HCB-Görtschitztal, 10-jähriges „Jubiläum“

Text: Peter Baumgartner

Die Forderungen der vom HCB-Desaster betroffenen Mütter trägt die persönliche Unterschrift des Kärntner Landeshauptmannes Peter Kaiser.
Bild: Peter Baumgartner

Der HCB-Fonds, oder blumiger Görtschitztal-Fonds (GÖF), wie er von Politikern bevorzugt genannt wird, wurde bei der letzten Kärntner Regierungssitzung mit Stimmeneinheit aufgelöst. Zum Abschluss gibt es noch ein „Jubiläumsgeschenk“ für die Gemeinden in der Höhe von 718.551 Euro (und 73 Cent). Gegründet nach dem HCB-Desaster 2014, sollte Geld zur „Neupositionierung“ des geschundenen Tales beitragen. Böse Zungen behaupten, die wütende Bevölkerung wurde mit dem Euro-Medikament sediert. Der Gemeindereferent Daniel Fellner verkündet jetzt jedenfalls stolz, die gesteckten Ziele wurden umgesetzt. Wir haben wieder „eine schöne Region und nun ist es an der Zeit, dieses Kapitel zu schließen.“ Das kann man so verkaufen – vor allem bei medialer Askese. Man könnte aber auch sagen, langsam wächst Gras drüber. Die, die nicht sediert wurden, sind zehn Jahre älter und gefühlt um zwanzig Jahre gealtert. Wenn man es mit Leuten zu tun hat, die einfach alles aussitzen, ist man mit demokratischen Mitteln bald am Ende angelangt. „Liebe Görtschitztalerinnen und Görtschitztaler“, hat der Landeshauptmann Peter Kaiser im Dezember 2014 in einem persönlichen Brief geschrieben, „natürlich müssen die Verursacher mit aller Konsequenz zur Verantwortung gezogen werden.“ Auch die Verantwortung der Landesbehörden muss, so Kaiser, „restlos aufgeklärt werden“. Und es muss alles getan werden, damit so etwas nie wieder passiert. Ein vollmundiges Versprechen, dass Kaiser im Juni 2015 mit seiner persönlichen Unterschrift noch deutlich erweitert hat. Diese Unterschrift des Landeshauptmannes steht auf einer 3-Punkte-Forderung der vergifteten Mütter und ihrer Kinder: Keine Verbrennung mehr von Sondermüll, Giftmüll und ausländischen Müll. Rasche und ordentliche Entsorgung der Giftmülldeponie Brückl und Schutz der Menschen vor weiteren Belastungen. Selbst wenn man noch laufende Gerichtsverhandlungen und die vergifteten Fische in der Gurk außer Acht lässt, nichts von den Versprechungen des Landeshauptmannes wurde umgesetzt. Im Gegenteil! Aussitzen, durchtauchen und schönreden, das ist die politische Leistung. Das Asbest-Desaster im Görtschitztal wurde „gemeistert“, hat Kaiser resümiert. Ja, kann man so sehen. Die Opfer liegen bereits am Friedhof, hat eine ehemalige Gemeindeärztin resümiert. „Gemeinsam werden wir auch das HCB-Desaster schaffen“, versicherte der Landeshauptmann. Diesmal hat er Glück, weil der Nachweis der HCB-Opfer ungleich schwieriger sein wird. Doch die aktuelle Frage ist ohnehin, wann passiert das nächste Desaster? Frei nach Murphys Gesetz – alles was schiefgehen kann, wird schiefgehen…

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