„Es wäre gescheit, ihr zieht euch warm an“!

Text: Peter Baumgartner.

Der als „Betonierer“ verschriene und als Symbol des sturen Widerstands personifizierte Beamtengewerkschafter Fritz Neugebauer, lehrte vor genau 10 Jahren der Regierung das Fürchten, als er 40.000 Beamte am Ballhausplatz aufmarschieren ließ. Was „sinnvolle Reformen“ in der Beamtenschaft sind, bestimmte alleine Neugebauer. Reformwünsche der Regierung verstand er als Drohung und letztlich führten die eindimensionalen „Verhandlungen“ zur erwartbaren Machtdemonstration. SPÖ Verhandlerin Heinisch-Hosek war für Neugebauer eine Jausengegnerin, zumal er von den damaligen ÖAAB-Säulen Mickl-Leitner und Wolfgang Sobotka flankiert wurde.

Vor 10 Jahren war das „Dienstleistungsunternehmen“ Beamtenschaft also unantastbar. Aber die Zeiten ändern sich. Heute, ein paar Chats später ist Neugebauer Geschichte und andere Betonierer(innen) sitzen auf den besseren Rängen. An der Front steht die Seniorenmannschaft und versucht zu retten, was noch zu retten ist.

Könnte es sein, dass die Veröffentlichung der unappetitlichen Geschichten aus der Politik und aus den Medien, den Allmachtanspruch der Beamtenschaft beenden wird? Dass eine absolut herrschende Beamtenschaft und Verwaltung, willfährig oder vererbt, für die Gesellschaft eine noch viel größere Gefahr sind, als ein paar abgehobene Politiker oder übereifrige Journalisten, dürfte wohl unbestritten sein. Spätestens mit dem untadeligen Ruf des „altösterreichischen“ Beamten Siegfried Dohr, ging die Beamtenschaft auf Talfahrt. Für Dohr war das Dogma Wirtschaftsstandort noch eine Ersatzreligion. Inzwischen überwiegt der Eindruck, die Beamtenschaft ist eine Sektion der Industriellenvereinigung und Sektionschefs sind eine Art Aufsichtsrat in der Politik.

Der „Sturschädel“ Neugebauer brachte 40.000 Beamte auf die Straße, um für ihre Arbeitsrechte zu kämpfen. Heute verstecken sich Beamte feige hinter Politikerinnen und erledigen die „Drecksarbeit“ für die (Sau)Wirtschaft. Da endlich Öffentlichkeit zu schaffen, ist das Gebot der Stunde. Sektionschef Thomas Wieser, der etwas gegen faule Äpfel in den Beamtenburgen hat, wird vielleicht als Eisbrecher in die Österreichische Beamtengeschichte eingehen – falls die Medienlandschaft aus dem Winterschlaf erwacht. (PB)

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