Opportunities!

2017, erinnern Sie sich noch? Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat zum Nationalfeiertag am 26. Oktober die freudige Botschaft vermittelt: „ICH habe Sebastian Kurz mit der Regierungsbildung beauftragt.“ Dafür konnte er nichts, dass hatten die Wähler selber zu verantworten. Aber Van der Bellen hat bei dieser Gelegenheit versprochen, „stets penibel darauf zu achten, dass immer das Wohl Österreichs über die Parteiinteressen gestellt wird.“ Was in den Jahren darauf folgte, war so ziemlich das Gegenteil von dem, was Van der Bellen erwartete und was er versprochen hatte. Jetzt, am 26. Oktober 2025 sagt derselbe Bundespräsident, die Lage, in der sich Österreich befindet, ist beschissen. OK, das hat er nicht wörtlich so gesagt, aber inhaltlich ist es noch untertrieben. Jedenfalls war da rückblickend nichts von Achtsamkeit unseres Staatsoberhauptes zu bemerken. Vielmehr hat er den Glücksrittern, reihenweise die lange Leine gewährt. Jetzt, 2025, meint unser Staatsoberhaupt, die beschissene Lage in der wir uns befinden, ist eine „Opportunitie“. Eine gute Gelegenheit, die Situation wieder zu verbessern. Aber, es wird weh tun, warnt Van der Bellen wie der Zahnarzt mit dem Bohrer in der Hand. Ja, er meint sogar, es wird noch mehr weh tun, wenn wir die „Opportunitie“ nicht ergreifen. Von einer Mitschuld oder gar Mitverantwortung habe ich in der Rede des Staatmannes nichts vernommen. Eine Entschuldigung war sowieso nicht zu erwarten. Aber man kann sie, die Parteigänger und Wirtschaftsbosse im Hintergrund schon singen hören: Opportunities! Let`s Make Lots of Money…

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