Die Schilderhebung in der Rohstoffindstrie
Text: Peter Baumgartner.
Der Erdüberlastungstag (Earth Overshoot Day) in Österreich ist aktuell auf den 6. April festgesetzt. An diesem Tag, nach nur drei Monaten im Jahresverlauf, hat Österreich seine zustehenden Ressourcen verbraucht. Österreich würde also aktuell vier Erden brauchen, um seinen Konsum nachhaltig zu decken. Das sollten wir schleunigst ändern. Tun wir aber nicht. Im Gegenteil.
2008 kam man in Österreich zur Erkenntnis, dass dem Wachstum Grenzen gesetzt sind. Folglich wurde der „Wachstum im Wandel“ proklamiert um weg vom quantitativen Wachstum hin zu mehr qualitativem Wachstum zu kommen. Also mehr Lebensqualität und Wohlbefinden, war angesagt. Was daraus geworden ist, ist ein mulmiges Gefühl mit zwei Beinen und pickt auf der Straße fest.
„Nachhaltige und effiziente Ressourcennutzung in der Zukunft bedeutet den sorgsamen Umgang mit Rohstoffen, der natürlichen Umwelt und ihren Kreisläufen. Nachhaltige Entwicklung bedeutet auch die gerechte Verteilung von Ressourcen und auch von Entwicklungsmöglichkeiten auf globaler Ebene.“ Das zuständige Ministerium, aus dem diese Weisheit stammt, hieß damals – 2011, noch Lebensministerium. Als Zauberwort wurde schon damals der Begriff Ressourceneffizienz geprägt. Mit deren Umsetzung sollten die Ziele erreicht werden. In der Realität werden wir bei der Ressourceneffizienz tatsächlich immer besser, aber der Verbrauch ändert sich kaum. Die Folge ist, dass wir nicht mehr vom Klimawandel, sondern vom Klimanotstand sprechen müssen und einfache Bürger ihren Staat vor Gericht zerren, weil sie sich durch staatliches Handeln in ihrem Leben bedroht sehen. Der Staat, der seine Bürger umbringt. Ganz ohne Krieg und Folter, aber sehr effizient.
Vor diesem Hintergrund kommt ein neuer Rektor der Montanuniversität daher, der „mit dem Erdball spielt“ (Kleine Zeitung/Bendele). „Jeder Österreicher konsumiert 15 Tonnen mineralische Rohstoffe im Jahr, aber es gibt viel Widerstand gegen deren Gewinnung“, kritisiert der Montanist. Er will damit sagen, dass wir alle zwar gerne konsumieren und betonieren, aber nicht die Konsequenzen tragen wollen. Rektor Peter Moser lässt jedenfalls keinen Zweifel. Bei Widerständen der Bürger steht er auf der Seite der Rohstoffindustrie. Klimawandel und weltweite Ungerechtigkeit hin oder her, wir müssen alles unter einen Hut bringen. Den Klimawandel bekämpfen wir mit unserer Technologie, die Grenzen machen wir einfach dicht und den Rohstoff, den wir brauchen, beschaffen wir uns auf Teufel komm raus. Bestätigt wird das durch den Leitspruch der Montanuniversität Leoben: „Die großen gesellschaftlichen Herausforderungen im Bereich Ressourcen, Klima, Energie und Umwelt verlangen nach technischen Lösungen.“
Egal ob 15, 19 oder 24 Tonnen Rohstoffverbrauch pro Kopf. Die Statistik fragt nicht danach, wer von den 9 Mio. Einwohnern für oder gegen Autobahnbau ist. Der Statistik ist es auch völlig egal, ob ein Verbrauch durch touristische Faktoren, geographische Eigenheiten oder politische Blödheit beeinflusst wird. Die Statistik kann nur rechnen. Deshalb ist Statistik die Steigerungsform von Lügen. Und deshalb wird Statistik von Lügnern gerne als plausible Erklärung verwendet. Aus so einer Statistik eine „Kollektivschuld“ abzuleiten, ist für einen Wissenschaftler zumindest ein starkes Stück und gibt jedenfalls Hinweis auf dessen Motivation.
Solche „Experten“ werden leider von den Medien brav rapportierend, wie Majestix auf das Schild gesetzt und stolz durch das Dorf getragen. „Schaut her, einer von uns hat es geschafft.“ Der Vorteil bei österreichischen Experten, die entbehrliche Aussagen/Entscheidungen treffen ist, dass sie es auf eine gewisse, typisch österreichisch charmante Art machen. Genau deshalb sind sie auf der ganzen Welt in gewissen Führungspositionen sehr beliebt. Wirklich fatal ist diese Eigenschaft in Bereichen, wo es um (Aus)Bildung geht. Dort, wo Unkrautsamen auf fruchtbaren Boden gesät wird und wie Neophyten alles überwuchert, was lebenswert sein könnte. Wenn solche Leute zum Beispiel an der Montan-Uni Einfluss nehmen, dann muss man sich um dessen Output echt Sorgen machen. Aus solchen Biotopen sind jene Leute gekommen, die uns dorthin gebracht haben, wo wir jetzt sind – aber nicht sein sollten.
Das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) kommt im letzten, 2020 veröffentlichten Bericht über die Ressourcennutzung in Österreich, auf einen pro Kopf Ressourcenverbrauch von 19 Tonnen pro Jahr. (PB)