Mehr Abbaugebiete für Bildung!

In der Achtsamkeitslehre geniest der Dolomit als Heilstein den Ruf, dass er seelische Gelassenheit fördert und zur Lebensfreude beiträgt. Außerdem wird dem Dolomit in der Steinheilkunde auch eine entspannende und entkrampfende Wirkung nachgesagt.

Großes Interesse bei der Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative Neupersteinbruch.
Von links/rechts: Otto Lungkofler/VzBM ÖVP, DI Robert Unglaub/ARCHI NOAH, Andrea Seiler/BI, BMin Feichtinger-Sacherer, Gerald Seiler/BI, Gerhard Kronlechner SPÖ-GR

Bei den Bewohnern rund um den geplanten Dolomitsteinbruch am Windischberg in Unterpassering, zählt Gelassenheit nicht zu den auffälligsten Eigenschaften. Lebensfreude ja und zwar gepaart mit viel Haus- und Sachverstand. Deshalb kann man annehmen, dass die Menschen vor Ort eher einen Aquamarin unter dem Kopfpolster haben. Der fördert nämlich die geistige Entwicklung. Übrigens ein Heilstein, den man auch gewissen Behördenvertreter und Politikerinnen empfehlen könnte. Und um die Steinheilkunde abzuschließen, man kann davon ausgehen, dass der bevorzugte Heilstein für einige Steinbruchbesitzer mit Sicherheit Gold ist. Die mineralische Rohstoffversorgung in Österreich sollte eigentlich, so der politische Wille, unter Bedachtnahme auf Versorgungssicherheit, Umwelt und Sozialverträglichkeit aufbauen. Davon merken Anrainer in Kärnten häufig nichts. Für sie ist die Hl. Barbara mehr Bedrohung als Schutz.

Seit nunmehr 15 Jahren wehrt sich der Verein „Nein zum Neupersteinbruch am Windischberg“ gegen die Rodung und Abbaupläne in ihrer unmittelbaren Nähe zum Europaschutzgebiet Mannsberg-Boden. Bei der letzten Verhandlung im Mai 2024, hagelte es 172 Einwendungen von Anrainer, die mit einer 80-köpfigen Kampfmannschaft bei der Verhandlung aufmarschierten. Sie ließen sich von der schikanösen Verhandlungsführung der Bezirkshauptmannschaft St. Veit nicht einschüchtern und sogar die Bürgermeisterin von Kappel am Krappfeld stellte sich persönlich hinter ihre Bürger. Der Aufwand und die Mühen waren für die Bürgerinitiative nicht umsonst, sondern brachten durchaus auch Punkte für sie. Jedenfalls konnte das erwartete „Durchwinken“ der Antragsstellung verhindert und die Behörde zur Fortsetzung des Verfahrens veranlasst werden. Die abschließende Behördenentscheidung wird nun davon abhängen, wie sie die Einwendungen würdigt und ob neue Gegengutachten anerkannt werden.

Gold, das kennen wir schon vom amerikanischen Goldrausch, hat den Indianer das Leben gekostet. Gold kann man aber auch mit ganz gewöhnlichen Steinbrüchen erwirtschaften. Die Indianer sind dann die Anrainer.
Bild: Peter Baumgartner

Dass mit dem Gemeinsinn der Anrainern weiterhin zu rechnen ist und dass sie keinesfalls auf ihre Rechte verzichten werden, haben sie bei einer Informationsveranstaltung am 19. September nochmals unmissverständlich demonstriert. Das Gemeinschaftshaus in Passering war bis zum letzten Platz gefüllt und die Grundbotschaft war klar: Wir werden den Steinbruch nicht zulassen. KommR Maximilian Stingl, der als Waldbesitzer direkt an den geplanten Steinbruch angrenzt, nahm sich bei der Veranstaltung kein Blatt vor den Mund. Er wird sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen den Natureingriff zur Wehr setzen. Überraschenderweise nahm die für den Naturschutz zuständige SPÖ-Landesrätin Sarah Schaar an der Informationsveranstaltung teil und sie hielt sogar eine (Wahl)Rede mit folgendem Inhalt: „Ich möchte mich im eigenen Namen und im Namen meiner Fachabteilung bei der Bürgerinitiative und den betroffenen Bürgern entschuldigen. Ich und meine Beamten haben in den letzten Jahren in dieser Angelegenheit kläglich versagt und die Pflichten vernachlässigt. Mehr noch, ich habe trotz der mir zur Verfügung stehenden Expertise nicht erkannt, dass sich der Umweltschutz und die Interessen der Bürgerinnen vor Ort falsch entwickelt haben. Dafür entschuldige ich mich aufrichtig und gelobe umgehend Besserung. Ab sofort nehme ich die Bürgerinteressen in meiner politischen Verantwortung selber wahr und gebe Ihnen Ihre wohlverdiente Freizeit zurück. Außerdem übernehme ich alle bisher getätigten Investitionen der Bürgerinitiative“.

Stopp! Etwas zurückspulen bitte. Richtig ist, Frau Schaar war da in Passering und sie hat eine (Wahl)Rede vor den Bürgern gehalten, aber nicht die oben zitierte – leider. Frau Schaar hat vielmehr bewundernd den Gemeinsinn der Bevölkerung zur Kenntnis genommen und „Ratschläge“ erteilt, was die Bürger noch tun könnten, um das drohende Desaster zu vermeiden. Sie hat extra einen juristischen Beistand aus ihrem Büro mitgebracht, um die Bürgerinitiative, die quasi in der Rolle eines Schuldners steht, dahingehend zu „beraten“, wie sie gegen ihre „Gläubiger“ auftreten könnten. Als wichtigste Botschaft gab sie mit auf den Weg, „Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“ Es ist der guten Frau also noch immer nicht klar, dass es nicht die Aufgabe der Bürger ist, sich mit Gutachten und Gerichtsverhandlungen die Freizeit zu vertreiben und die ihnen zustehenden Rechte vor Gericht zu erstreiten. Es ist auch nicht die Aufgabe der Bürger, sich über die Schöpfungsverantwortung hinaus, um die Durchsetzung der Umweltrechte zu kümmern. Das alles ist die verdammte Pflicht und Schuldigkeit derer (Politiker und Behörden), die dafür gewählt wurden und bezahlt werden. Die Bürgerinitiative Neupersteinbruch, allesamt Menschen, die genug damit zu tun haben, sich um das Fortkommen ihrer Familien zu kümmern, haben bis jetzt über 15 Jahre hinweg ihre Freizeit und sehr viel eigenes Geld für Herausforderungen investiert, die sie zwar ursächlich betreffen, aber für die sie weder verantwortlich noch zuständig und schon gar nicht Verursacher sind. Wir haben es hier mit einem schweren Behörden- und Politversagen zu tun. Anders kann man das nicht beschreiben. Nur zur Vollständigkeit – die genannte Landesrätin ist nicht nur seit 2018 politische Führung einer Expertenabteilung in der Landesregierung für Umweltbelange, sie ist nebenbei die Vorsitzende des Kärntner Naturschutzbeirates/Umweltanwaltschaft und hält sich mit dem „Kärntner Klima-Beirat“ auch noch einen persönlichen Greenwashing-Verein für ihre verfehlte Umweltpolitik.

Die „Cheyenne“ in den Brückler Bergen wollen sich durch den modernen Goldrausch nicht vertreiben lassen.
Bild: Peter Baumgartner

Angeblich benötigt jeder Mensch in Österreich 12 Tonnen/a mineralische Rohstoffe, behauptet die Industrie. Vom Baby bis zum Großvater. Kein Wunder, dass wir Versiegelungs-Weltmeister sind. In Summe sind das 100 Mio. Tonnen/a. Kommt es aber zur gewünschten Reduzierung der Versiegelung und berücksichtigt man die stark wachsende Kreislaufwirtschaft, können wir bald jeden zweiten Steinbruch schließen. Die Industrie sieht aber dennoch einen drohenden Rohstoffmangel und pocht trotz Abdeckung durch Eigenproduktion, auf eine Erleichterung der internationalen Handelsbeziehungen. Gut verteilt über das Land, denn der LKW soll ja nicht weit fahren, versorgen in Österreich 350 Steinbrüche und 950 Sand/Kiesgruben die Kunden. Manche Unternehmen, wie die Kärntner Montanindustrie, exportieren sogar hauptsächlich. Natürlich geht es auch um die wichtige Frage der Rohstoffsicherung. Stichwort „öffentliches Interesse“. Immerhin brauchen wir weiterhin Häuser, Brücken und Straßen. Es geht also immer auch um eine Abwägung zwischen unterschiedlichen Interessen. Nutzungskonflikte sind die natürlichen Folgen und da kann es schon vorkommen, dass eine Bürgerinitiative aus unternehmerischer Sicht zum Versorgungsrisiko wird, wenn Behörden und Politik versagen. Doch man kann ganz generell feststellen, in vielen Bereichen werden Profite durch öffentliche Interessen gerechtfertigt und die Kosten für Abbauhemmnisse dennoch der Öffentlichkeit umgehängt. So bleiben Bürger- und Umweltinteressen immer öfter auf der Strecke. Einerseits, weil Konzerne – abgesehen von der Finanzkraft, mehr Juristen beschäftigen als Bürgerinitiativen Mitglieder haben und anderseits, weil Bürger im industriepolitischen Netzwerk, noch dazu ohne Arschleder und Bergkittel, nur Störfaktoren sind. Herunter gebrochen auf den Bergbau heißt das, ohne Ledersprung gilt automatisch „Hände falten, Goschn halten.“ Vielleicht sollte man daran erinnern, dass Bildung (nicht nur Ausbildung) auch ein Rohstoff ist. Davon kann man nie genug haben. Und das Schöne daran, „Abbaugebiete“ für Bildung tragen nicht zum Schwerverehr, sondern zur Konfliktbereinigung bei. Das sollte auch die Montanindustrie leisten können.

Das Sammeln von Steinen kann auch ganz spannend und einträglich sein, ohne die Anrainer zu belästigen.
Bild Peter Baumgartner

Die entscheidenden Anker im Rohstoffdialog könnten wir sogar in Kärnten für ganz Österreich setzen. Das Zentrum der österreichischen Montanindustrie ist nämlich nicht nur historisch in Kärnten verankert. Nicht in der Steiermark und schon gar nicht in Wien, wie oft fälschlich dargestellt wird. Das Herz der mineralischen Rohstoffkompetenz, schlägt in Kärnten. Der Kärntner Ministerin Köstinger verdankt die Montanindustrie die aktuelle Machposition, die lange nachwirken wird. Mit Andreas Henckel von Donnersmark, sitzt in Kärnten der einflussreichste Montanist nicht nur von Österreich, sondern über die Grenzen hinaus. Außerdem hat die wichtigste Kaderschmiede der Montanindustrie, die Montan Uni in Leoben, den Friesacher Montanisten Peter Moser als Rektor. Der wundert sich übrigens, warum der Widerstand gegen die Rohstoffgewinnung so stark ist, wo doch eh jeder Österreicher 15 Tonnen im Jahr „konsumiert“. Also, wechselseitiger Dialog ist neben politscher Verantwortung, durchaus dringend notwendig und der einzige Weg, die montanistisch „inspirierte“ Beamtenschaft in den Griff zu kriegen.

(Spenden)Informationen zum Verein findet man unter www.nein-zum-neupersteinbruch.at

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