeitig herrschende Kopflosigkeit der Politik im Land zu dokumentieren. Erstaunlich ist die Zeitlosigkeit des Kunstwerkes. Gleichzeitig wurde auch belegt, dass kopflose Politik keine reine Männerdomäne war, sondern durchaus von beiden Geschlechtern kultiviert wurde. Erfreulich ist, dass die heutige Politik um die Bewahrung dieses kulturellen Erbes unermüdlich bemüht ist. Nicht nur das kostbare Zeitdokument selbst, sondern auch die politischen Führungsqualitäten, die seinerzeit zur Entstehung des Denkmals geführt haben, werden gepflegt. Und der Umstand, dass die Bevölkerung nahezu geschlossen hinter dieser „Idee“ von antikem Politikverständnis steht, hat die örtlichen Erhalter des Denkmals nun für die Denkmalschutzmedaille-2024 prädestiniert. (PB)

Bergaufbau

Text: Peter Baumgartner

Das Gletscherbegräbnis am 5.9.2023 auf der Pasterze, hat auf den dramatischen Gletscherschwund in Österreich aufmerksam gemacht. Quelle: Protect Our Winters Austria

Pass‘ auf, was du dir wünscht – es könnte in Erfüllung gehen. Schuld ist das holländische Fernsehgenie Rudi Carrell, der 1975 sehnsüchtig „Wann wird`s mal wieder richtig Sommer“ sang.

Jetzt haben wir den Salat! Bald wird es nur noch eine Jahreszeit geben – nämlich Sommer und Rudi Carrell hat nichts mehr davon, weil er längst gestorben ist. Wolferl Ambros, unserem Austropopper, war schon ein Jahr nach Carrells Wunschlied klar, nur Sommer bringt auch nichts. Deshalb galt für ihn, „Schifoan is des Leiwandste“ und „durt auf die Berg ob´n hams immer Schnee“. Mittlerweile ist die Schneesicherheit in den Bergen auch nicht mehr ganz so sicher. Meteorologen sagen, abgesehen davon, dass es in Tallagen bald keinen Schnee mehr geben wird, generell wandert die Schneegrenze bis 2050 200 Meter höher. Das heißt, alles was unter 3000 Meter liegt, muss mit einer deutlichen Abnahme an Schitagen rechnen.

Dennoch, die Schiindustrie in den Alpenregionen macht das was sie macht mit technischer Hilfe sehr gut. Sie erzählt mit Überzeugung wie wichtig das ist was sie macht, welche gesellschaftliche, wirtschaftliche und arbeitsmarktpolitische Bedeutung für das Land sie leistet. Tatsächlich macht sie in ihrer Selbstdarstellung nichts anderes, als alle anderen Industriebereiche auch. Egal ob Zementindustrie, Bauindustrie, Chemieindustrie oder wer auch immer, sie alle sind jeder für sich betrachtet erstens gut und zweitens wichtig. Das Problem ist nur, dass sich keine Sau für die Summe der Auswirkungen interessiert. In Summe sind zwar alle System Erhalter noch immer gut und „alternativlos“, aber das Klima, die Biodiversität und die Zukunft geht trotzdem den Bach hinunter. Mittlerweile hat es auch der Tiroler Umweltanwalt Johannes Konstenzer kapiert: „Der Skigebietsausbau ist nicht mehr zeitgemäß“. Aber für eine Trendumkehr ist es noch ein paar Generationen zu früh. Zunächst gilt es die lieb gewordenen Lebensmodelle abzusichern.

Österreich hat zu wenig Berge.

Die Tourismuspolitik hat jetzt die Lösung aller mittelfristigen Probleme gefunden und unter Einbindung aller Stakeholder ein Konzept entwickelt, dass auf den erfolgreichen, Jahrhunderte alten Bergbau aufbaut und weiterentwickelt. Vor dem Hintergrund, dass auch die bergmännische Tätigkeit und der damit verbundene „Abbau“ oft mehr in einen „Raubbau“ (Zementindustrie) mündet, ergeben sich Synergien mit der Seilbahnwirtschaft, die es zu nützen gilt. Als dritter und wichtigster Player im Konzert kommt die „Ersatzrohstoffindustrie“ (ERI) ins Spiel. ERI ist eine europaweit agierende Industrie, die darauf spezialisiert ist, die Reste der Zivilisation gerecht (umgangssprachlich – mafiös) in Europa, aber auch auf anderen Kontinenten, zu verteilen und einem sinnvollen Zweck zuzuführen. Als typisches Beispiel mag erwähnt werden, was man allgemein unter dem Begriff Ersatzbrennstoffe (EBS) bzw. Sekundärbrennstoffe (SBS) versteht, ist Handelsgut von ERI. Früher sagte man dazu „Brennstoff aus Müll“ (BRAM). Das ist heute nicht mehr opportun, weil es sich ja um „wertgesicherte“ und allen Regeln der „Qualitätssicherung“ folgende Substrate handelt. Großer Beliebtheit erfreuen sich diese Güter bei der Energieerzeugung (z.B. Zementindustrie), weil sie mehrfach von den Konsumenten und von der Politik gesponsert werden.

In der Finanzindustrie gilt der Bergaufbau als (steuerbefreites) Öko-Invest

Die Ersatzrohstoffindustrie (ERI) steht jedoch vor der Herausforderung, dass ihr „Qualitätsprodukt“ im Vorkommen und in der Herstellung einer gewissen Fragmentierung unterliegt, die eine bauwürdige Verteilung schwierig macht. Der Schlüssel zur Problemlösung ist daher der erfolgreiche Praxistest unter wissenschaftlicher Begleitung, der jetzt in Österreich – und zwar verkehrstechnisch zentral gelegen, im Burgenland, zur Anwendung kommt. Auf den Erkenntnissen des Bergbaues aufbauend, wird sprichwörtlich im Flachland ein „Bergaufbau“ ins Leben gerufen. Vereinfacht gesagt, man geht davon aus, wenn man einen Berg abbauen kann, muss es auch gelingen, einen Berg geologisch stabil aufzubauen. Ein verwandter Begriff von „Bergaufbau“ ist der abfallwirtschaftliche Begriff (Bodenaushub)Deponie. Auch deshalb, weil bei beiden Verfahren eine hervorragende „Vermischung“ der Materialien im vereinfachten Behördenverfahren erfolgen kann. Selbstverständlich wird der burgenländische Praxistest unter strengen Richtlinien der Biodiversität durchgeführt. Als lebender Indikator für Naturverträglichkeit werden zum Beispiel Alpenmurmeltiere aus der Schweiz (Mungg) auf den neuen Bergen angesiedelt. (PB)

Realsatire

Von Peter Baumgartner, Foto: Ung. Verteidigungsministerium / Kormàny Gàbor

Was in den Medien tagaus/tagein als unabhängiger Bericht oder als Nachricht verkauft wird, könnte auch leicht als Realsatire durchgehen. Persönlich empfinde ich die mehrheitlich von der Mediengesellschaft verbreiteten Information eher als Narrenliteratur.

Mitte: EU-Kommissar Thierry Breton freut sich mit dem ung. Verteidigungsminister Kristóf Szalay-Bobrovniczky über den neuen Rüstungsindustriepark.

Ein Beispiel? Gerne: Ungarns Demokratieverständnis unter Viktor Orban wird von „guten Demokraten“ allgemein eher als Ramsch wahrgenommen und so auch medial transportiert. Legendär sind Ungarns „Wickel“ mit der EU und deren Vizepräsidentin Katharina Barley geht sogar so weit zu fordern, man möge doch „Ungarn (finanziell) aushungern“. Jedenfalls rät sie westlichen Unternehmen dringend davon ab, im EU-Land Ungarn zu investieren. Das hindert unseren BK Nehammer nicht daran, dem „lieben Viktor“ einen roten Teppich auszurollen. Alte (Partei)Freundschaft verbindet. Immerhin wurde der erst kürzlich „abgekanzelte“ Parteifreund Kurz in Budapest dennoch wie ein Staatsmann empfangen. Der konnte sich bei dieser Gelegenheit vielleicht davon überzeugen, dass seine ehemals „guten nachbarschaftlichen Beziehungen“ zu Ungarn Früchte tragen. Demnächst wird nämlich die legendäre Munitionsfabrik Hirtenberger, die jetzt im Besitz des ungarischen Staates ist, nach Várpalota, in den 400 Hektar großen, modernen Orban/Rheinmetall-Rüstungsindustriepark übersiedeln. Damit wird österreichische Expertise vielleicht Orban bei seinem „Kulturkrieg“ unterstützen. EU-Kommissar Thierry Breton hegte bei der Gleichenfeier im September 2022 schon die Hoffnung, dass Orban (als letzter Putin-Versteher in der EU) künftig einen wichtigen Beitrag zur Verteidigungsfähigkeit Europas beitragen wird. Und das Narrenschiff zog weiter nach Narragonien…

Hier im ungarischen Rüstungsindustriepark in Várpalota, wird schon bald österreichisches Know-how der Firma Hirtenberger einziehen.