Irgendein Depp mäht irgendwo immer

Text von Peter Baumgartner.

Mit 96 dB wird ständig irgendwo ein Gänseblümchen gekillt.
Quelle: Peter Baumgartner

Erinnern Sie sich an das Protestlied von Reinhard Mey? Vor vielen Jahren hatte er in seinem Haus auf Sylt die Schnauze voll und legte sich mit den Nachbarn an. Statt auf der idyllischen Nordseeinsel den Tourneestress abbauen zu können, fuhr in der Nachbarschaft ständig ein „Garten-Nazi“ mit seinem „Zweitaktstinker“ über die Wiese, um die Gänseblümchen zu killen. „Irgendein Depp mäht irgendwo immer“, textete er wütend. So verständlich der Zorn des Sängers ist, er richtete sich an den falschen Adressaten. Unsere Umweltpolitik ist zwar schon bei lautlosen Drohnen und elektrischen Flugzeugen angelangt. Lautlose Straßenfahrzeuge sollen sogar schon bald flächendeckend vorhanden sein. Nur der Rasenmäher darf noch an jeder Ecke stinkend und mit 96 dB sein Unwesen treiben. Sogar der elektrische Rasenmäher ist erheblich lauter als ein elektrischer SUV. Nur der (sündteure) Gartenroboter, der dem Getier überhaupt keine Chance mehr lässt, verrichtet sein Massaker lautlos. Verlässlich „wenn der Sommer kommt, hilft nur die Flucht ins Zimmer…“, schreibt Reinhard Mey. Es ist, als hätten unsere Regulierungswüteriche in Brüssel auf den Rasenmäher vergessen. Oder könnte es sein, dass die Lobby der Grasmonster größer ist, als die der Autoindustrie? „Da hilft kein Flehn, da hilft kein Gewimmer. Irgendein Depp, mäht irgendwo immer.“ (PB)

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