Catch and Release

Text: Peter Baumgartner.

Race to the bottom! Wie in der Fischerei und in anderen Bereichen, die Richtung ist immer gleich und das Ziel am Bodensatz nicht mehr weit.  Quelle: Peter Baumgartner

Am 10. November 2022 hat die Bürgerinitiative „Zukunft Görtschitztal“ die w&p Zement GmbH im Görtschitztal wegen Emissionsüberschreitung angezeigt. Die vorbildliche Überwachung der Luftschadstoffe hat konkret gezeigt, dass es zwischen 5. Und 6. November 2022 zu „einer erheblichen Grenzwertüberschreitung (u.a.) der Quecksilberemissionen im Werk Wietersdorf gekommen ist“, heißt es im Anzeigetext. Die Grenzwertüberschreitung war so massiv, dass sie auf der Skala gar nicht im vollen Ausmaß dargestellt werden konnte (Bild). Welche Menge Quecksilber also tatsächlich emittiert wurde, kann nicht gesagt werden. Für die Bürgerinitiative ist das jedenfalls nach der HCB-Geschichte 2014 kein Einzelfall. Auch 2019 gab es bereits eine Anzeige wegen dauerhafter Überschreitung des Ammoniak-Grenzwertes, der schon 2008 aufgefallen ist. Jedenfalls gibt es jetzt zwei Monate nach der Quecksilber-Anzeige noch immer keinerlei Reaktion der Behörden. Aktuell poppt wieder – wie seit Jahren immer wieder, das Schwermetallproblem im Krappfeld auf, wo Milchkühe anscheinend „Disco-Symptome“ bekommen, weil sie das verseuchte Gras fressen müssen. Und die Reaktion der Landesregierung und der zuständigen Behörden ist, egal um welches Problem es sich handelt, immer wieder gleich: „Seit Jahren bekannt, wird laufend beobachtet, keine Gesundheitsgefahr. Erst vor wenigen Monaten das gleiche Schauspiel mit dem seit Jahren bestehenden Verzehrverbot für HCBD-Fischen aus der Gurk. – Seit Jahren bekannt, wird „intensiv“ beobachtet. Dazu gab es allerdings neu einen zusätzlichen „Rat“, den man bei Kühen leider nicht anwenden kann: Catch and Release. Aber das ist vielleicht eine nützliche Wahlhilfe für die nächste Landtagswahl am 5. März.

Mancherorts hält sich der Nebel hartnäckig. Was aber zum Vorschein kommt, wenn er sich lichtet, könnte für Überraschung sorgen.

Leserbrief zu „Keine Erklärung für erhöhte Metallwerte am Krappfeld“ (Kleine Zeitung/Martinz, 11.01.2023)   Von Peter Dreesen / Klein St. Paul

Also keine Erklärung: Nach der 1.000.000 m3 großen Altlastdeponie K5 (CKW) in Brückl (die wahrscheinlich gefährlichste Altlastdeponie Österreichs), der 230.000 m3 großen Altlastdeponie K20 (Quecksilber und CKW) in Brückl, der 500.000 m3 großen Altlastdeponie K7 (Bor, Vanadium, Wolfram, Molybdän, Nickel und Chrom) in Althofen, der 85.000 m3 großen Asbestdeponie in Klein St. Paul, der 100.000 m3 großen Altlast K32 (Bor, Natrium und Molybdän) in Treibach und nach dem ganzen HCB-Skandal in Klein St. Paul – sollen wir ernsthaft glauben, dass es „keine Erklärung“ für die hohen Konzentrationen potenziell gefährlicher Chemikalien in Lebens- und Futtermitteln gibt? Das einzig aufmunternde, was uns gesagt wird ist, dass all dies über Jahren hinweg keine Gefahr für die Bevölkerung darstellt – ohne uns jedoch zu verraten, ab wann es für die Verletzlichsten unter uns gefährlich werden kann. Und zu erfahren, dass St. Veit der Bezirk mit dem stärksten Anstieg der Krebsrate in Österreich ist.

Anfang November kam es bei der Firma w&p Zement GmbH erneut zu einer immensen Überschreitung des Grenzwertes für Quecksilber- und für Schwefeldioxid- und Chlorwasserstoff-Emissionen. Die Gemeinde, die Landesregierung und die Abteilung 8 (Umwelt, Energie und Naturschutz) der Kärntner Verwaltung wurden informiert, aber auch diesmal ging bislang keine Information an die Bevölkerung. Der Wietersdorfer Drehofen wurde nicht abgeschaltet (weder automatisch noch manuell) und die Firma setzte den Betrieb während des Vorfalls ruhig fort. Also, bei allem Respekt für den Bürger: Gibt es wirklich keine Erklärung für die hohen Werte in den Nahrungsmitteln? Wo sonst laufen die Fäden von Gutachten, Genehmigungen, Kontrollen und Kommunikation zusammen? (PB)

Wietersdorfer Erweiterung der Steinbrüche

Leserbrief zu den Kommentaren zum Artikel Bettina Auer/Kleine Zeitung: „Wietersdorfer Erweiterung der Steinbrüche beschäftigt die Landesregierung“ (Ausgabe 07.01.2023, St. Veit)

Warum mischen sich die Steirer bei uns ein? Einzig um dem Görtschitztaler Zementwerk Verzögerungen und finanzielle Verluste zu bescheren? Nun, die Steirer und die Kärntner sind sich einig, dass niemand über dem Gesetz steht, auch wenn es um Arbeitsplätze und finanzielle Gewinne geht. Ich entnehme dem Zeitungsartikel, dass das Bundesverwaltungsgericht der Wietersdorfer Geschäftsführung (die den Rodungsantrag stellte) und der Landesregierung (die den Antrag genehmigte) erklärt hat, dass ihre Lesart des Gesetzes die Grenzen der möglichen Interpretation teilweise zu weit überschritten hat. Wenn sowohl der Antrag als auch die Genehmigung korrekt gewesen wären, hätte es in dieser Hinsicht keine zusätzlichen Verzögerungen gegeben, keine potenziellen Arbeitsplatzverluste und keine finanziellen Einbußen für die Wietersdorfer und die Republik.

Und wer finanziert die BI Neumarkt eigentlich? Anscheinend gibt es einige Personen, die sich auch um unsere Demokratie und die Zukunft der Kinder (auch der Leser) sorgen. Demokratie und Kinder sind unser größter Reichtum und wir müssen sie schützen.

Laut FUNK-Bericht ist Wietersdorf seit Jahren kein Zementwerk mehr, sondern „eine Sonderabfallbehandlungsanlage geworden, in der auch Klinker produziert wird“. Nach dem HCB-Skandal weiß „jedes Kind“ im Görtschitztal (und in Neumarkt in der Steiermark), dass gefährliche Abfälle (wie Quecksilber und HCB) nie in den Kamin einer Zementfabrik gehören.

Die bestrittene Genehmigung ermöglicht weiters implizit, neben der Verbrennung von gefährlichen Abfällen auch der Ausstoß von über 500.000 Tonnen CO2 pro Jahr während der nächsten 45 Jahren (also bis 2068). Laut eigenen Angaben, fängt Wietersdorf dieses CO2 nicht ein, sondern gibt es in die Natur ab, aus der es nur sehr umständlich zurückzuholen ist – und sollte dafür die Gemeinschaft keine CO2-Klimasteuer zahlen müssen. Der Bürger zahlt mehr als 30 Euro pro Tonne.

Ob die Demokratie und unsere Kinder das alles wollen, sollten nach Ansicht einiger nicht nur die Wietersdorfer Geschäftsführung und die Kärntner Landesregierung entscheiden.

Zurück zu der Frage: Wer finanziert die BI Neumarkt eigentlich? Gemäß ihren Statuten finanzieren die Mitglieder ihre Bürgerinitiative. Im Görtschitztal gäbe es eine ähnliche Bürgerinitiative, mit weniger finanziellen Mitteln.

Peter Dreesen, Klein St. Paul