Falscher Fuffziger
In einer Zeit, wo Kurznachrichten den Dialog und Copy & Paste die Meinungsbildung ersetzen, gehen zwangsläufig gewohnte Werte verloren. Doch es sind die Werte, die uns zuvor von Tieren unterschieden haben und die uns jetzt davor bewahren sollen, Maschinen zu werden. Giorgia Meloni, die italienische Premierministerin, hat in der „guten Öffentlichkeit“ die Punzierung einer Postfaschistin, rechtsradikalen und/oder ultrakonservativen Mussolini Verehrerin. Genau so wird sie auch in einem Atemzug mit anderen rechten Lagern verortet. Hier die Guten – dort die Bösen.

Wechselweise hält man sich an die zugeschriebenen Codes. Giorgia Meloni ist jedoch eine Grenzgängerin. Der Diplomatenstatus erleichtert ihr das Wandern zwischen den Grenzen. Das nützen die „Guten“ für sich aus, wie kürzlich unser Ersatz-Bundeskanzler Schallenberg gezeigt hat. Selbst diplomatisch gebrieft, viel es ihm nicht schwer, der Rechtsradikalen charmant die rechte Hand zu küssen. Aus Melonis Sicht eine dankbar anzunehmende Unterwürfigkeit (seht her, wie der Demokrat artig mein rechtes Pfötchen abschleckt). Schallenberg könnte man volkstümlich als „falschen Fuffziger“ bezeichnen, aber so kommt man eben auf die Titelseite der Medien. Doch die Diplomatie liefert oft Zerrbilder. Man erinnere sich an Karin Kneisels Hofknicks vor Putin. Sie musste letztlich deshalb sogar auswandern. Das blieb Schallenberg zwar erspart, aber als Christdemokrat sollte er jedoch wenigstens die 10 Gebote beherzigen und da steht geschrieben, „Du sollst kein falsches Zeugnis geben wider deinen Nächsten“. Diplomatie kann das Benehmen in der Außenwahrnehmung verfeinern, darf aber nicht die Wahrheit über Bord werfen. Ich bin schon gespannt, ob Schallenberg auch mal das Pfötchen von FPÖ-Dagmar Belakowitsch abschlecken wird.