Elefantenrunde auf Wienerisch

„Elefantenrunde“ nennt man gerne eine Diskussionsveranstaltung mit Wahlkandidatinnen vor einer Wahl im Fernsehen, weil sie angeblich so „gewichtig“ ist. Doch Elefanten leben friedlich zusammen. Das kann man selbst bei Artgenossen unter Parteimitgliedern eher nicht feststellen. Meine Vermutung ist, den Begriff Elefantenrunde hat ein zoologisch gebildeter Mensch deshalb kreiert, weil er wusste, dass Elefanten untereinander über den Geruch von Kot kommunizieren können.

Die „Elefantenrunde“ zieht wieder durch das Land.
Quelle: Christina Baumgartner

Eine Diskussionsrunde mit den Spitzenkandidatinnen zur EU-Wahl „Elefantenrunde“ zu bezeichnen, weckt jedenfalls die Phantasie. Die Assoziation zum Tierreich wird unter Menschen ja häufig gesucht. Doch die gefühlsmäßig richtigen, zutreffenden Verbindungen herzustellen, könnte u.U. einen strafrechtlich relevanten Tatbestand provozieren. Deshalb versuche ich anhand eines Beispiels die „Elefantenrunde“ wienerisch zu kommentieren. Wienerisch hat immer Charme – nennt die Dinge aber oft beim Namen. Deshalb scheint es mir eine geeignete Form für meinen Wahrnehmungsbericht zu sein – mit einem kleinen Augenzwinkern. Man kann zum Beispiel zum Herrn Spitzenkandidat Andreas Schieder keinesfalls Blödmann sagen, aber Wappler könnte auch ein persönliches Nahverhältnis beschreiben. NEOS-Brandstätters EU-Armee Ambitionen als Geschwätz darzustellen, klingt abwertend. Wischiwaschi hingegen lässt Diskussionsspielraum offen. Anderseits hätte der Hacklschmeißer in eben dieser EU-Armee eine große Zukunft. Jemanden wie Lena Schilling ein loses Mundwerk zu unterstellen ist bestimmt unsympathischer, als ihr eine Repetiergosch’n zu attestieren. Das ist außerdem ein Begriff, den das Tschopperl wahrscheinlich gewohnt ist. Bei Herrn Lopatka gebietet schon das Amt, dass man seine Ambitionen nicht mit einem gerissenen Schmarotzer in Verbindung bringt. Doch ohdrahder Obstauber hat durchaus auch etwas Anerkennendes an sich. Schwierig wird es, Harald Vilimsky mit dem nötigen Respekt einzuordnen. Es ist ja auch nicht alles unwahr was er sagt. Doch es ist viel Schmus und Schmafu dabei, wenn die Wanz’n den Mund aufmacht.

Amtlicher Stimmzettel zur EU-Wahl am 9. Juni 2024 – mit allen „Elefanten“

Erwartungsgemäß stellen die Sendungsverantwortlichen auch diesmal wieder ihre selektive Teilnehmerauswahl zur Schau. Auch sehr untypisch für eine Elefantenrunde, wo gerade die Müchg’sichter liebevoll umsorgt werden. Doch die Ungustl und Tamler in den Chefredaktionen entscheiden autonom, welcher Kandidat/Kandidatin seine Botschaft an die Wähler senden darf.  Wer rechtmäßig zur Wahl zugelassen wird und auf dem Stimmzettel steht, muss erst die „Vierte Gewalt“ überzeugen, dass sie bereit sind, sich den journalistischen Regeln zu unterwerfen. Bisher deutet alles darauf hin, dass die Listen Demokratisch-Neutral-Authentisch (DNA) und KPÖ, nicht den hohen Erwartungen entsprechen. Der Wähler, die Wählerin darf zwar die öffentlich rechtliche Zwangsgebühr plus Medienförderung abliefern, aber deshalb hat er/sie noch lange kein Recht auf umfassende Wahlberichterstattung.

Wenn Sie sich jetzt fragen, soll man trotz Palawatsch zur Wahl gehen, dann ist meine Antwort – Na no na net! Hinterher treffen wir uns mit der Hotwolee beim Mulatschag auf a Eitrige und an 16er Blech.

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