Verdammung des Andenkens

Die alten Römer, Griechen und Ägypter, pflegten unliebsame Zeitgenossen nicht nur ins Jenseits zu befördern. Nein, in Ungnade gefallene sollten ganz und für immer aus dem kollektiven Gedächtnis verschwinden. Das war zu dieser Zeit noch relativ leicht. Ein paar Inschriften unlesbar machen, ein Marmor-Relief zerstören und schon hatte die Geschichtsschreibung ein Problem. Kommunistische Nachahmungen hatten es da schon deutlich schwerer und heute, im Zeitalter von Google und Social Media, dürfte es schier unmöglich sein, beispielsweise Trump aus dem kollektiven Gedächtnis zu streichen. Aber reizvoll ist der Gedanke allemal und vielleicht manchmal die einzige Option.

Bild: Peter Baumgartner

Es gibt nämlich mehr und mehr Menschen, deren exzessiver Geltungsdrang nur noch nervt. Diese Typen machen ohne jegliche Rücksicht und Anstand einfach alles, um ihre Sucht zu befriedigen. Immer öfter mündet der Narzissmus in einen ausgewachsenen Gottkomplex mit allen Nebenwirkungen. Für eine wirksame Behandlung ist es dann zu spät. Man kann sich nur noch selbstschützend abwenden und hoffen, dass sich das Problem von allein erledigt. Erstaunlicherweise hat die Gesellschaft für solche Typen offensichtlich keinen Strafrahmen. Dafür bemühen sich die Medien nach Kräften, ihre Kunden über jedes Detail der Geltungssüchtigen zu „informieren“. Ganz egal was, wie, wo und wie oft sie sich präsentieren, die Medien sind immer zur Stelle und saugen jeden Wahnsinn auf, um genau das zu tun, was die Geltungssucht bezweckt. Die Frage ist, warum machen das „Qualitätsmedien“? Warum glauben diese Multiplikatoren kranker Psychosen, dass Medienkonsumenten dauerhaft für so ein „Angebot“ zahlen werden? Das widerspricht jeglicher Logik – außer, man ist selber nicht ganz bei Trost, oder darf sich auf Zwangsgebühren verlassen. Als humanistischer Mensch ertappt man sich jedenfalls dabei, an die Vaporisierung bei George Orwell zu denken. Natürlich um den Gedanken gleich wieder zu verwerfen. Aber eine Art Damnatio memoriae durch einen demokratischen Gesellschaftsbeschluss wird man sich noch wünschen dürfen. Vielleicht würde ein Damnationsbeschluss sogar therapeutisch wirken.

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