Köpferl im Sand
Text: Peter Baumgartner
Wenn Arik Brauer im „Köpferl im Sand“-Lied singt: „Hinter meiner, vorder meiner, links, rechts güts nix. Ober meiner, unter meiner siach i nix. Spür nix, hear nix und i riach nix. Denk i nix und red i nix und tu i nix”, richtet sich seine Kritik ausdrücklich nicht gegen eine bestimmte Gruppe, sondern gegen alle, die nicht hören und sehen wollen. In besonderem Maße trifft das wohl auf Medienschaffende zu, die einfach nicht sehen wollen, dass es außerhalb der etablierten Parteien aus gutem Grund auch noch andere demokratische Strömungen gibt. Für Journalistinnen ist alles links von der SPÖ kommunistisch. Außerhalb der ÖVP ist alles nationalistisch oder gar antidemokratisch und alles was grün ist, steht sowieso unter Artenschutz. Aber dass die SPÖ schon lange nicht mehr sozialdemokratisch ist und die ÖVP von christlich so weit entfernt, wie der Mond von der Erde ist, dass passt nicht in ein tief verankertes Weltbild, wo man jedenfalls nicht die Hand beißen darf, die einen füttert. Wie kommunistisch sind Sie eigentlich, fragt ORF-Mann Martin Thür den KPÖ-Wahlsieger von Salzburg ziemlich despektierlich, um belehrend fortzufahren: „In kommunistischen Regimen sind Millionen Menschen gestorben, viel mehr haben gehungert, gelitten, freie Meinungen wurden unterdrückt, Gegner kaserniert. Kann man sich da 2023 noch stolz einen Kommunisten nennen? Es war bewundernswert, wie gelassen Kay-Michael Dankl die als „Frage“ getarnte Provokation pariert hat. Dennoch, dass „Köpferl tief im Sand“ hat nicht nur der ORF-Mann. Auch Andreas Khol, der mit der FPÖ schon freiwillig „durch die Wüste Gobi“ marschiert ist, ordnet den Salzburger Wahlsieg der KPÖ nur als „jugendlichen Protest“ ein. Die haben ja keine Ahnung, diese Grünschnäbel, ist der große weise Mann überzeugt. Es muss eine bittere Erfahrung für einen trickreichen und mit allen Wassern gewaschenen Politiker sein, wenn er nach 50 Jahren „Aufopferung“ für die Gesellschaft draufkommt, dass ein Grünschnabel nur mit der Wahrheit im Gepäck, erfolgreicher ist als er es je war. (PB)