Waste Watcher in Villach
Die Stadt Villach hat sich dazu entschlossen, hart gegen „Müllsünder“ vorzugehen. „Es reicht“, sagt der SPÖ Bürgermeister Günther Albel. Er zeigt sich „enttäuscht“ vor der Respektlosigkeit gegenüber der Umwelt und über die mangelhafte Umweltverantwortung der Menschen. Ab jetzt wird bestraft. Wer die Umwelt vermüllt, soll 500 Euro Strafe zahlen. Schließlich hat Albel nach eigenen Angaben auch den Auftrag dafür von den Bürgern: tuats wos!
Also wird das Stadtoberhaupt aktiv und schafft Ordnung. Auch sein ÖVP-Kollege ist dafür, dass das Müllproblem beseitigt wird. Der zuständige Stadtrat und die Grünen im Gemeinderat wehren sich noch ein wenig gegen die Mehrheitsmacht und hätten lieber eigene Ideen eingebracht. Die FPÖ-Fraktion beschränkt sich derweil auf das Einmahnen einer guten Gesprächskultur. Man sieht, „Müllsünder“ sind schnell identifiziert, wenn es sich um Privatpersonen handelt und die Bereitschaft hart zu bestrafen, ist auch gegeben. In Wien gibt es sogar eigene „Waste Watcher“, die dem Gsindl auf der Spur sind. Wenn Privatpersonen schon nicht namhaft gemacht werden können, dann werden sie zumindest verdächtigen Gruppen zugeordnet. McDonalds-Konsumenten zum Beispiel, stehen im Verdacht für die Straßenvermüllung. Camper, Badegäste, Wanderer. Es ist einfach, die „Schuldigen“ zu identifizieren. „Drah die ned um“, da Waste Watcher geht um.
Im gewerblichen Bereich Müllsünder zu entdecken, ist schon bedeutend schwieriger. Da brauchen wir schon eine Bundeswettbewerbsbehörde oder Umweltschutzorganisationen, die den berufsmäßigen Umweltsündern auf die Finger schauen. Und im öffentlichen Bereich ist es gänzlich unmöglich Müllsünder dinghaft zu machen. Dort „macht man das nicht“. Damit die Botschaft auch hält, was sie verspricht, ist Müll per Definition nicht gleich Müll. Wenn eine leere Fanta-Flasche im Straßengraben Müll ist, heißt das noch lange nicht, dass sie in der Au auch Müll ist. Wenn Asbest für den Häuslbauer existenzgefährdend wird, ist es am Acker „keine Gefahr für die Umwelt“. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, wenn ein Bürgermeister über Müllsünder schimpft und „Maßnahmen“ ergreift, während ein anderer Amtskollege es „ganz normal“ und „nicht gefährlich“ erachtet, Müll „abzulagern“. Der Standort bestimmt den Standpunkt. Das gilt auch für Müll. Ein Politiker sagt, der Müll muss beseitigt werden, ein anderer sagt, der kann bleiben. Besonders „spaßig“ ist es, Kinder zur „Flurreinigung“ auf die Straße zu schicken, wo sie mühsam Stück für Stück einsammeln müssen. Dabei hätten sie auf „amtlichen Müllbergen“ ein ungleich größeres Erfolgserlebnis. Es ist ein Phänomen unserer Zeit. Ganze Scharen ziehen alljährliche bei der „Erdbefreiung“ durch Feld und Flur, um das achtlos weggeworfene Sackerl fürs Gackerl einzusammeln. Sogar eine richtige Sportveranstaltung mit medialer Begleitmusik ist schon daraus entstanden. Vielleicht ist es eine Art Ablenkungsmanöver oder Volksbeschäftigung, damit die großen Umweltverbrechen ohne lästiger Bürgerbeteiligung ablaufen kann.