Sakrale Momente
Die Katholische Kirche Kärnten hat eine „Kampagne“ gestartet. Unter dem Slogan „Du bist das Licht“, hält Bischof Josef Marketz ein brennendes Streichholz in die Kamera. Doch damit es warm wird, muss man die Kerze auch anzünden, sonst verbrennt man sich nur die Finger.
Vielleicht ist das mediale Engagement der Kirche angesichts der Mitgliederabwanderung eine Verzweiflungs-Kampagne und sollte Zündfunke für den neu eingeschlagenen synodalen Prozess sein. Manchmal bekommt man halt den Eindruck, die durchgeführten, viel mehr noch, die angekündigten Reformideen der römisch-katholischen Kirche, führen schnurstracks in eine Desakralisierung. Manche mögen das als notwendige Modernisierung empfinden und bestimmt gibt es viel Veränderungsbedarf. Nicht weil alte Regeln überholt sind, sondern weil sich die Gesellschaft verändert. Doch der Weg vom Wandel in die Profanität ist eine Einbahnstraße ohne Wendeplatz. Wer da nicht rechtzeitig die Kurve kratzt, hängt in der Sackgasse fest. Vielleicht sollten sich die Reformer die Frage stellen, auf welche sakralen Momente wollen/können wir verzichten. Welche wollen wir keinesfalls über Bord werfen, weil sonst tragende Elemente zerstört werden. Zwei Beispiele: Die Trennung zwischen Kirche und Staat steht nicht zur Disposition – aber man sollte sich fragen, ob nicht eine engere Zusammenarbeit das Gebot der Stunde ist. Wenn nämlich außer Zweifel steht, dass sich Kirche und Staat ergänzen (sollen) und einander brauchen, dann darf einer wehrhaften Partnerschaft nichts im Wege stehen.
„Anerkannte“ Religionsgemeinschaften, die den gemeinsamen Werten von Kirche und Staat entgegenstehen, sind in dieser Partnerschaft Stolpersteine der Gesellschaft. Hier gibt es Diskussionsbedarf um nicht die Einheit aufs Spiel zu setzen. Ohne Beinbruch sollte die Ordination endlich auch für Frauen möglich sein. Wenn ich mich an die schönsten sakralen Momente im Leben erinnere, dann zählen die gemeinsamen Erfahrungen mit der römisch-katholischen Bischöfin Christine Mayr-Lumetzberger ganz sicher dazu. Sie wurde schon 2002 auf einem Donauschiff zur Priesterin und ein Jahr später zur Bischöfin geweiht. Auch wenn ihre rechtmäßige Weihe von Rom bis heute nicht anerkannt wird, Mayr-Lumetzberger folgt unbeirrt ihrer Berufung. Die „Branche“ bräuchte viel mehr solche wahrhaften BotschafterInnen an der Spitze.