Bergaufbau

Text: Peter Baumgartner

Das Gletscherbegräbnis am 5.9.2023 auf der Pasterze, hat auf den dramatischen Gletscherschwund in Österreich aufmerksam gemacht. Quelle: Protect Our Winters Austria

Pass‘ auf, was du dir wünscht – es könnte in Erfüllung gehen. Schuld ist das holländische Fernsehgenie Rudi Carrell, der 1975 sehnsüchtig „Wann wird`s mal wieder richtig Sommer“ sang.

Jetzt haben wir den Salat! Bald wird es nur noch eine Jahreszeit geben – nämlich Sommer und Rudi Carrell hat nichts mehr davon, weil er längst gestorben ist. Wolferl Ambros, unserem Austropopper, war schon ein Jahr nach Carrells Wunschlied klar, nur Sommer bringt auch nichts. Deshalb galt für ihn, „Schifoan is des Leiwandste“ und „durt auf die Berg ob´n hams immer Schnee“. Mittlerweile ist die Schneesicherheit in den Bergen auch nicht mehr ganz so sicher. Meteorologen sagen, abgesehen davon, dass es in Tallagen bald keinen Schnee mehr geben wird, generell wandert die Schneegrenze bis 2050 200 Meter höher. Das heißt, alles was unter 3000 Meter liegt, muss mit einer deutlichen Abnahme an Schitagen rechnen.

Dennoch, die Schiindustrie in den Alpenregionen macht das was sie macht mit technischer Hilfe sehr gut. Sie erzählt mit Überzeugung wie wichtig das ist was sie macht, welche gesellschaftliche, wirtschaftliche und arbeitsmarktpolitische Bedeutung für das Land sie leistet. Tatsächlich macht sie in ihrer Selbstdarstellung nichts anderes, als alle anderen Industriebereiche auch. Egal ob Zementindustrie, Bauindustrie, Chemieindustrie oder wer auch immer, sie alle sind jeder für sich betrachtet erstens gut und zweitens wichtig. Das Problem ist nur, dass sich keine Sau für die Summe der Auswirkungen interessiert. In Summe sind zwar alle System Erhalter noch immer gut und „alternativlos“, aber das Klima, die Biodiversität und die Zukunft geht trotzdem den Bach hinunter. Mittlerweile hat es auch der Tiroler Umweltanwalt Johannes Konstenzer kapiert: „Der Skigebietsausbau ist nicht mehr zeitgemäß“. Aber für eine Trendumkehr ist es noch ein paar Generationen zu früh. Zunächst gilt es die lieb gewordenen Lebensmodelle abzusichern.

Österreich hat zu wenig Berge.

Die Tourismuspolitik hat jetzt die Lösung aller mittelfristigen Probleme gefunden und unter Einbindung aller Stakeholder ein Konzept entwickelt, dass auf den erfolgreichen, Jahrhunderte alten Bergbau aufbaut und weiterentwickelt. Vor dem Hintergrund, dass auch die bergmännische Tätigkeit und der damit verbundene „Abbau“ oft mehr in einen „Raubbau“ (Zementindustrie) mündet, ergeben sich Synergien mit der Seilbahnwirtschaft, die es zu nützen gilt. Als dritter und wichtigster Player im Konzert kommt die „Ersatzrohstoffindustrie“ (ERI) ins Spiel. ERI ist eine europaweit agierende Industrie, die darauf spezialisiert ist, die Reste der Zivilisation gerecht (umgangssprachlich – mafiös) in Europa, aber auch auf anderen Kontinenten, zu verteilen und einem sinnvollen Zweck zuzuführen. Als typisches Beispiel mag erwähnt werden, was man allgemein unter dem Begriff Ersatzbrennstoffe (EBS) bzw. Sekundärbrennstoffe (SBS) versteht, ist Handelsgut von ERI. Früher sagte man dazu „Brennstoff aus Müll“ (BRAM). Das ist heute nicht mehr opportun, weil es sich ja um „wertgesicherte“ und allen Regeln der „Qualitätssicherung“ folgende Substrate handelt. Großer Beliebtheit erfreuen sich diese Güter bei der Energieerzeugung (z.B. Zementindustrie), weil sie mehrfach von den Konsumenten und von der Politik gesponsert werden.

In der Finanzindustrie gilt der Bergaufbau als (steuerbefreites) Öko-Invest

Die Ersatzrohstoffindustrie (ERI) steht jedoch vor der Herausforderung, dass ihr „Qualitätsprodukt“ im Vorkommen und in der Herstellung einer gewissen Fragmentierung unterliegt, die eine bauwürdige Verteilung schwierig macht. Der Schlüssel zur Problemlösung ist daher der erfolgreiche Praxistest unter wissenschaftlicher Begleitung, der jetzt in Österreich – und zwar verkehrstechnisch zentral gelegen, im Burgenland, zur Anwendung kommt. Auf den Erkenntnissen des Bergbaues aufbauend, wird sprichwörtlich im Flachland ein „Bergaufbau“ ins Leben gerufen. Vereinfacht gesagt, man geht davon aus, wenn man einen Berg abbauen kann, muss es auch gelingen, einen Berg geologisch stabil aufzubauen. Ein verwandter Begriff von „Bergaufbau“ ist der abfallwirtschaftliche Begriff (Bodenaushub)Deponie. Auch deshalb, weil bei beiden Verfahren eine hervorragende „Vermischung“ der Materialien im vereinfachten Behördenverfahren erfolgen kann. Selbstverständlich wird der burgenländische Praxistest unter strengen Richtlinien der Biodiversität durchgeführt. Als lebender Indikator für Naturverträglichkeit werden zum Beispiel Alpenmurmeltiere aus der Schweiz (Mungg) auf den neuen Bergen angesiedelt. (PB)