Krieg und Leichen – die letzte Hoffnung der Reichen
Unter dem Beitragstitel schaffte der deutsche Künstler John Heartfield 1932 eine Collage und reagierte so auf die Berichterstattung in den Zeitungen. Heartfield sah die Angehörigen der wirtschaftlichen Elite als Kriegstreiber und stellte sie als Profiteure eines kommenden Krieges dar.
„Befinden uns schon im Kriegszustand“, titelt die die Kleine Zeitung am 28. Jänner 2025. Eine Schlagzeile, wie man sie auch vor den beiden Weltkriegen lesen konnte. Nur hat es da tatsächlich gestimmt. Was jetzt der Beitrag zur geistigen Landesverteidigung ist, erfährt man erst ein paar Zeilen weiter. Aber egal, Klaudia Tanner hat die Schlagzeile spielend getoppt. „Wir sind KEINE Insel der Seligen“, konstatierte die (Wirtschafts-)Verteidigungsministerin anlässlich der Veröffentlichung von „Risikobild Österreich 2025“.

Dieser Befund war gar nicht notwendig, weil das in Österreich ohnehin niemand mehr glaubt. Aber Tanner vermittelte dabei überzeugend den Eindruck, dass ihr die von ihren Experten beschriebene Risikolage durchaus gelegen kommt. Gibt sie ihr doch die Legitimation zu der Forderung, Österreich muss sich mehr „einbringen“. Nachdem es ihr dabei wohl nicht um eine landwirtschaftliche Tätigkeit geht, liegt es nahe, dass sie und ihr Ministerium erwartet, dass sich Österreich mehr in die NATO/europäische Verteidigungspolitik einbringen soll – was sowieso seit Jahren am Parlament vorbei passiert. Dieses Einbringen kann auf einen erhofften Sicherheitsgewinn abzielen (das Gegenteil ist bisher der Fall), oder aber nur Gewinn verschaffen. Bezeichnenderweise fand die Bewerbung des neuen Risikoberichtes in gewohnter Weise unter der Schirmherrschaft des Raiffeisenverbandes statt, der wohl unbestritten zentralen Finanzmacht in Österreich und weit darüber hinaus. Deren Generalanwalt betonte auch ungeniert die enge Verbundenheit zwischen Wirtschaft und Bundesheer. Diese deutlichen Worte haben den Vorteil, dass jeder weiß, wer unsere „Fugger“ sind. Als Gegenleistung für die Finanzierung unserer „Einbringung“ erwarten die Gläubiger aber nicht nur den entsprechenden Rückfluss mit Aufschlag, sondern, dass wir auch für ihre Sicherheit zu sorgen haben. Denn, auch das wird klar betont, Sicherheit ist selbstverständlich eine „gesamtgesellschaftliche“ Aufgabe. Es geht also um das WIR. Doch wer im Kriegsfall den Kopf hinhalten muss und als Kanonenfutter dient, dass ist auf jedem Schlachtfeld – gerade jetzt wieder in der Ukraine – unübersehbar. Da halte ich es doch lieber mit Reinhard Mey: „Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht“. Wer den „National Rifle Association-Award“ gewinnen will, ist bei uns im falschen Land. Unsere zeitgenössischen Künstler sorgen sich derweil um die Kunstförderung.