Das Drama in fünf Akten?
Also, ein Einakter wird dieses Regierungsfindungs-Drama sicher nicht mehr. Ob dem ersten Akt noch einer, noch zwei oder gar vier folgen werden, ist schwer zu sagen. Möglich wär‘s. Ich tippe auf insgesamt fünf Akte, denn das Drama endet meist mit der Katastrophe. Demnach befinden wir uns jetzt erst nach dem zweiten Akt. Das erregende Momentum: Die NEOS sehen sich nach den gescheiterten Regierungsverhandlungen zu einer bühnenreifen Feststellung genötigt. „Schuld“ am Scheitern der „historischen Chance für Österreich“, ist der SPÖ-Chef Andreas Babler, lautet die NEOS-Richtigstellung auf die von Babler verbreiteten „Fake News“. Fake News sind im modernen Drama allerdings auch keine Lappalie. Hier geht es um eine schwerwiegende Manipulation der öffentlichen Meinung. In einem früheren Stück, hat das den Protagonisten (ÖVP-NÖ) bereits eine 15.000 Euro Strafe plus Anwaltskosten eingebracht. Dritter Akt – der Antagonist Kickl tritt auf den Plan und beschuldigt alle Protagonisten des Hochverrats. Die Tragödie nimmt ihren Lauf…
Mit „Wir wollen keine leeren Kilometer“, begründete Bundespräsident Van der Bellen am 9. Oktober 2024 seine umstrittene Entscheidung, nicht die stimmenstärkste Partei nach der Nationalratswahl mit der Regierungsbildung zu beauftragen. Weil, so die Begründung, wir haben keine Zeit für Spielchen. 100 Tage später beobachten wir die „Spielchen“ noch immer vom Spielrand aus. Die präsidiale Hoffnungsregierung hat sich in Luft aufgelöst und plötzlich spielt die Putin-Nähe des neuen Hoffnungsträgers keine Rolle mehr. Verflogen die Sorge um den Rechtsstaat und die Zukunft Europas. Die „massiven Sicherheitsbedenken“, das „rückwärtsgewandte Frauenbild“, Respektlosigkeit, die fehlende Abgrenzung gegen Rechtsextremismus und die „herabwürdigende Sprache“. Alles „wie weggewischt“. Streifenfrei! Jene Protagonisten aber, die nie Sicherheitsbedenken ausgelöst haben, die stets ein sauberes Frauenbild abgeben, respektvoll miteinander umgehen, nicht mit Rechts am Hut haben und glühende Europäer sind, genau die finden jetzt keine gemeinsame Sprache. Dumm gelaufen.
„Der Wahlkampf ist ein Kindergarten“. Erinnern Sie sich? Lutz-Marketingchef Thomas Saliger, der Mann hinter dem roten Riesensessel und der Familie Putz vom Einkaufszentrum, ließ die kindlichen Abbilder der Wahlkandidatinnen durch den Kindergarten wirbeln. „Jeder patzt an jeden an“, „alle reden Schmarrn“, „es wird nur gestritten und auf Blödsinn rumgeritten“. Der kleine Karli richtete mit seinem Burger eine ziemliche Sauerei an und der junge Andi kurvte mit seinem 100-Auto durch die Bude. Sichtbaren Spaß auf seinem Pferd konnte man bei Klein-Herbi erkennen und die Vorliebe für Mikrofone bei Bea waren auch unübersehbar. Und der Werner, der war schon als Kleinkind ein ziemlicher Rüpel. Alles zusammen ein professionelles, wahrheitsgetreues Bild. Nein, nicht von Kindergarten Kinder, sondern von Regierungsanwärter. Elementarpädagoginnen und der Werberat waren nicht sehr amüsiert. Den Wählerinnen hat es nichts ausgemacht, obwohl Babler sogar selber vor seinem „völligen Kindergarten“ gewarnt hatte. Wir haben die Chaos-Truppe trotzdem gewählt – wohl auch mangels einer besseren Alternative. Jetzt warten wir darauf, bis der Vorhang zum nächsten Akt fällt.