Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar
Aufgefasst aus der Wandzeitung, ein Zitat von Ingeborg Bachmann
Text: Peter A. Werner/Krems an der Donau
Ein Bericht aus der WANDZEITUNG über den Journalist Franz Miklautz, sollte den österreichischen Bürger eigentlich aufrütteln und aus seiner Ja–Sager und mankann-ja-eh-nix machen Agonie holen. Das Traurige an dem Bericht des Herausgebers ist der Umstand, dass objektiver Journalismus in einem Land, in dem ständig von Demokratie und ihren Werten gesprochen wird, tatsächlich nicht viel übrig geblieben erscheint. Objektiver und unbeeinflusster Journalismus sind jedoch eine tragende Säule der Demokratie.
Es ist verständlich, dass simple und unkomplizierte Medien, vom einfach denkenden Staatsbürger lieber gelesen werde, als ein anspruchsvoller Bericht eines seriösen Mediums. Jedoch hat es mit journalistischer und mit demokratischer Pflicht überhaupt nichts zu tun, wenn einfach gestrickte Medium, anstatt seriöser Journalismus, gefördert wird. Dies ist nämlich gefährlich und trägt dazu bei, die Gesellschaft zu verunsichern und zu spalten. Diese Art von Journalismus die weder berichtet noch objektiv aufdeckt, ist der wahre Straftäter – nicht der Journalist der Unangenehmen und Verwerflichen auf der Spur ist und nach genauer Recherche darüber berichtet.
Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt, die Herrn Miklautz für seine Arbeit als vermeintlichen Täter verantwortlich gemacht hat und dann wieder rehabilitieren musste, macht sich im System genauso schuldig wie die Medien, die subjektiv berichten. Hier nämlich fängt das gesamte Schlamassel des heute gelebten Journalismus an. Es wird eine Straftat in journalistischer Aufklärungsarbeit vermutet, die wahren Täter jedoch bleiben verschont. Das Warum und Weshalb zu hinterfragen, wäre nun jedoch eine notwendige Handlung der Staatsanwaltschaft.
Was allerdings im Falle Miklautz geschehen ist, entspricht genau der Spaltung der Gesellschaft. Es ist kein Wunder, dass nach solchen Geschichten der Volksmund nach einem starken Führer ruft! Fatal. Jedoch geht man nach solchen Gschichtln ganz schnell in die Normalität über und provoziert damit den nächsten Fall. Und schon entsteht der Eindruck, Übeltäter werden, besonders wenn sie wohlhabend oder politisch tätig sind, geschützt. Das Gefühl der Ohnmacht ist die gesellschaftliche Folge. Genau diese Ohnmacht erzeugt Ärger und wenn sich dieser Ärger durch Wiederholung steigert, entsteht Hass. Eben dieser führt zur Gewalt, vor der sich dann alle so fürchten. Gerade deshalb ist objektiver Journalismus, egal in welchem Bereich, mindestens so wichtig, wie die Gewaltentrennung, eine unabhängige Exekutive und eine unabhängige Justiz. Dort ist für Verschlagenheit, politische Incorrectness und Korruption nämlich kein Platz.
Wenn ein Land unabhängige Journalisten mit Restriktionen straft und diffamiert, ist es nur noch ein kleiner Schritt zu Orbans Ungarn. Darauf folgt bereits Putins Russland. Wohin dessen „Pressefreiheit“ geführt hat, merken wir alle. Der Fall Miklautz zeigt allerdings auch auf, wie nahe wir uns bereits an den genannten Schritten zu Orbans und Putins restriktiven Systemen befinden. Die Begründung darin ist schlicht und einfach, dass sich korrumpierte Eliten bedroht und gereizt fühlen und restriktiv auf ihre Widersacher reagieren. Genau hier aber beginnt die Gefahrensituation. Wenn nämlich die wenigen verbliebenen, objektiv arbeitenden Journalisten in ihrer Arbeit behindert werden, ist der Weg in die totale Subjektivität geebnet. Interessant wäre dann zu wissen, wie die Reaktionen und das Wehgeschrei der Verantwortlichen ausfallen. Auch die Reaktion derer, welche die Verantwortlichen letztlich gewählt haben, kann man sich bildlich vorstellen. Genau gegen dieses Szenario bedarf es Journalisten und Medien, die objektiv und unbeeinflusst berichten und zwar über die wirklichen Probleme und Mängel, die unserer Gesellschaft zu Grunde liegen.
Gerade als Mitglied der Europäischen Union, in der ständig von Menschenrechten und Wertegemeinschaft gesungen wird, sollte man sich den Risken einer Einschränkung des freien objektiven Journalismus bewusst sein. Wenn solche Fälle, wie eben der Fall Miklautz vorkommen, gehören die weder zu Tode diskutiert, noch ignoriert, sondern sorgfältig abgehandelt und zu guter Letzt als Paradebeispiele für eine unabhängige freie Gesetzgebung zum Wohle unserer Gesellschaft herangezogen.
Es bleibt zu hoffen, dass Herr Miklautz nach dieser nachhaltigen Beschädigung, durch eine mangelhafte Justiz, weiter seiner journalistischen Tätigkeit nachkommen will, diese unabhängig, frei und objektiv ausüben kann. Eines ist allerdings ganz klar! Dieser Fall ist die Rute im Fenster derer, die Unabhängigkeit und Freiheit aufgrund ihrer eigenen Verfehlungen und Schwächen einschränken oder gar abstellen wollen. Es gibt als Hoffnungsschimmer in der Trostlosigkeit des Boulevards und „ich wehe-wie-ein-Blatt-im-Wind“-Journalismus, doch noch einige Figuren die sich trotz erfahrener Schmach, für objektive Berichterstattung stark machen. Diesen und besonders dem Herausgeber der Wandzeitung, sowie Herrn Miklautz gilt mein Dank für ihre gesellschaftliche Verantwortung, ihren Mut und ihrer Standhaftigkeit. (PB)