Bereit für das nützlichste Jahr Deines Lebens?

Text: Peter Baumgartner

Derzeit ist unsere Gesellschaft wie ein Geisterschiff. Ohne Führung auf offener See umherirrend und von nicht wenigen Zeitgenossen bereits als verloren abgeschrieben. Segelschiffe sind aber seit ewigen Zeiten Synonym für den Aufbruch, Erforschung und Eroberung. Daher dieser Aufruf an die wahren ExpertInnen im Land: Setzt die Segel – auf zu neuen Ufern! Mast und Schotbruch. Bild: Peter Baumgartner

Immer wieder lesen wir vom umfassenden Fachkräftemangel. Ob es stimmt, kann ich nicht abschließend beurteilen. Wo ich mir aber ganz sicher bin ist, dass der Fachkräftemangel in der Politik evident und schwerwiegend ist. Um die daraus resultierenden Probleme zu beseitigen, braucht es Sofortmaßnahmen. Immerhin geht es hier nicht um eine undichte WC-Spülung oder um schiefe Wände. Fehlende Fachkräfte in der Politik bedeutet ein mehrfaches und nachhaltiges Risiko für die Gesellschaft. Wenn’s ganz blöd läuft, sogar für den globalen Frieden – wie man gerade hautnah erleben kann. Mein Vorschlag als Sofortmaßnahme ist daher eine Novellierung des Freiwilligengesetzes. Ein „Freiwilliges Sozialjahr der klugen Köpfe“ bei einer anerkannten Trägerschaft, analog der schon bestehenden Regelungen und Erweiterung der Leistungsempfänger, sollte umgehend möglich werden. Das heißt, neben Altenbetreuung oder Rettungsdienst, soll es neue Leistungsempfänger geben. Eine Partei zum Beispiel, ein Ministerium, Bezirkshauptmannschaft, ja sogar die Präsidentschaftskanzlei könnte Antragssteller beim Pool der klugen Köpfe sein. Zu leisten wäre dieses „Freiwillige Engagement“ zum Gemeinwohl von tatsächlichen Kapazundern ihres Faches. Eine geeignete Einsatzstelle für einen Hirnforscher könnte zum Beispiel das Kanzleramt sein. Lehrende aus der Medienwissenschaft könnten im Medienministerium erklären, wie man Medien- und Meinungsfreiheit organisiert. Es können und sollten aber auch Personen aus der Wirtschaft und Arbeitswelt zur „Sozialleistung“ motiviert werden. Der Voest-Chef könnte nach Ablauf seiner Tätigkeit ein Jahr lang im Wirtschaftsministerium aushelfen und die Leiterin eines Supermarktes ist bestimmt eine Bereicherung für das Sozialministerium. Auch eine erfolgreiche Lehrerin könnte unverzichtbare Nachhilfe im Bildungsministerium leisten. Experten gibt es zweifelsohne auch am Rande der Gesellschaft, deren Input überall an den Schalthebeln der Politik und Wirtschaft nachgefragt werden sollten. Freiwilliges Engagement, schreibt das Sozialministerium, ist bereits jetzt eine sinnvolle Ergänzung im Sozialstaat und für Österreich unverzichtbar – aber nicht selbstverständlich. Also sollte man ein gutes System möglichst breit ausrollen.

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