In allen Häfen war Österreich

Der aktuelle Anspruch österreichischer Transportpolitikerinnen an die Zukunft in der Logistik ist der sogenannte „Trockenhafen“. Ein Euphemismus für LKW-Abstellplatz. Klingt irgendwie netter. Man sagt heutzutage ja auch nicht mehr Bilanzfälschung, sondern kreative Buchführung. Ungebildete sind höchstens bildungsfern. Dank kreativer Wortschöpfungen kann man also jede Dummheit in einen blühenden Garten Eden verwandeln. Und es wird überall reger Gebrauch davon gemacht.

Über viele Jahrhunderte hinweg, wehte die Österreichische Handelsflagge auf den Schiffen, die nahezu ausnahmslos für den Wohlstand des gesamten Reiches sorgten. „Flagge zeigen“ war in der Monarchie sprichwörtlich noch untrennbar mit Ansehen und Hochachtung verbunden. Untrennbar damit im Zusammenhang steht auch die Adria-Stadt Triest, wo Österreichs Geschichte in vielfacher Hinsicht noch lebendig ist. Triest ist bekanntlich wie die Wiener Ringstraße – nur mit Meerblick. Hier stand einst das maritime Monument „Österreichischer Lloyd“ und Josef Ressel, einer der wichtigsten Erfinder, hat hier am 1. Juli 1829 seine Schiffsschraube präsentiert. Sogar der Bau einer Wasserstraße von Wien nach Triest wurde 1795 begonnen und direkt von Kaiser Franz unterstützt. Fertig wurde der „Wiener Neustädter Kanal“ leider nie, aber noch heute ist er ein Wahrzeichen für die damalige Bestrebung die nur eine Richtung kannte: „Vorwärts“.

Die italienische Wasserstraße vom Lago Maggiore bis Venedig. Quelle: Association Locarno Mailand Venedig

Bald nach dem Ende der Monarchie verschwand die Österreichische Flagge nicht nur von der Adria. Heute ist sie selbst auf der Donau kaum noch zu finden und in Österreich gilt die Devise „vorwärts nimmer – rückwärts immer“. Studieren können wir diese Entwicklung ausgehend von der einstigen Logistikmetropole Triest. Nach einigen zaghaften Versuchen und politischen „Meisterstücken“ schickt sich der einstige Habsburger-Hafen an, wieder an Bedeutung zu gewinnen. Und die Aussichten sind gut. Schließlich haben sich die Grundvoraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg eines derartigen Standortes für den Welthandel ja nicht verändert. Aber, anstatt die Gunst der Stunde zu nutzen und im Hafen einen Anker zu setzen, begnügt sich Österreich mit der Rolle des „Hinterlandes“ und freut sich, als „Trockenhafen“ für die Adria dienen zu können. Triest, sagt Österreichs Bahnchef, ist das Tor zur Welt. Richtig erkannt, aber Österreich ist nur der Türsteher. Wir halten anderen Ländern die Tür auf, damit sie schneller hindurch können. Schlimmer noch, alles was einen raschen Hafenbetrieb behindert, wird von Triest nach Österreich „ausgelagert“ und wir freuen uns als „Zollfreikorridor“ für den Hafen herhalten zu dürfen. Das wird insbesondere die Guardia di Finanza freuen, die sich noch mit dem wachsenden Problem von Drogen- und Waffenhandel im Hafen herumschlagen muss. 730 kg Kokain wurden erst vor wenigen Tagen in einem Kaffee-Container entdeckt. Diese „Waren“ werden künftig wahrscheinlich im „Trockenhafen“ Villach landen. Friendshoring nennt man das jetzt unter Logistikpartnern. Für Kärntens Landeshauptmann ist es auch ein „Geheimrezept“.

Ungarischer Terminal in Triest. Quelle: Adria Port

Dass es intelligenter geht, zeigt uns ausgerechnet unser Monarchie-Bruder Ungarn. Orban hat bereits 2019 ein 34 Hektar großes Hafenareal in Triest gekauft und ist gerade dabei, dieses zu einem modernen Logistikzentrum für ungarische Unternehmen auszubauen. Bezahlen lässt sich Orban das natürlich wie immer von der EU und er feiert den Erfolg im eigenen Land mit „Ungarn liegt an der Adria!“. Auch die ungarische Schifffahrt hatte einst bereits eine große Bedeutung an der Adria. Das Motto der „Ungarischen Seeschiffahrts AG ADRIA“ lautete: „Sei deinem Land nützlich“. Die neue ungarische Hafen-Gesellschaft in Triest heißt auch ADRIA und die Zielsetzung ist wie damals: Sei deinem Land nützlich.

Österreich gibt sich inzwischen „Grün“ und versucht das Gesicht wenigstens in der Öffentlichkeit zu wahren. „Wir schaffen Arbeitsplätze“. Ja, ganz sicher werden wir einigen Spürhunden einen gesicherten Arbeitsplatz bieten müssen. Der Verkehr wird von der Straße auf die Schiene verlagert, lautet ein anderer Slogan. Auch das ist nicht ganz falsch. Einige Container werden zur Entlastung Italiens zwischen Triest und Villach mit dem Zug fahren und nur auf Österreichs Straßen ihren Fußabdruck hinterlassen. Eine wirklich große Verlagerung von der Straße auf die Schiene ist das nicht. Schon gar nicht, wenn ein neu zu schaffender „RailLog Park“ entstehen soll, der gar keine Gleise hat. Dafür werden hier die Schmuggel-Container hoffentlich gleich durchgewunken, wenn sie auf dem Weg nach Nord oder Süd am Rande des Naturschutzgebietes landen. Umweltschützer („Rett ma die Schütt“) kämpfen noch dagegen an. Die Aussicht auf Erfolg ist jedoch gering, denn die Zielsetzung der sozialdemokratischen Logistikpolitik lautet, banchina allungata, wir sind der verlängerte Kai Italiens. Freundschaft! Triest entlasten und Kärnten belasten. So schaut „gute Nachbarschaft“ aus.

Schwergut Umschlag vom Binnenschiff auf das Seeschiff. Quelle: FAGIOLI

Warum das alles so ist? Weil es so ist und so bleiben soll. In Österreich bestimmen noch immer ein paar kompetenzbefreite Bürgermeister mit ihrer Raumordnung und mit ihrer Ansiedlungspolitik, wohin die Reise in der österreichischen Verkehrspolitik geht. Gleichzeitig hat der Bund außer Ankündigungen und Sonntagsreden nichts zu bieten. Entwicklern von Logistikimmobilien wird der rote Teppich ausgerollt. Dank ihrer „Erfahrung“ wächst der Straßenverkehr ungebremst, die Lokomotive stampft am Stand und die Wasserstraßenlogistik plätschert knapp über der Wahrnehmungsgrenze dahin. Die besondere „Leistung“ von Qualitätsentwicklern für Logistikimmobilien besteht darin, die größten Logistikstandorte dort zu entwickeln, wo garantiert kein Schiffsumschlag möglich, aber dennoch ein „sicherer Hafen“ für Investoren entsteht.

FAGIOLI-S. Marco-Shipping Schwergutverladung in Cremona. Quelle: Fagioli

Die Schweiz, wie Österreich und Ungarn, traditionell eng mit Italien verbunden, nützt das „Tor zur Welt“ aktiv. In der Schwergutlogistik, ein Bereich, der bekanntlich hochspezialisiert und extrem profitabel ist, schafft die Schweiz gemeinsam mit Italien die logistische Infrastruktur auf der Wasserstraße und leistet so nebenbei einen enormen Beitrag zum Klimaschutz. Über das EU-geförderte Interreg Projekt „Slowmove“, entsteht eine Wasserstraße von Locarno am Lago Maggiore über Mailand, Cremona, Ferrara bis nach Venedig, die nebenbei auch von hoher touristischer Bedeutung ist. Der italienische Weltmarktführer in der Schwergutlogistik, FAGIOLI, zeigt eindrucksvoll, wie man die Wasserstraße als echte Transportalternative nutzen kann. Der trimodale lombardische Flusshafen Cremona, 280 Kilometer von der Adria entfernt, ist für FAGIOLI das nasse Logistikzentrum. Zuletzt hat der deutsche Kunde Kahl & Jansen hier einen besonders „dicken“ Transformator auf das Schiff mit Bestimmungsland USA verladen.

Beitragsbild: Triest, Quelle: IBBS

Kärnten ist sehr beliebt

Text: Peter Baumgartner

Zwei Wahrzeichen prägen das Bild. Ein Wahrzeichen (Burg Hochosterwitz) steht für ein charakteristisches Objekt der Landesgeschichte und das andere „Wahrzeichen“ (Müllverbrennung) überlagert die Schönheit und hat mehr etwas mit Wahrheit oder Wirklichkeit zu tun.
Bild: Peter Baumgartner

„Kärnten ist das beliebteste Bundesland in Österreich.“ Glaubt man einer Werbung der Immobilienwirtschaft, müsste Kärnten auch das bevölkerungsreichste Land sein, denn nirgendwo ist die Lebensqualität besser als in Kärnten, suggeriert die Umfrage von sREAL in Kooperation mit Wohnnet. Solche Werbeslogans mögen den hiesigen Immobilienbesitzern durchaus helfen, die Realität, was den Beliebtheitsgrad Kärntens betrifft, schaut jedoch deutlich anders aus. Ein Blick auf die Bevölkerungsstatistik und die Prognosen reicht aus. Kärnten ist das einzige Bundesland, dass langfristig mit einem schmerzlichen Bevölkerungsverlust zu rechnen hat (Stat. Austria). Zur Erläuterung kann man noch Präsident Petschnig vom Wirtschaftspolitischen Beirates zitieren, der von wirkmächtigen Faktoren im Land spricht. Kärnten ist das Land mit der höchsten Verschuldung und es ist nicht klar, ob wir unsere Hausaufgaben in Zukunft noch erfüllen können. Und – völlig konträr zur Immo-Werbung, Kärnten verliert massiv an Mitarbeiterpotential. Jedes Jahr verlassen Zehntausende junge Menschen das Land in Richtung Graz und Wien. Die große, sehr reale Angst ist, dass Kärnten mit der Inbetriebnahme der Koralmbahn zum Schlafzimmer wird. Da nützt ein Bestplatz im Ranking der Immobilienwirtschaft offensichtlich auch nicht wirklich. Vielleicht sind die Menschen doch nicht so dumm, wie manche Politikerinnen meinen. Ja, man gibt sich alle Mühe, Graf Potjomkin nachzueifern. Aber die Illusionen zerplatzen, wenn Fakten und Zahlen sichtbar machen, wo Lebensqualität und Zukunft zerstört wird. Doch statt gegenzusteuern und die Weichen für die Zukunft zu stellen, lautet das Dogma der verantwortlichen Entscheidungsträgerinnen im Land, „nur über Positives reden“. Keine schlechten Wahrheiten kommunizieren. DDr. Johann Neuner hat eine Gegenstrategie. Er fordert den mutigen Einsatz des eigenen Verstandes – sonst wird der Punkteabzug dramatisch ausfallen.

„Kampagne“ gegen Kelag

Text: Peter Baumgartner

Der mieseste Umgang mit Kritik ist, sie bei der nächsten Weiche auf andere Menschen abzuleiten.
Bild: Peter Baumgartner

Eine Grundvoraussetzung für Änderungen ist die Kritik – abgesehen von Krieg und anderen weniger feinen Methoden. Kritik gepaart mit Vernunft, sollte die Gesellschaft überhaupt erst ermächtigen, beurteilungsfähig zu werden. Das ist sozusagen die Firewall des Zusammenlebens. Nur so kann Kritik sogar als Besserwisserei bestehen bleiben, ohne groben Schaden anzurichten. Vor diesem Hintergrund kann man mit Kritik natürlich auf verschieden Arten umgehen. Man kann sich mit Kritik ablehnend oder wohlwollend, vielleicht sogar selbstkritisch beschäftigen. Es ist alles erlaubt. Was gar nicht geht, ist Kritik quasi auf die Schienen zu stellen und sie bei der nächsten Weiche womöglich auf unbeteiligte Personen abzuleiten. Man nimmt sich sozusagen aus dem Spiel und bestimmt weiter die Regeln. Das ist der mieseste Umgang mit Kritik und genau das hat der SP-Klubobmann Herwig Seiser schon mehrfach praktiziert. Im Landtag hat er die FPÖ-Kritik an der Energiepreispolitik der Landesregierung auf einfache Kelag-Mitarbeiter abgeleitet und jetzt hat der Wiederholungstäter die Kritik an der Kärntner Politik gleich auf den ganzen Energiekonzern verschoben. Solche Weichenstellungen führen zur Entgleisung oder aufs Abstellgleis – mit allen Konsequenzen. Unabhängig von jeder Parteipolitik, sollte es so etwas wie Grundvoraussetzungen für Politikerinnen geben, Kritikfähigkeit und die Bereitschaft zur vernünftigen Diskussion zählen jedenfalls dazu.

Politikerin/Politiker – (Alp)Traumjob

Die Effizienz und Außenwirkung von Gemeinderatssitzungen ist begleitet von andauernder Kritik. Mal ist es eine „gefährliche Mischung aus Ignoranten und Langschläfern, mal eine „Farce der Extraklasse“. Oft ist dieser wichtige demokratische Eckpfeiler nur ein Podium für Geschnatter.  
Bild: Peter Baumgartner

Ein „riesiges Problem“, den Gemeinden fehlt es an politisch interessierten Menschen, wurde realisiert. Der Gemeindebund hat deshalb extra eine Studie mit dem Titel „Partizipation und Nachwuchsförderung in der Politik“ erstellen lassen und sich dabei auch die Frage gestellt, ob Bürgermeister ein „Traumjob“ ist. Vorweg, es kommt darauf an…

Als Auftraggeber wollte der Gemeindebund vordergründig offensichtlich die Bestätigung, dass die Gemeinden mehr (Spiel)Geld brauchen, dann wird sowieso alles gut. Und die Studienautorin sah eine Chance, wieder Frauenthemen in Diskussion zu bringen. Das ist immer legitim. Beide Erwartungshaltungen hat die Studie erfüllt. Doch zum Thema Mitarbeit und kommunale Nachwuchssorgen, hat man wohl die falschen Leute befragt – und/oder die falschen Fragen gestellt. Medial transportiert, hat Bürgermeister Scheider bei der Befragung den Vogel abgeschossen. Die „Politik“ wird in der Öffentlichkeit sehr negativ dargestellt, gab er zu Protokoll. Da verwechselt ausgerechnet Scheider wohl das Amt mit der Person. Außerdem, so der situationselastische Politiker, der bald alle Parteien selber durchwandert hat, braucht man eine „dicke Haut“. Das ist logisch. Wer kein Rückgrat hat… Gut, dass dann wenigstens eine dicke Haut vor kriechender Fortbewegung schützt. Mehrfach kritisiert wird der „zeitintensive Job“, der angeblich deshalb viele Nachwuchspolitiker abschreckt. Da ist tatsächlich Handlungsbedarf. Dahinter steht eine alte Bürgerforderung: 32 Wochenstunden für Politikerinnen sollte genug sein – dann könnten sie weniger anstellen. Das würde auch dem „Ohnmachtsgefühl“ von Olga Voglauer entgegenwirken. Außerdem, verwalten – nicht gestalten, dürfte ohnehin die politische Hauptbeschäftigung sein. Dafür sollten 32 Stunden reichen.

Der Fraktionszwang ist hingegen nur für wenige Spitzenpolitikerinnen ein Problem. Ohne Rückgrat fällt es offensichtlich nicht schwer, auch gleich die eigene Meinung (K-AGO § 28 (3) freies Mandat) beim Portier abzugeben. Geheimverhandlungen im Gemeindevorstand/Stadtrat stören die politische Kultur ebenfalls unwesentlich und sind kein Grund für mangelndes Politikinteresse. Ein desillusionierter Bürger hat das mit den in Unterweltkreisen beliebten Kartenspiel „Färbeln“ verglichen. Ob mit dem neuen Transparenzgesetz 2025 damit Schluss ist, wird sich erst zeigen. Die Erwartungshaltung sollte nicht zu groß sein, denn trotz zahlreicher Negativbeispiele, denkt niemand daran, in die Praxis der ausgegliederten Gemeindeunternehmen einzugreifen. Doch genau da liegt der Hund begraben. Deshalb ist der Föderalismus heiß umworbener „Partner“ der Wirtschaft. Wer wissen will, was im Gemeindebudget abläuft, welche Gehälter gezahlt werden und wer überhaupt tatsächlich die Geschicke einer Gemeinde leitet, der muss sich mit den zahlreich ausgegliederten Gesellschaften beschäftigen. Wer jedoch glaubt, dann endlich den ultimativen Durchblick im Gemeindeleben zu haben, wird enttäuscht. Da gibt es noch ein paar Vorfeldvereine, deren „Selbstständigkeit“ das Gemeindeleben am Gemeinderat vorbei bestimmen.

Mandatsträger geben ihre persönliche Meinung oft an der Gemeindegrenze ab. Das macht sie nicht beliebt, aber dafür genießen sie Artenschutz.
Bild: Peter Baumgartner

Nichts davon stört die befragten Politikerinnen in eingangs genannter Studie. Lästige Medien fallen in den Amtsstuben hingegen schon sehr auf und sie wirken negativ aufs Gemüt der Volksvertreter. Was man durchaus nachvollziehen kann, weil das Bild schief hängt, wenn der Vorletzte im Beliebtheitsranking dem Letzten ständig ausrichtet, was er falsch macht. Fazit? Bei diesem Job-Profil konzentriert sich das Interesse nur bei einer ganz bestimmten Bevölkerungsgruppe und Politikerin/Politiker wird immer weniger ein erstrebenswerter Traumjob. Trotzdem, die mit dem Bürgermeisteramt eng verbundene Unantastbarkeit, dürfte für manche Berufseinsteiger so verlockend sein, dass sie sich sogar nebenbei kommunale Aufgaben „antun“. Im Extremfall reicht nämlich ein „Ich stelle mein Amt ruhend“ oder ein „Ich trete (einen Schritt) zurück“ – bei fortlaufenden Bezügen, versteht sich. Und sollte es wider Erwarten doch zu einer Strafverfolgung kommen, ist „mangels Anfangsverdacht eingestellt“ statt eingesperrt so gut wie sicher. Insgesamt sehen wir die Demokratie in einem sanften Despotismus versinken. Welche selbstbestimmten Menschen können da noch den Wunsch verspüren, Politikerin/Politiker zu werden?

„Ich hab dem Mundl sein Bier gezahlt“

Text. Peter Baumgartner

Folgt man der Einschätzung des NRAbg. Dr. Alexander Van der Bellen aus 2006, dann ist der ORF ein ÖVP-Ministerium und seit 2021 bereits „klinisch tot“. Dann arbeiten am Küniglberg aber die bestbezahlten Totengräber der Welt.
Quelle: Peter Baumgartner

Erinnern Sie sich? So lautete eine der „lustigen“ ORF-Werbungen, mit der einst eine „emotionale Beziehung“ zum „Schwarzseher“ hergestellt werden sollte. Mit „Ich bin`s, dein Fernseher“, der eine „tolle Nachricht“ zu übermitteln hatte, hat man innovativ sogar die Künstliche Intelligenz vorweggenommen. Das war den Werbeexperten aber dann doch zu utopisch. Deshalb ließ man bald wieder „ganz normale Bürger“ erklären, warum sie „sooo gerne“ GIS-Gebühren bezahlen.

Damals war die GIS-Gebühr allerdings noch weitgehend ein Geschäft. Leistung gegen Bezahlung. Seit Jänner 2024 gilt die Zwangsabgabe. Auch die, die keine Leistung haben wollen, müssen zahlen. An sich eine typisch österreichische Spezialität, weil schon bisher fast alle Staatsbürger irgendwo/irgendwie Zwangsbeiträge abliefern müssen. Jetzt ist mit dem neuen ORF-Beitrag die Zwangsbeglückung fast schon flächendeckend eingeführt. Man hätte es auch Steuer oder Sondersteuer nennen können. Aber das passt nicht zum aktuellen Regierungsprogramm. Dort steht, „Mehr Netto vom Brutto“ soll übrigbleiben und das bedeutet übersetzt, jetzt bleibt den Bürgern mehr Geld für „Beiträge“ in der Tasche. Beitrag klingt außerdem viel freundlicher als Steuer und lässt sich leichter „anpassen“. Es riecht förmlich nach Blümchen-Freiwilligkeit. Fast schon wie christliche Nächstenliebe. Alle leisten einen kleinen Beitrag, ohne echte Erwartung auf Gegenleistung. Ein hervorragendes Konzept für künftige Steuereintreibungsprogramme. Man kann alle Steuern abschaffen und durch „nützliche Beiträge“ ersetzen. Fangen wir zum Beispiel mit „Cybercrime-Beitrag“, „Spekulanten-Beitrag“ oder mit einem „Banken-Beitrag“ an. Ziemlich sicher werden bald ein „Katastrophen-Beitrag“ und ein „Armutsbekämpfungs-Beitrag“ kommen. Nur 50 Cent am Tag/Person und wir könnten dem Klimawandel mit gestrecktem Mittelfinger tief in die Augen blicken. Ein gutes Gefühl! Nur Häfenbrüder- und Schwestern haben es noch besser, sie sind von allen Beiträgen befreit. Hypothetisch – käme der Renè B. ins Gefängnis, was nicht der Fall sein wird, könnte er gratis in den Medien seine Aktienkurse verfolgen, während ich für Andreas Gabalier Beiträge zahlen müsste. Der Weg zum ORF-Beitrag für alle ist jedoch – abgesehen von einer digitalen Bankrotterklärung, von gesellschaftspolitischen Leichen gepflastert. Auf der Strecke geblieben ist der Parlamentarismus, ein großes Stück vom Demokratiekuchen, das Vertrauen in die Politik sowieso, der Medienpluralismus und sogar ein Stück Gemeinschaftsrecht. Dafür hat sich Andreas Khols Hoffnung nach mehr als 20 Jahren endlich erfüllt: Es rinnen keine „roten Gfrießer“ mehr aus dem Fernseher, sondern grün/schwarzer Schleim.

Das ORF-Entlohnungssystem baut auf die Philosophie von Karl Marx auf: Arbeitskraft ist die Fähigkeit und Fertigkeit zu einer Arbeit, nicht die Arbeitsleistung bzw. die Arbeit selbst.
Foto: Friedrich Karl Wunder (1867), gemeinfrei

Diese grün/schwarze Schleimspur hat bei den Gagen-Kaisern am Künigelberg ein sagenhaftes Selbstbewusstsein hervorgerufen. Das nimmt schon Formen einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung an. „Sie werden zahlen, wenn auch mit Murren“, verspricht ORF-General Roland Weissmann gegenüber der Kleinen Zeitung, wo er bei der Gelegenheit auch gleich sein fürstliches Gehalt rechtfertigt und die Diskussion über „Neiddebatten“ abdreht. Tatsächlich ist die dem ORF auferlegte Verpflichtung, Spitzengehälter offen zu legen nur ein gut funktionierendes Ablenkungsmanöver. Was ändert sich durch die Offenlegung? Man muss kein Prophet sein um zu wissen, die neuen Regeln ändern Null. 832.353 Unterschriften 1964 geleistet, haben die grundsätzliche Diskussion bis heute nicht verändert. Außerdem geht es gar nicht um normale Gehälter, die da offengelegt werden müssen. Der ORF orientiert sich an die Auslegung von Karl Marx über die Arbeitskraft. Demnach richtet sich dessen Wert nach der „gewohnheitsmäßigen“ Lebensart. ORF Mitarbeiter bekommen demnach so etwas wie eine „Aufwandsentschädigung“. Im Gegensatz dazu, setzt Gehalt in der Regel eine mehr oder weniger persönliche Leistung voraus. Die nun von der Veröffentlichung betroffenen Personen müssen also keine Angst haben. Es wird keine Neiddebatte geben. Abscheu, Verachtung ja und vielleicht sogar Mitleid.

Die Kriegskassa wird sich jetzt durch die flächendeckende Beitragszahlung rasch füllen und dann kommt es auf ein paar exzessive Lebenskünstler, die durchgefüttert werden müssen, nicht an. Die (OBS)Gesellschaft hat ihre Betriebsführung zwar an den Grundsätzen der Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit auszurichten und ist nicht auf Gewinn orientiert, wer das im weit verzweigten Firmengeflecht kontrollieren will, muss aber erst geboren werden. Wie beim österreichischen „Vorbild“ für Großpleiten, ist auch die ORF-Beitrags Service GmbH. ein kleines Rädchen im 12-Zylinder-Motor. Unzählige Verflechtungen und Verschachtelungen sorgen dafür, dass allfällige Kontrolleure schnell die Beißlust verlieren. Natürlich gibt es Aufsichtsräte und Geschäftsführer. Ziemlich viele sogar. Was ihre „Leistung“ ist, wird erst später zu beurteilen sein. Vorschusslorbeeren gilt es nicht zu verteilen, weil der erfahrene Geschäftsmann Hans-Peter Haselsteiner das Wirken von Aufsichtsräten und Geschäftsführern schon generell mit „Papiertigern“ verglichen hat, die nach dem Prinzip Hoffnung arbeiten. Die Erwartungshaltung ist also gering.

Quelle: Peter Baumgartner

Der ORF muss auch nichts und niemand fürchten. Er hat schon seit Jahrzehnten alle Kriegserklärungen abgewehrt. Volksbefragungen, Volksabstimmungen, Beschwerden, Petitionen, Initiativen. Egal von wem, von wo und in welcher Stärke. „Rotseher“ blieben immer auf der Strecke und räumten das Feld für einen siegreichen ORF. Warum das so ist und immer war, zeigt die jüngste Debatte um die Änderung des ORF-Gesetzes. Jede Partei wollte einen anderen ORF, aber niemand wollte auf den Zugriff der Medienmacht verzichten. Selbst die FPÖ, die sich als einzige Partei gegen eine personifizierte Zwangsgebühr ausgesprochen hat, will stattdessen eine Finanzierung über das Budget, was unter dem Strich gleichbedeutend mit Zwangsfinanzierung ist. Unter dem Strich bleibt so oder so „murren und (dem Mundl sein Bier) zahlen“. Genau wie es Weissmann angekündigt hat – „sie werden zahlen“. Der mit Riesenschritten voranschreitenden Künstlichen Intelligenz zum Trotz, wir bleiben konsequent bei der analogen „Kollektivschuld“. Zumindest was das Fußvolk anbelangt. Jemand, der auf seiner Adria-Yacht eine Entertainment Anlage installiert hat, um seine Gäste standesgemäß zu beglücken, muss natürlich keinen GIS-Beitrag zahlen. Die Oma in ihrer Einzimmerwohnung jedoch schon. „Die schweigende Mehrheit ist zufrieden“, meint der ÖVP-Mediensprecher und die paar Unzufriedenen sind nur ein „Grundrauschen“. Damit hat der gute Mann sogar Recht – wer schweigt, stimmt zu. Der Mediensprecher hat aber auch eindrucksvoll bestätigt: Als Nationalrat muss man nicht zwingend hören und sehen können. Es reicht blöd reden zu können.

Im wichtigsten Kampf aller Zeiten, wirft der ORF nochmals alles in die Schlacht. Sogar Daniela Kraus, die Generalsekretärin des Presseclubs Concordia, ist zur Verteidigung des ORF ausgerückt. Was oberflächlich betrachtet verwundert. Bei genauerem Hinsehen kann man aber die enge Verflechtung des ORF mit den Printmedien erkennen. Daher will Kraus eine „Schutzmauer“ für den ORF vor politischer Einflussnahme. Dabei gibt es doch gar keine politische Einflussnahme, wie von allen Seiten beteuert wird. Medienexperte Plaikner wiederum behauptet, die realen Köpfe des ORF heißen Medienministerin Susanne Raab und Kanzler Karl Nehammer. Wo liegt der Hund begraben? Egal. Lasst uns die Fakten anschauen: Der ORF ist das Leitmedium im Alpenland und er ist sehr wichtig für die Meinungsbildung, – sagt man. Außerdem ist er mit dem öffentlich-rechtlichen Auftrag eine tragende Säule der Demokratie. Darüber dürfte wohl einigermaßen Konsens herrschen. Doch wenn das so ist, dann hat der ORF auf allen Linien kläglich versagt. Die Gesellschaft ist gespalten, verunsichert, desinformiert und desillusioniert wie nie zuvor. Die Meinungsbildung hat man US-Konzernen überlassen und die Demokratie ist im Arsch. Man kann es leider nicht anders sagen. Die Erwartungshaltung an den ORF und an dessen selbst gesteckte Ziele, wurden nicht annähernd erreicht. Der „öffentliche Auftrag“ hat einen Scherbenhaufen produziert. Dafür gebührt kein Gehalt. Höchstens eine Aufwandsentschädigung – oder Schweigegeld.

PDF DRINGLICHER ANTRAG 29.6.2006, NRAbg. Dr. Alexander Van der Bellen, Sicherstellung der Unabhängigkeit und Objektivität des ORF

Tatort Umwelt

Text: Peter Baumgartner

Im Rahmen des Landjugend-Projektes „Tat.Ort Jugend“, haben Jugendliche aus Tiffen 2022 versucht, Krähen das Müllsammeln beizubringen. „Krah klaub auf“, haben sie das Projekt einfallsreich genannt und angeblich hat es gar nicht so schlecht funktioniert. Doch leider erreichte das Projekt nur Platz 12 und fand so nicht die erwünschte Marktreife. In St. Veit hätte es enorm helfen können, denn da gibt es zwar 100te Krähen die tagtäglich Unmengen Müll sammeln. Sie legen es aber nicht dort ab, wo sie sollten, sondern verteilen es untrainiert in den Glan-Auen und im Wasserschongebiet. Deshalb auch der politische O-Ton im Kärntner Landtag: Mikroplastik ist überall.

Vielleicht konnte sich die Jugend-Idee auch deshalb nicht durchsetzen, weil Müll in Wald und Flur nur zum Problem gemacht wird, damit Politiker und „Sponsoren“ mediale Aufmerksamkeit bekommen und mit dem erhobenen Zeigefinger – frei nach Lehrer Lämpel, „Also lautet ein Beschluss: Dass der Mensch was lernen muss…“, durch die Lande ziehen können.  Die Medien rapportieren jedenfalls artig und alle haben die Frühlingsaufgabe wieder erfüllt. Weiter in der Tagesordnung.

Der Müll ist noch immer da und die Krähen sind auch noch immer da. Aber institutionelle Umweltgefährdung ist immer „keine Gefahr für die Umwelt“ und „unter dem Grenzwert“.
Quelle: Peter Baumgartner/4.2.2024

ÖVP-Landesrat Gruber „appelliert eindringlich“, die Straße ist kein Mülleimer. Es braucht mehr Bewusstsein in der Bevölkerung und ein „Umdenken“. Genau, umdenken habe ich schon gelernt. Als ich 2022 auf eine „industrielle“ Vermüllung in den Glan-Auen aufmerksam gemacht habe, hat mich der ÖVP Stadtrat und Umweltreferent Walter Brunner aufgeklärt – mit erhobenem Zeigefinger. Die von mir fotografierten Bilder zeigen Bioabfall. Dass dies mit Verstand geschah, dafür war der ÖVP-Lehrer Lämpel da. Nun war dieser brave Lehrer, vom Tobak leider kein Verehrer… Aber ich habe brav gelernt – institutionelle Umweltverschmutzung ist bio, individuelle Umweltverschmutzung braucht eine Bewusstseinsbildung.

Nicht allein in Rechensachen …
Soll der Mensch sich Mühe machen …
Sondern auch der Weisheit Lehren …
Muss man mit Vergnügen hören.

Kinder an die Macht!

Text: Peter Baumgartner

257. Sitzung des Nationalrates in der XXVII. Gesetzesperiode am 21.3.2024/Screenshot live

„Gebt den Kindern das Kommando“, hat Herbert Grönemeyer schon 1986 getextet. Doch der Musiker wollte das Lied als Hymne an die Unvoreingenommenheit von Kindern verstanden wissen. Nicht als Aufforderung für Ignoranz, Gleichgültigkeit, Pflichtvergessenheit, Nachlässigkeit und Tagträumerei.

Man kann die Arbeitsbedingungen für unsere Volksvertreterinnen im Parlament durchaus als luxuriös bezeichnen. Insbesondere seit dem Umbau ist das Parlament unbestritten der prunkvollste Arbeitsplatz, den man sich vorstellen kann. Dort arbeiten zu dürfen, ist an sich schon ein Privileg der Sonderklasse. Wahrscheinlich ist das den Menschen im Haus am Ring, die hinter den Kulissen arbeiten und danach trachten, dass die Demokratie funktioniert, durchaus bewusst. Jene 183 Abgeordnete, deren Job im Nationalrat es ist, die Regeln für eine funktionierende Demokratie zu machen, finden es offensichtlich mehrheitlich langweilig und als Bürde, die man halt auf sich nimmt, weil es gut bezahlt wird.

Wie für alle Arbeitnehmer, gibt es natürlich auch für Parlamentarierinnen Regeln und Vorschriften, deren Einhaltung Teil des Arbeitsvertrages sind. Dazu zählt zum Beispiel selbstverständlich Anwesenheitspflicht. Viele Mandatare nehmen das jedoch wörtlich und meinen, die physische Anwesenheit reicht vollkommen aus. Auch ein schlafender Mandatar ist demnach „anwesend“. Dafür gibt es rund 10.000 Euro aufs Konto. Neben der Anwesenheit sind Abgeordnete auch verpflichtet, die Bedeutung der Parlamentsdebatten zu respektieren und mit gebotener Aufmerksamkeit zu verfolgen. Immerhin, das Parlament steht als gesetzgebende Kraft im Zentrum der Demokratie. Die Abgeordneten des Nationalrates und die Mitglieder des Bundesrates haben bei der Ausübung ihres Mandats eine hohe Verantwortung und Vorbildfunktion. Doch, ist der Ruf erst mal ruiniert, lebt es sich ungeniert. Was da vor den Augen des Volkes abläuft ist Fassade, wird halt gemacht, weil man es so tut.

257. Sitzung des Nationalrates in der XXVII. Gesetzesperiode am 21.3.2024/Screenshot live

„Während der Sitzungen ist in den Sitzungssälen der Bundesversammlung, des Nationalrates, des Bundesrates oder von deren Ausschüssen, Unterausschüssen, Untersuchungsausschüssen sowie in Enqueten und Enquete-Kommissionen das Telefonieren mit Mobiltelefonen nicht gestattet“, heißt es in den verbindlichen Arbeitsregeln. „Es ist insbesondere alles zu vermeiden, wodurch die Arbeiten in den Parlamentsgebäuden gestört werden könnten.“ Logisch, wo nicht gearbeitet wird kann Arbeit durch nichts gestört werden. So oder ähnlich dürften die Mandatare die Regeln wohl auslegen. Da wird auch gar nicht telefoniert, aber alle anderen Mobilfunkmöglichkeiten werden ausgiebig ausgenutzt. Dazu gehört auch, dass man lustige Fotos vom Baby am Nationalratssitz macht – nur zur Erinnerung, oder um vermeintliche Sympathie für Grönemeyer zu demonstrieren? „Sie lieben das Chaos und räumen ab, kennen keine Rechte, keine Pflichten…“

Natürlich, man könnte auch froh sein über diese Zustände im Parlament. Andernorts liefern sich die Delegierten Boxkämpfe, kratzen und beißen. Oder sie applaudieren auf Kommando mit voller Hose. Da ist es allemal besser, wenn sich die volle Hose auf vereinzelt mitgeschleppte Babys im Plenum bezieht. „Wir werden in Grund und Boden gelacht, Kinder an die Macht“.

Alles Bio oder was?

Text: Peter Baumgartner

Müllverbrennung ist keine erneuerbare Energie, sagen die deutschen Umweltverbände und fordert die Politik auf, entsprechend zu handeln. In Österreich ist man noch stolz auf rauchende Schlote.
Quelle: Peter Baumgartner

FunderMax ist ein „Biomasse“-Betrieb, schreibt Redakteur Uwe Sommersguter in der Kleinen Zeitung. Kann man so – aber auch anders sehen. Tatsächlich ist FunderMax GmbH. am Standort St. Veit an der Glan/Klagenfurter Straße laut IPPC Austria (integrated pollution prevention and control) jedenfalls eine Mitverbrennungsanlage. 3 t pro Stunde nicht gefährliche Abfälle und 10 t pro Tag gefährliche Abfälle, dürfen dort verbrannt werden. IPPC-Anlagen sind besonders umweltrelevante Abfallbehandlungsanlage und keinesfalls mit Bioanlagen vergleichbar. Laut Bescheid darf das Unternehmen pro Jahr insgesamt 164.636 t nicht gefährliche und fast 18.000 t gefährliche Abfälle verbrennen. Polystyrol, Gummi, Altreifen, Eisenbahnschwellen, Lacke und Farben, aber auch „Qualitätsklärschlamm“ etc., sind das, was in St. Veit verbrannt und wird und bei Sommersguter als „Biomasse“ durchgeht. Selbsterklärend, dass dementsprechend auch keine „Biomasse“ beim Kamin wieder rauskommt. Der letztgültige Bericht über Verbrennungs- und Mitverbrennungsanlagen in Österreich legt zum Beispiel offen, dass es bei FunderMax/St. Veit im Berichtszeitraum wieder zu zahlreichen meldepflichtigen Grenzwertüberschreitungen gekommen ist. Darunter zum Beispiel auch das für die Lungen gefährliche Schwefeldioxid. Diese „Bio“-Müllverbrennungsanlage liefert also über die Partnerschaft mit der Kelag (sehr teure) „umweltfreundliche Fernwärme“. Das heißt, Fernwärmekunden bezahlen nicht nur die Energieversorgung, sie bezahlen auch dafür, dass sie den Rohstoff für die Verbrennung liefern dürfen und sie bezahlen für die eigene Vergiftung. Das nennt sich in Österreich „Kreislaufwirtschaft“ – wobei nicht ganz klar ist, ob nicht vielleicht die Pharmaindustrie der größte Profiteur bei diesem Deal ist. Sommersguter rechtfertigte seinen unvollständigen Bericht jedenfalls damit, dass es ihm inhaltlich ja nur um die Darstellung der wirtschaftlichen Lage des Betriebes gegangen ist. Maßgebliche Fakten kann man dabei schon mal großzügig beiseitelassen, sollte das wohl heißen. Da es sich jedoch um keine Werbeeinschaltung gehandelt hat – zumindest war der Beitrag nicht als solcher gekennzeichnet, gelten andere Regeln. Gerade bei sensiblen Themen geht es nicht darum was gesagt, sondern was verschwiegen wird. Solche Fehler sollten im Qualitätsjournalismus nicht vorkommen. Zumindest sind nach meinem Verständnis die Zuständigkeiten zwischen Werbung und Information im Journalismus klar geregelt. Allerdings ist es schon länger offensichtlich, dass in der Medienlandschaft „Biolumnisten“ immer dann ausrücken, wenn komplexe Sachverhalte einfach erklärt werden sollen.

Wir. Die Mitte.

Text: Peter Baumgartner

Die Konjunktur springt nicht an, stellen die Wirtschaftsforscher mit besorgter Miene fest. Schuld sind die Konsumentinnen, weil sie nicht real denken können und überhaupt, die haben psychisch einen Knacks abbekommen. Jetzt stopft man ihnen eh schon bei jeder Lohnverhandlung das Geld üppig in die Taschen und trotzdem vertrauen sie der Politik nicht mehr. Statt wie erwartet, das Geld in den TEDi-Shop zu tragen und massenhaft billiges Glumpert aus China zu kaufen, treiben sie lieber den Shopping-Terror auf die Spitze. Wirklich enttäuschend! Die Leute haben die Zeichen der Zeit einfach nicht richtig verstanden. Dabei geht es uns doch so gut. Niemand muss mehr UNTERnehmer sein, weil FÖRDERnehmer zeitgemäßer ist. Lohn und Gehalt ist überbewertet. Stellen Sie Beihilfeanträge und besorgen Sie sich Unterstützungsgelder und/oder Zuschüsse. Wir helfen in allen Lebenslagen. Hochkonjunktur haben allein Hilfsorganisationen. Kein Grund für eine Vertrauenskrise. Liebe Wirtschaftsexpertinnen! Ja, Sie haben es erfasst und auf den Punkt gebracht. Das Vertrauen der Bevölkerung ist quasi im freien Fall. Aber nicht, weil die Leute nicht ganz dicht sind, sondern weil man sie nicht für blöd verkaufen kann. Die Lohnpolitik verfolgt nämlich punktgenau die Wirtschaftspolitik – die allein selig machende Kaufkraft muss erhalten werden. Früher hat man fleißig und zuversichtlich gearbeitet, weil man wusste, man kann so die Vorsorge der Familie sichern, man kann sich Eigentum erwerben und vielleicht sogar ein wenig am Luxus teilhaben. Das waren u.a. Ziele, für die es sich zu schuften gelohnt hat. Die „Kaufkraft“ verehrte Expertinnen, die können Sie sich sonst wohin stecken. Und die Frage eines Journalisten angesichts von nur 0,2 Prozent Wirtschaftswachstum, „wie geht’s den Unternehmen damit“, widerspiegelt genau diese miese Grundhaltung: wie es den Menschen wirklich geht, ist egal. Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s den Menschen noch lange nicht gut. Das Fass zum Überlaufen bringen dann Energiekonzerne, die die Preise obszön in die Höhe treiben und dann behaupten, an der Teuerung ist die Indexentwicklung schuld. Kein Problem, sagen die Politikerinnen, wir machen eine „Abschöpfung“ und verteilen an Bedürftige. Nennen Sie es meinetwegen azyklisch oder psychisch gestört. Ich mache mir jetzt meine eigenen Regeln für die Kaufkraft. Obwohl, es könnte zunehmend schwierig werden. Die Regierung hat schon ein Gegenmittel gegen die aufmüpfigen Konsumverweigerer entdeckt: Die Zwangsmitgliedschaft bietet eine willkommene Einnahmegarantie in allen Lebenslagen. „Die große Mehrheit aber, das sind Sie: die breite Mitte unserer Gesellschaft“, lautet die neue Charmeoffensive des Bundeskanzlers. Die richtige Erkenntnis führt aber noch nicht automatisch zum richtigen Handeln.

Köpferl im Sand

„Biomüll“ im Wasserschongebiet (4.2.24 / St. Veit an der Glan). Kein Problem, sagt der „Umweltstadtrat“. Wie werden erst aktiv, wenn es kritisch wird.
Quelle: Peter Baumgartner

Life is plastic, it’s (nicht besonders) fantastic „sangen“ die Kärntner Abgeordneten im Landtag – ohne Barbie Girl. Es stand eine Debatte zur Regierungsvorlage über Mikroplastik in Kärntner Gewässern auf der Tagesordnung. Relativ unwichtig für Kärntner Verhältnisse. Deshalb – „Regierungsvertreter „sand kane mehr do“, stellte ein Redner selbsterklärend fest und kam umgehend zum Schluss: Kein Handlungsbedarf. Mikroplastik ist sowieso „Bestandteil des täglichen Lebens“, resigniert ein anderer Redner, der zumindest an seinem Fachwissen teilhaben lässt: „Mikroplastik kommt über den Boden in die Gewässer“. Der ÖVP-Redner sieht dennoch optimistisch überwiegend Trinkwasserqualität und beklagt, dass eine Umweltorganisation 2023 das Gegenteil behauptet hat. Das kann gar nicht stimmen. Weil, es gab Gästestornierungen rund um den beprobten Wörthersee und allein deshalb ist die Vertrauenswürdigkeit des Berichtes zweifelhaft. Und was sagt die Opposition? Sie glänzte mit den Regierungsvertretern durch ihre Abwesenheit. Vielleicht waren sie gemeinsam auf ein Bier. Man weiß es nicht. Die „Abstimmung“ verlief jedenfalls harmonisch: „Bericht wird einstimmig angenommen und zur Kenntnis genommen.“ Die Landtagssitzung endete, wie sie begonnen hat – mit einem passenden Liedchen. Diesmal von Arik Brauer: „Waun da wind wahd, do steckt da (Abgeordnete) sein Köpferl in Saund.“ Ich versuche es auch mit einem Liedchen und singe mit Johann Strauß „Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist.“

WELTWASSERTAG 2024, 22. März

Text: Peter Baumgartner

Wir „feiern“ wieder den WELTWASSERTAG – und machen am gleichen Tag weiter wie bisher.
Quelle: UN-Water

2030 ist für Österreich im globalen Einklang ein besonderes Datum. Bis dahin müssen teils existentielle Ziele erreicht werden. Hinsichtlich Weltklima und anderen „Baustellen“, drängt die Zeit und vielfacht wird schon eingestanden, wir werden die selbst gesteckten Ziele nicht erreichen. Aber, wir kommen „Soylent Green“ garantiert wieder ein Stück näher.

Es ist wie mit den Neujahrsvorsätzen. Man nimmt sich etwas vor und weiß gleichzeitig, eigentlich will man das Ziel gar nicht erreichen. Aber, man verspricht – wem immer auch, gute Absichten. Die allerersten Versprechungen waren wahrscheinlich die Einhaltung der 10 Gebote. Wir wissen, das funktioniert schon seit Jahrtausenden nicht und wird bis 2030 auch nicht annähernd erreicht werden. Aber, darauf kommt es wohl auch nicht an. Politische Vorsätze haben eher den Zweck der Selbstoptimierung, damit die Ausgangsposition für die nächste Wahl verbessert wird. Man kann und soll sich den idealen Zielen wenigstens verbal annähern. Anders als einfache Neujahrsvorsatz-Streber wissen Politiker natürlich genau, welche konträren Voraussetzungen ihren Vorsätzen entgegen stehen. Man lässt sich dennoch nicht beirren und um die Erwartungshaltung am Ende nicht erfüllen zu müssen, kann man sich später immer noch Ausreden einfallen lassen. Entscheidend ist also nicht, ob ein Ziel – zum Beispiel 2030, erreicht wird, sondern ob man es erreichen will.

Genau das ist in Kärnten nicht der Fall. Hier übt man sich mit gekreuzten Fingern am Rücken im Paarlauf mit GONGOs. Wohl wissend, dass man eh nicht in der Hölle, sondern höchstens am nächsten Parteitag landet. 2023, am SDG Dialogforum 3.0, wurde Kärnten als Leuchtturm in der bösen Welt zum Sieger ernannt, weil sich die neu gewählte Regierung ein Programm mit Fokus auf die Agenda 2030 und im Einklang mit den 17 Nachhaltigkeitszielen gegeben hat. Die plakative Absicht des Landeshauptmannes Dr. Peter Kaiser, wurde als „Signal“ für eine nachhaltige Entwicklung in Kärnten bewertet. Wohl gemerkt, nicht was die Landesregierung gemacht/nicht gemacht hat, sondern die Signalisierung was man zu tun gedenkt, wurde zum Sieger gekürt. Das ist so, wie wenn ein Formel-1 Rennfahrer bekundet Sieger werden zu wollen und dafür schon aufs Stockerl darf. Die eigens eingerichtete „Nachhaltigkeits Koordinatorinnen Konferenz“ (NHKK), ist zur Selbstbeweihräucherung ausgeschwärmt und verkündet bei jeder Gelegenheit ihre guten Vorsätze. Kärnten „wird seinen Beitrag zur nachhaltigen Welt leisten“ – so Kaisers vollmundiges Versprechen vor einem andächtig lauschenden Publikum. Der Festredner des Tages, Cornelius Obonya, brachte es schließlich trocken auf den Punkt: „Die politischen Aussagen stimmen mit den Handlungen nicht überein.“ Immer diese linken Künstler! Oder war es eine bestellte Kritik?

Quelle: UN-Water

Nun haben wir am 22. März wieder den „Weltwassertag“, der schon seit über zehn Jahren auf unterschiedliche Art die Bedeutung des Wassers für uns thematisiert. 2018, am Beginn der UN-Wasserdekade (2018-2028) hat Österreich amtlich erklärt, sich verstärkt um die Verringerung der Wasserverschmutzung durch Pharmazeutika und Mikroplastik kümmern zu wollen. Gleichzeitig hat Österreich versprochen, tatkräftig am Erreichen des SDG 6 mitzuwirken, weil sauberes Wasser nicht nur eine Frage von Leben und Tod ist, sondern auch ein Menschenrecht.

Abgesehen vom desaströsen globalen Zustand der Wasserfrage, was macht Österreich, was macht Kärnten und „stimmen die politischen Aussagen mit den Handlungen überein?“ Zunächst wird SDG 14 als „nicht relevant“ erachtet. Dabei geht es „nur“ um das Leben in Ozeanen und Meeren. Die haben wir nicht. Aber, obwohl der Einfluss der Binnenländer auf die Meeresumwelt unbestritten ist, wird das in Österreich trotzdem als „nicht relevant“ eingeordnet. Ungeachtet dessen, „Österreich setzt ein ambitioniertes Maßnahmenpaket zum Ausstieg aus Mikroplastik in Produkten um“ (FNU Freiwilliger Nationaler Bericht zur Umsetzung der Nachhaltigen Ent­wicklungsziele / SDGs-2020), wird behauptet. Eine absolut notwendige Maßnahme, die für SDG 6 und 14 gleichermaßen von Bedeutung ist. Nur die Realität schaut ganz anders aus. Der jüngste Gewässerbericht der Kärntner Landesregierung hat es bestätigt: Mikroplastik ist überall. Was macht die „ausgezeichnete“ Landesregierung? Sie nimmt den Bericht zur Kenntnis und ignoriert eine „Mikroplastikfabrik“ im Wasserschongebiet (Bild). Seit Jahren gibt es zudem ein Verzehrverbot für Fische, weil man der chemischen Wasserbelastung nicht Herr wird. Das mörderische PFAS-Problem ist noch nicht mal angekratzt. Molybdän zählt zum Hauptbestandteil der Erde. Nach dem Motto, was nicht gemessen wird, ist nicht da, ignoriert man seit Jahren die im Zusammenhang mit dem Grundwasser stehende Luft- und Bodenverschmutzung. Stattdessen sorgt die „Nachhaltigkeitsregierung“ im Verein mit „Schwachverständigen“ und im Interesse des „Standortes“ per Bescheid dafür, dass die Luft- und Bodenverschmutzung sogar noch beschleunigt wird (Speed-kills). Die immer wiederkehrenden Totschlagargumente gegen jeden Handlungsbedarf – keine Gefahr für Gesundheit und Umwelt, Grenzwerte werden nicht überschritten. Und sollten diese Standardformeln nicht mehr ausreichen, werden Fakten einfach in Zweifel gezogen und/oder Bürgern „kein Anrainerrecht“ attestiert. Selbst die Zivilgesellschaft, die der rettende Strohhalm sein sollte, ist längst nicht mehr auf zahlende und empathische Mitglieder angewiesen und handelt nicht mehr selbstermächtigt oder selbstorganisiert, sondern im Sinne hoheitlicher „Wünsche“. Dafür hängen sie an den stets prall gefüllten Zitzen der Fördertöpfe und können sich unbeschwert auf den Selbstzweck konzentrieren. Manche dürfen sogar ein Zipfelchen der politischen Macht nützen und ein „Mandat“ ausüben. Tatsächlich sehen wir mehrheitlich NGOs, die sich von GONGOs nicht mehr unterscheiden lassen.

Die „Mikroplastifabrik“ im Wasserschongebiet findet in Kärnten niemand bedenklich.
„Das ist Bioabfall“, meint ÖVP-Umweltstadtrat Walter Brunner.
Quelle: Peter Baumgartner/4.2.24

2020 hat Österreich seinen ersten FNU (Freiwilligen Nationalen Bericht zur Umsetzung der Nachhaltigen Entwicklungsziele/SDGs) mit den schon bekannten Ergebnissen präsentiert: „Die politischen Aussagen stimmen nicht mit den Handlungen überein“. Beispiele:  Armut, Treibhausgase, Bildung, Versiegelung, Lebensmittelgesundheit usw., usw. Die Statistik ist gar nicht in der Lage, flächendeckend belastbare Aussagen zu treffen, weil es schlicht große Datenlücken gibt. Dennoch wurde der Bericht 2021 im Nationalrat einstimmig zur Kenntnis genommen und durch gewunken. Man sollte sich daher vom nächsten Bericht, der im Sommer dieses Jahres zu erwarten ist, nicht allzu viel versprechen. Sogar der Leiter des SDG-Österreich Büros, Thomas Alge, gibt zu Protokoll: „Wir sind noch weit von den Zielen entfernt“. Was aber schon sehr gut funktioniert und flächendeckend, bis hinunter in die Dorfjugend ausgerollt ist, ist die Instrumentalisierung der Jugend. Sediert von vermeintlichen Mitspracherechten und „Sponsorengeldern“, die unter dem Deckmantel der Gemeinschaft, jedes eigenständige Denken unterbinden, wird der Generationenauftrag konsequent fortgesetzt: „Macht euch die Erde untertan.“  Sollte sich doch eine jugendliche Selbstwahrnehmung bemerkbar machen wollen, wird sofort die „Klimaterroristen-Debatte“ durch die Medien getrieben. Sicher ist, wir sind „Soylent Green“ am Weltwassertag-2024 wieder ein gutes Stück näher gekommen.